Operation Sahara
südlichen Sahara, die an einem großen Ständer hing, und nahm einen Zeigestock zur Hand. Er deutete auf einen Punkt in einer völlig menschenleeren Stelle im Norden von Mali. »Das französische Projekt befindet sich hier, in Fort Foureau, mehr als 200 Kilometer vom nächsten Ort entfernt, aus dem Vergiftungen berichtet wurden. Das ist zu weit, als daß es als direkte Ursache in Frage käme.«
Ein Korrespondent der deutschen Wochenzeitschrift
Der Spiegel
stand auf. »Könnten die Erreger vielleicht vom Wind dorthin transportiert worden sein?«
Hopper schüttelte den Kopf. »Das ist nicht möglich.«
»Woher sind Sie so sicher?«
»Während der einzelnen Phasen von Konstruktion und Bau wurden meine Kollegen und ich als Wissenschaftler der Weltgesundheitsbehörde von den Ingenieuren der
Massarde Enterprise de Solaire Energie,
die die Anlage betreibt, bei jedem Entwicklungsschritt konsultiert. Der gesamte gefährliche Abfall wird mit Hilfe von Solarenergie vernichtet und in harmlosen Dampf verwandelt. Das Ergebnis wird ständig überwacht. Da sind einfach keine Giftstoffe mehr vorhanden, die vom Wind davongetragen werden und Menschen Hunderte von Kilometern entfernt anstecken könnten.«
Ein ägyptischer Fernsehreporter streckte ein Mikrophon vor.
»Haben die Länder am Rande der Wüste, in die Sie einreisen wollen, sich bereit erklärt, Ihnen zu helfen?«
»Die meisten empfangen uns mit offenen Armen«, erwiderte Hopper.
»Sie haben vorhin erwähnt, daß Präsident Tahir von Mali gezögert hat, Ihr Forschungsteam in sein Land einreisen zu lassen.«
»Das stimmt. Doch ich erwarte, daß er seine Meinung ändern wird, wenn wir erst einmal dort sind und unsere Absicht, Hilfe zu leisten, unter Beweis stellen.«
»Sie glauben also nicht, daß Sie Menschenleben aufs Spiel setzen, wenn Sie sich in die Angelegenheiten von Präsident Tahirs Regierung einmischen?«
In Hoppers Stimme schwang ein Anflug von Ärger mit. »Die wirkliche Gefahr liegt darin, daß seine Berater spinnen. Sie ignorieren die Krankheit, verschweigen sie offiziell, als ob sie gar nicht existieren würde.«
»Aber glauben Sie, daß Sie und Ihr Team frei und sicher in Mali umherreisen dürfen?« fragte die Korrespondentin von
Reuters.
Hopper grinste abfällig. Die Fragen hatten genau die erhoffte Richtung genommen. »Wenn sich eine Tragödie ereignen sollte, dann zähle ich auf Sie, meine Damen und Herren von der Presse, daß Sie der Sache nachgehen und den Schuldigen die Hölle heiß machen.«
Nach dem Abendessen begleitete Pitt Eva zu ihrem Zimmer.
Nervös fummelte sie mit dem Schlüssel herum, war sich nicht sicher, was sie tun sollte. Sie schuldete ihm viel, und sie mochte ihn. Doch sie hatte ihre Grundsätze und deshalb Schwierigkeiten, mit jedem Mann ins Bett zu gehen, der an ihr interessiert war – selbst mit einem, der ihr das Leben gerettet hatte.
Pitt bemerkte den rötlichen Schimmer, der sich vom Hals aus über ihr Gesicht verbreitete. Er sah ihr in die Augen. Blau wie der Himmel über der Südsee. Er faßte sie bei den Schultern und zog sie sanft an sich. Eva wirkte leicht angespannt, doch sie sträubte sich nicht. »Verschieben Sie Ihren Flug.«
Sie vermied es, ihn anzusehen. »Das kann ich nicht.«
»Vielleicht treffen wir uns nie wieder.«
»Ich habe mein Wort gegeben.«
»Und danach?«
»Werde ich nach Kalifornien in das Haus meiner Familie in Pacific Grove zurückkehren.«
»Eine schöne Gegend. Ich habe oft am Oldtimer-Wettbewerb, am Pebble Beach Concours d’Elegance, teilgenommen.«
»Im Juni ist es besonders schön«, sagte sie. Plötzlich zitterte ihre Stimme.
Er lächelte. »Abgemacht. Sie, ich und die Bucht von Monterey.«
Mit dieser Bemerkung wurden sie Freunde, die wußten, daß sie sich gegenseitig anzogen. Er gab ihr einen sanften Kuß und trat zurück.
»Geh dem Ärger aus dem Weg. Ich möchte dich nicht gerne verlieren.« Dann drehte er sich um und schritt auf den Aufzug zu.
7
Jahrtausende haben die Ägypter und die Vegetation darum gekämpft, ihr wertvolles Gebiet zwischen dem blaßblauen Gewässer des Nils und dem braungelben Sand der Sahara zu erhalten. Von allen großen Strömen Afrikas fließt nur der Nil nordwärts, 6500 Kilometer von seinen Quellen in Zentralafrika bis zur Mündung im Mittelmeer. Seit urdenklichen Zeiten, immer gegenwärtig, lebensspendend: Der Nil nimmt sich vor der kargen nordafrikanischen Landschaft absolut fremdartig aus.
Er könnte auf dem Planeten Venus nicht
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