Operation Sahara
stehen. Die beiden Colonels salutierten. Verblüfft erkannte der Amerikaner, wie wenig Verteidiger einer so großen Truppe getrotzt hatten. Die UN-Soldaten standen da, stolz und derart staubbedeckt, daß sie wie Statuen aussahen. Die Augen lagen in tiefen Höhlen, und die hageren Gesichter wirkten völlig erschöpft. Alle hatten einen Stoppelbart. Die Kampfanzüge waren zerrissen und verschmutzt. Einige trugen hastig angelegte, blutdurchtränkte Verbände. Wenngleich alle mehr oder minder schwer verletzt waren, so waren sie dennoch unbesiegt geblieben.
»Colonel Jason Hargrove«, stellte er sich vor. »United States Army Rangers.«
»Colonel Marcel Levant, UN-Eingreiftruppe.«
»Ich bedauere zutiefst«, sagte Hargrove, »daß wir nicht früher kommen konnten.«
Levant zuckte die Achseln. »Ein Wunder, daß Sie überhaupt hier sind.«
»Sie haben die Stellung ausgezeichnet gehalten, Colonel.«
Hargroves Blick glitt über die Trümmerlandschaft. Dann bemerkte er die abgekämpften Soldaten, die hinter Levant angetreten waren.
»Sind das alle?« fragte er fassungslos. »Ja, der Rest meiner Einheit.«
»Wieviel Mann hatten Sie unter Ihrem Kommando?«
»Vierzig zu Anfang.«
Wie in Trance salutierte Hargrove noch einmal. »Ich darf Sie zu Ihrer ruhmreichen Verteidigung beglückwünschen. So etwas habe ich noch nicht gesehen.«
»Im Arsenal des Forts liegen unsere Verwundeten«, informierte Levant Hargrove.
»Soviel ich weiß, befanden sich auch Frauen und Kinder in Ihrer Begleitung.«
»Die sind unten, bei meinen Verwundeten.«
Hargrove fuhr herum und gab seinen Offizieren den Befehl:
»Sorgen Sie dafür, daß unsere Sanitäter herkommen und sich um die Leute kümmern. Holt diejenigen hoch, die sich im Keller aufhalten und bringt sie schnell an Bord der Transporthubschrauber. Die malische Luftwaffe kann jeden Augenblick hier auftauchen.«
Giordino ging zu Pitt hinüber, der etwas abseits stand, und umarmte ihn. »Diesmal, alter Freund, habe ich nicht geglaubt, daß ich rechtzeitig komme.«
Trotz der Erschöpfung und des pochenden Schmerzes in seiner angeschossenen Hüfte grinste Pitt ihn an. »Der Teufel und ich haben uns nicht einigen können.«
»Tut mir leid, daß ich es nicht geschafft habe, zwei Stunden früher hier zu sein«, klagte Giordino.
»Niemand hätte dich mit einem Zug erwartet.«
»Hargrove konnte es nicht riskieren, die Luftabwehr Kazims bei Tageslicht mit seinen Helikoptern zu durchbrechen.«
Pitt blickte nach oben und sah einen Apache-Kampfhubschrauber, der das Fort umkreiste und dessen hochentwickelte Elektronik die Gegend hinter dem Horizont nach sich nähernden feindlichen Einheiten absuchte. »Du hast es geschafft, ohne entdeckt zu werden«, stellte er fest. »Und allein das zählt.«
Giordino warf Pitt einen unsicheren Blick zu. »Was ist mit Eva?«
»Sie ist schwer verwundet. Dir und dem Signalhorn der Lokomotive verdankt sie es, daß sie noch lebt.«
»War es so knapp, daß sie von Kazims Mob erschossen worden wäre?« fragte Giordino neugierig.
»Nein, ich hätte sie erschossen.« Bevor Giordino antworten konnte, deutete Pitt auf den Eingang zum Arsenal. »Komm mit, sie wird sich freuen, dich zu sehen.«
Giordinos Miene wurde ernst, als er all die Verwundeten mit ihren blutigen Verbänden und geschienten Gliedern erblickte, die dicht gedrängt auf dem Boden lagen. Überrascht betrachtete er die Schäden, die von den aus der Decke gebrochenen Steinen stammten. Doch am meisten verblüffte ihn die absolute Stille.
Keiner der Verwundeten machte ein Geräusch, kein Stöhnen entrang sich ihren Lippen. Niemand in dem dichtgedrängten Keller sagte ein Wort. Die Kinder starrten ihn bloß an, völlig durcheinander nach der stundenlang ertragenen Angst.
Dann, wie auf Kommando, brachen alle in schwache Hochrufe und Applaus aus, als sie in Giordino den Mann erkannten, der die Verstärkung hergeführt und ihr Leben gerettet hatte. Pitt war amüsiert.
Noch nie hatte er Giordino so bescheiden und gerührt gesehen wie in diesem Moment. Die Männer reichten ihm die Hand, und die Frauen küßten ihn wie einen langersehnten Liebhaber.
Dann entdeckte Giordino Eva. Sie hob den Kopf und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. »Al… o Al. Ich wußte, Sie kommen zurück.«
Er ging neben ihr in die Knie, gab acht, daß er nicht aus Versehen an ihre Verwundungen stieß und tätschelte ihre Hand.
»Sie ahnen gar nicht, wie ich mich freue, Sie und Pitt lebendig wiederzusehen.«
»Hier war
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