Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf
installierte, begriff den kleinen Wink ebenfalls und folgte der Ärztin eilig.
Romulka zog sich einen Stuhl heran und setzte sich. Nachdem er sich eine Zigarette angezündet hatte, schaute er sich im Zimmer um.
»Wie es aussieht, kümmert man sich gut um Sie. Ich habe mit dem kommandierenden Oberst gesprochen. Ich glaube, man hat den Wagen gefunden.« Er betrachtete Lukins Arm. »Erzählen Sie mir, was passiert ist.«
Lukin erstattete Bericht. Als er geendet hatte, grinste Romulka boshaft. »Kein sehr vielversprechender Anfang, was, Lukin? Das Pärchen ist Ihnen durch die Lappen gegangen. Das wird Genosse Berija gar nicht gefallen.«
»Warum sind Sie hier?« erkundigte Lukin sich knapp.
»Diese Sache fällt auch unter meine Zuständigkeit, haben Sie das vergessen? Ich bin hier, um Ihnen zu helfen und mich davon zu überzeugen, daß Ihre Gesundheit es Ihnen erlaubt, weiterzumachen.«
»Ich habe gerade erst angefangen. Und wenn Sie sich darüber amüsieren, was mir passiert ist – auf solche Hilfe kann ich verzichten.«
Romulka trat einen Schritt näher und beugte sich über den sitzenden Lukin. »Lassen wir die Spiegelfechtereien. Vielleicht bin ich auf Berijas Befehl hier, aber ich will Ihnen noch etwas klarmachen: Ich habe persönliches Interesse an diesem Fall. Vor allen Dingen an diesem Weib.« Er tippte mit dem Spazierstock an Lukins Brust. »Sobald die Frau gefaßt wird, will ich sie verhören. Ich. Haben Sie verstanden?«
»Falls Sie es vergessen haben: Ich habe hier die Befehlsgewalt. Erwischen wir diese Frau lebend, verhöre ich sie.«
Romulkas Blick wurde eisig. »Ich rate Ihnen, mir nicht in die Quere zu kommen, Lukin. Sie würden sich Ihres Lebens nicht mehr freuen.«
Lukin warf einen Blick auf den Berg Ausrüstung und deutete mit einem Nicken zur Tür. »Ich habe zu tun, Romulka. Auf mich wartet eine Menge Arbeit. Haben Sie mir noch etwas zu sagen, bevor Sie gehen?«
Romulka grinste. »Allerdings. Es gibt noch einen anderen Aspekt bei dieser Ermittlung, über den Sie informiert sein sollten. Bedauerlicherweise kann ich nicht in Leningrad bleiben. Ich überlasse Ihnen die weitere Verfolgung der feindlichen Agenten. Schließlich ist das ja Ihr Spezialgebiet, obwohl Ihre bisherigen Ergebnisse mich nicht sonderlich beeindrucken. Ich muß mich noch um andere dringende Angelegenheiten kümmern.«
»Worum geht es?«
»Für den Fall, daß es Ihnen entgangen sein sollte, Lukin: Mir ist klargeworden, daß die Amerikaner jemanden in Moskau brauchen, der ihnen hilft. Wahrscheinlich eine Person oder mehrere Personen, die ihnen nach getaner Arbeit die Flucht ermöglichen. Wozu es ja nicht kommt, wenn Sie Ihre Aufgabe erledigen.«
»Das habe ich nicht übersehen.«
Romulka zog ein Blatt Papier aus der Tasche und reichte es dem Major.
»Was ist das?«
»Eine Liste mit Namen. Ausländer, die aufgrund wichtiger Geschäfte quasi unbeobachtet nach Moskau ein- und ausreisen und sich dort frei bewegen können.«
Lukin überflog die Liste. Es handelte sich fast ausschließlich um europäische Geschäftsleute, mit Ausnahme von zwei türkischen Goldhändlern und einem japanischen Ölaufkäufer.
Er hob den Blick. »Was soll das bedeuten?«
»Ein Name auf der Liste interessiert mich besonders. Der Mann namens Henri Lebel. Ein französischer Pelzhändler.«
»Ich habe von ihm gehört.«
»Dann wissen Sie vielleicht auch, daß er während des Krieges Mitglied der französischen kommunistischen Résistance in Paris gewesen ist.«
»Das wußte ich nicht, aber fahren Sie fort.«
»Wegen seines Handelsstatus und der Geldzuwendungen an die französische kommunistische Partei genießt der Mann in Moskau beträchtliche Freiheiten. Aber das wird sich bald ändern.«
»Was haben Sie vor?«
Romulka verzog das Gesicht. »Ich habe so ein Gefühl, was Lebel angeht. Er wird zwar erst in drei Tagen in Moskau erwartet, aber in Anbetracht der Dringlichkeit des Falles können wir die Sache etwas beschleunigen.«
»Wie?«
»Unsere Freunde in Paris werden das arrangieren. Wir befragen Lebel, diskret natürlich. Wenn er nichts weiß, lassen wir ihn einreisen.«
»Doch hoffentlich unverletzt? Der Mann ist nur ein Verdächtiger, kein Verurteilter.«
Romulka grinste. »Das hängt davon ab, wie kooperativ er ist. Falls er unschuldig ist, hat er nichts zu befürchten. Aber es gibt da noch etwas.«
»Und das wäre?«
»Wir wissen, daß Lebel durch die Résistance Kontakt mit diesem Massey hatte, der an der Organisation der
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