Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf
Zweitens: Genieße das Leben, so gut du kannst. Ich halte mich jeden Tag an beide Grundsätze. Außerdemgeht Sie mein Privatleben nichts an. Also: Worüber wollen wir reden?«
Bastien grinste boshaft. »Über eine sehr heikle Angelegenheit. Deshalb habe ich Sie auch persönlich herbestellt. Haben Sie die üblichen Vorsichtsmaßnahmen getroffen?«
»Natürlich. Ihrem Gesichtsausdruck entnehme ich, daß Sie einige sehr unerfreuliche Nachrichten für mich haben.«
Bastien trank sein Glas aus und stellte es auf den Tisch. »Es geht um einen gewissen Jake Massey. Kennen Sie ihn?«
Lebels Blick flackerte. Die Frage hatte ihn überrascht, und er versuchte, seine Bestürzung zu verbergen.
»Wie meinen Sie das?«
»Ich habe Ihnen eine einfache Frage gestellt. Kennen Sie diesen Massey?«
»Der Name kommt mir bekannt vor. Ja, er war ein amerikanischer OSS-Offizier und hat während des Krieges mit der Résistance zusammengearbeitet. Warum?«
»Haben Sie ihn kürzlich getroffen?«
Lebel sah, daß Bastien grinste, was immer ein gefährliches Zeichen war. Er beschloß, die Wahrheit zu sagen.
»Ja. Er war vor kurzem in Paris und ist bei mir vorbeigekommen, um guten Tag zu sagen. Aber was hat das damit zu tun? Wollen Sie meinen Terminkalender durchhecheln, Bastien?«
»Aha, ein Freundschaftsbesuch, ja, Henri?«
»Genau. Was soll das alles? Ich habe eine Verabredung!«
»Was wollte Massey von Ihnen?«
»Nichts Besonderes. Ich habe Ihnen doch gesagt, daß er mich bloß besucht hat. Wir haben über alte Zeiten geplaudert. Ich wollte ihn zum Essen einladen, aber er hatte schon eine andere Einladung.«
»Das ist alles?«
»Ja. Und jetzt würde ich gern gehen, Bastien, wenn Sie nichts mehr …«
Als Lebel aufstehen wollte, legte Bastien rasch die Hand auf seine Schulter. »Bleiben Sie sitzen. Ich bin noch nicht fertig. Einige sehr wichtige Leute haben mir Fragen über Sie gestellt.«
»Wer?«
»Das geht Sie nichts an. Aber weil wir alte Kameraden aus der Résistance sind, habe ich Sie hergebeten, um Sie zu warnen. Ich möchte auf keinen Fall, daß man Ihnen weh tut. Wo kämen wir da hin? Ihre Spenden sind immer sehr großzügig, Henri.«
Lebel zuckte mit den Schultern. »Ich tue, was ich kann. Aber wer sollte mir weh tun? Und was für eine Warnung wollen Sie mir erteilen?«
»Seien Sie vorsichtig, was Ihren Umgang betrifft. Und den anderen Mist können Sie sich sparen. Sie spenden, weil Sie spenden müssen. Damit erkaufen Sie sich Moskaus Wohlwollen, was Ihre Geschäfte angeht.«
»Sie haben meine Frage nicht beantwortet. Wie sollte man mir weh tun? Und wer? Aus welchem Grund?«
»Fragen Sie lieber nicht. Aber tun Sie sich einen Gefallen. Wenn Massey das nächste Mal Kontakt mit Ihnen aufnimmt, sagen Sie es mir. Er war beim OSS. Jetzt ist er bei der CIA. Ihr Privatleben mag mich nichts angehen, aber es interessiert Moskau. Wenn Sie sich mit einer solchen Person einlassen, könnte man dort einen falschen Eindruck gewinnen.«
Lebel tat, als wäre er beunruhigt. »Massey ist bei der CIA? Davon hatte ich keine Ahnung …«
»Jetzt wissen Sie es, klar?«
Lebel nickte. »Wenn Sie es sagen.«
»Verlassen Sie sich darauf.«
»War das alles?« fragte Lebel.
Bastien nickte. »Das war ’s. Vergessen Sie nicht, was ich gesagt habe.«
Als Lebel aufstand, grinste Bastien hinterhältig. »Ach, übrigens, da wartet noch jemand, der Sie kennenlernen möchte.« Er warf einen Blick in den Spiegel. »Sie können reinkommen, Oberst.«
Irgendwo im Schatten öffnete sich eine Tür, und ein Mann tauchte auf. Er war groß und sah brutal aus. Sein Gesicht war von Narben entstellt, und ein Stück des linken Ohres fehlte. »Darf ich vorstellen?« sagte Bastien. »Oberst Romulka, KGB Moskau. Henri Lebel. Oberst Romulka hat mir erzählt, daß Sie in zwei Tagen in Moskau erwartet werden. Er möchte IhreReisepläne ein wenig umstellen und dafür sorgen, daß Sie früher dorthin kommen.«
Lebel wurde blaß. »Was hat das zu bedeuten?«
Romulka schnippte mit den Fingern, und zwei Männer stürmten in das Zimmer. Sie ergriffen Lebel und rollten einen seiner Ärmel hoch. Romulka trat vor und stach eine Spritze in Lebels Unterarm.
Washington
27. Februar, 20.30 Uhr
Der Regen prasselte gegen die Balkontüren des Oval Office im Weißen Haus, und ein Lichtblitz erhellte zuckend den Himmel über dem Washington-Denkmal.
Eisenhower seufzte, ließ sich schwerfällig auf seinen Schreibtischstuhl sinken und blickte die drei Männer in dem Zimmer
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