Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf
einlegen, als sie beide eine Trillerpfeife hörten. Ein junger Polizist standneben einer Verkehrsinsel in der Mitte des Platzes, starrte sie an und winkte sie zu sich.
»Um Himmels willen!« stieß Anna hervor.
»Ganz ruhig. Laß mich reden.«
»Können wir nicht einfach weiterfahren?«
»Dann stecken wir erst recht in Schwierigkeiten.«
Der Verkehrspolizist blies wieder auf der Trillerpfeife, und Slanski fuhr durch den Verkehr langsam zu ihm. Der Mann musterte prüfend das Motorrad, wobei er mit einem schwarzen Gummiknüppel rhythmisch in seine Handfläche schlug.
»Was sind Sie, Genosse?«
»Wie bitte?«
»Sind Sie Motorradfahrer, oder spielen Sie Himmelfahrtskommando?« Der Mann blickte Slanski aus zusammengekniffenen Augen an und tippte mit dem Gummiknüppel auf den Scheinwerfer des Motorrades. »Sie fahren ohne Licht.«
Slanski beugte sich vor und warf einen Blick auf den Scheinwerfer. Er mußte ihn versehentlich ausgeschaltet haben; er hatte sich noch nicht gut genug an die Maschine gewöhnt, offenbar vergessen, das Licht wieder einzuschalten. Er lächelte den Polizisten unschuldig an und fummelte an den Handgriffen, während er nach dem Schalter suchte. Als er ihn nicht fand, fragte der Polizist: »Ist das Ihre Maschine, Freundchen?«
»Ja.«
»Trotzdem wissen Sie nicht, wo der Lichtschalter ist?«
Slanski tastete weiter nach dem Schalter, doch der Polizist beugte sich vor, betätigte einen Knopf am Lenker, und das Licht ging an.
»Also, Genosse? Was ist los? Sind Sie dumm, blind oder beides?«
Slanski versuchte so zu tun, als wäre er von der Autorität des Mannes eingeschüchtert. »Danke, Genosse. Es tut mir leid. Ich habe die Maschine heute erst gekauft. Ich bin noch nicht ganz mit den Schaltern vertraut.«
»Warum fahren Sie das Ungetüm dann mitten durch die Stadt? Zeigen Sie mir Ihre Papiere.«
Slanski bat Anna, abzusteigen, bockte die Maschine auf und suchte seine Papiere. Der zweite Polizist, ein Unteroffizier, kam neugierig von der Verkehrsinsel zu ihnen herüber.
»Probleme?«
»Dieser Gimpel hier glaubt, daß man ohne Licht fahren kann.«
Der Unteroffizier lächelte unmerklich. »Wenn Sie unbedingt Selbstmord begehen wollen, tun Sie’s bitte in Ihrer Wohnung, wo Sie keinen anderen verletzen.« Er betrachtete die Maschine. »Ein schönes Motorrad«, sagte er. »Wie sind Sie daran gekommen, Genosse?«
»Ein Freund hat es mir verkauft.«
»Wie heißt er?«
»Ist das wichtig?«
»Wenn ich frage, ist es wichtig.« Er blickte Slanski durchdringend an. »Der Name Ihres Freundes?«
»Grenadi Iwanow. Aus Puschkin.«
»Und das hier ist …?« Er deutete auf Anna.
»Meine Frau.«
Der Unteroffizier blickte Anna an. »Ist Ihr Ehemann immer so leichtsinnig?«
»Deshalb habe ich ihn geheiratet. Aber so langsam glaube ich, daß es es ein Fehler war.«
Der Uniformierte lachte und drehte sich zu seinem Kameraden um. »Wenigstens hat das Mädchen was im Kopf. Laß den Mann diesmal mit einer Verwarnung davonkommen, Boris. Die Frau ist vernünftiger als er.«
Er blickte Slanski wieder an. »Hören Sie auf Ihre Frau, Genosse. Dann leben Sie länger.«
»Sie ist wirklich ein Schatz, Brüderchen.«
»Ja. Und wenn Sie wollen, daß sie noch lange lebt, dann lernen Sie, wie man das Licht einschaltet.«
»Das werde ich, Genosse, danke.«
»Und jetzt fahrt los, ihr zwei.«
Slanski saß auf, und Anna stieg hinter ihm auf den Sattel. Er legte den Gang ein und fuhr ruckelnd weiter.
Die beiden Polizisten gingen wieder zur Verkehrsinsel.
»Die Frau hatte einen tollen Hintern, Unteroffizier.«
»Ja. Der Kerl sollte lieber sie besteigen als das Motorrad.«
Die Polizisten kicherten. Kurz darauf klingelte das Telefon. Der Sergeant hob ab.
»Verkehrsposten vierzehn, Friedensplatz.«
Er hörte der scharfen Stimme am anderen Ende eine Weile zu und sagte schließlich: »Jawohl, wir halten die Augen offen.«
Langsam legte er den Hörer wieder auf die Gabel und schaute auf die Lichter des Verkehrs, die sie wie einen Ring umgaben. Der andere Mann musterte ihn forschend.
»Gibt es ein Problem?«
Der Polizist war ein wenig blaß, als er sich das Kinn kratzte. »Ich weiß nicht genau. Das war die Zentrale. Das KGB-Hauptquartier will, daß wir nach einer Frau und einem Mann suchen. Ihre Beschreibung paßte auf die beiden mit der BMW.«
»Haben die gesagt, warum sie die zwei suchen?«
»Der Mann ist bewaffnet und gefährlich. Ein feindlicher Agent. Die Frau ist Russin und gibt sich wahrscheinlich als
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