Operation Sahara
Bildschirm mit den Positionsdaten. »Zwei Meter unter Wasser und acht Meter unter dem Schlick.«
»Irgendwelche Spuren von Metall?«
»Nichts, was die Magnetabtastung erfassen könnte.«
»Ist ja auch kein Wunder, denn Eisen war in Ägypten vor dem zwölften Jahrhundert vor Christi unbekannt. Was sagt die Abtastung bei Nichteisenmetallen?«
Giordino drehte auf seinem Pult an einer Skala. »Nicht viel.
Ein paar Bronzebeschläge. Nichts Besonderes.«
Pitt musterte das Bild des Schiffes, das vor 40 Jahrhunderten im Fluß versunken war. »Faszinierend, daß sich die Konstruktion der Schiffe 3000 Jahre lang kaum verändert hat.«
»Dasselbe gilt für die Kunst der Ägypter«, bemerkte Giordino.
Pitt sah ihn an. »Kunst?«
»Ist dir nie aufgefallen, daß die Kunstwerke in der Zeit zwischen der Ersten und der Dreißigsten Dynastie keinerlei Unterschiede aufweisen?« präzisierte Giordino. »Die Haltung der Menschen war statisch. Warum, zum Teufel, ist in der ganzen Zeit niemand darauf gekommen, das menschliche Auge von schräg vorn darzustellen, statt immer nur im Profil? Was Traditionen angeht, da waren die Ägypter die absoluten Experten.«
»Seit wann bist du denn ein Experte für Ägyptologie?«
Giordino sah ihn vielsagend an und zuckte die Achseln. »Oh, ich habe das eine oder andere hier und da aufgeschnappt.«
Pitt ließ sich nicht hinters Licht führen. Giordino hatte ein gutes Auge für Details. Ihm entging nicht viel, was auch die Bemerkung über die ägyptische Kunst verriet. 99 Prozent der Touristen wäre das nicht aufgefallen, und es stand in keinem Reiseführer.
Giordino trank sein Bier aus und rollte die kalte Flasche über seine Stirn. Er deutete auf das Wrack, während das Forschungsboot darüber hinwegfuhr. Die Abbildung auf dem Bildschirm verblaßte.
»Kaum zu glauben, daß wir erst drei Kilometer des Flusses überprüft und dabei bereits 94 Wracks gefunden haben. Manche liegen in drei Schichten übereinander.«
»Gar kein Wunder, wenn man bedenkt, seit wieviel tausend Jahren der Nil von Schiffen befahren wird«, gab Pitt nachdenklich zurück. »Zu allen Zeiten war man froh, wenn Schiffe 20 Jahre Dienst taten, bevor sie durch Sturm, Feuer oder Kollisionen verlorengingen. Und diejenigen, die 20 Jahre überdauerten, waren normalerweise verrottet. Im Nil, zwischen dem Delta und Khartoum, liegen pro Quadratkilometer mehr versunkene Schiffe als irgendwo sonst auf der Welt. Die Archäologen haben Glück, daß die Wracks von Schlick bedeckt und gut erhalten sind. Die könnten dort noch weitere 4000 Jahre überdauern.«
»Keine Ladung zu entdecken«, bemerkte Giordino, der über Pitts Schulter einen Blick auf das langsam verschwindende Schiff warf. »War möglicherweise so, wie du schon sagtest.
Vielleicht war es verrottet, und die Eigner ließen es einfach weitervergammeln, bis es schließlich sank.«
Der Kapitän des Forschungsschiffes, Gary Marx, hatte das Echolot im Blick. Gary war groß, blond, trug lediglich Shorts und einen Strohhut auf dem Kopf. Er wandte leicht den Kopf und bemerkte: »Mit der Strecke flußab sind wir fertig, Dirk.«
»Okay«, erwiderte Pitt. »Wir wenden und laufen wieder stromaufwärts. Diesmal so nahe am Ufer wie möglich.«
»Uns wird praktisch jetzt schon der Anstrich vom Schiffsboden gekratzt«, bemerkte Marx lässig. »Wenn wir noch näher ans Ufer drehen, müssen wir das Schiff von einem Traktor ziehen lassen.«
»Du brauchst nicht gleich hysterisch zu werden«, erwiderte Pitt trocken. »Wende einfach, fahr um die Sandbank herum und gib acht, daß der Sensor nicht abgerissen wird.«
Geschickt wendete Marx das Schiff in der Hauptfahrrinne und ließ es in einem Abstand von fünf bis sechs Metern parallel zum Ufer laufen. Beinahe im gleichen Augenblick entdeckten die Sensoren ein weiteres Wrack. Nach der Bestimmung durch den Computer handelte es sich um die Privatyacht eines Adeligen und stammte aus dem Mittleren Reich, 2040 bis 1786 vor Christi.
Der Rumpf war schlanker als derjenige des Frachtschiffes, und eine Kabine zierte das Achterdeck.
Man konnte die Reste einer Reling erkennen, die über das gesamte Deck lief. Die oberen Enden der Pfosten schienen in Form geschnitzter Löwenköpfe ausgeführt zu sein. An Backbord war ein großes Leck, das darauf schließen ließ, daß das Schiff nach einer Kollision gesunken war.
Sie entdeckten noch weitere acht Schiffe unter dem Schlick und speicherten genau ihre Position, bevor ihnen die Sensoren verrieten, daß sie
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