Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf
schüttelte den Kopf.
»Bitte, nicht jetzt, Nadja.«
»Wann mußt du morgen früh aufbrechen?«
»Um sechs.«
Sie stand auf, streichelte sanft sein Gesicht und ließ dann ihre Hand sinken. »Du bist erschöpft und brauchst Schlaf. Laß uns zu Bett gehen.«
Lukin ging ins Schlafzimmer, zog sich aus und stieg ins Bett.
Als Nadja kam, entkleidete sie sich ebenfalls und legte sich neben ihn. Er fühlte ihren warmen Körper, als sie sich dicht an ihn schmiegte, und spürte ihre kleinen, harten Knospen an seiner nackten Brust.
»Das Baby bewegt sich. Kannst du es fühlen, Juri?«
Er legte die Hand auf den Leib seiner Frau und spürte die Stöße der kleinen Füße und Hände. Ein intensives Gefühl durchzuckte ihn. Er legte den Kopf auf Nadjas Bauch und küßte ihn.
Lange lagen sie schweigend beieinander. Nadja streichelte sein Haar, und Lukin dachte an den Nachmittag mit Anna Chorjowa im Park zurück. An ihre Schreie, als er ihr die Tochter wieder weggenommen hatte. Diese Bilder liefen unablässig vor seinem inneren Auge ab, bis ihn das schlechte Gewissen beinahe erdrückte. Er seufzte tief.
»Erzähl es mir, Juri«, flüsterte Nadja. »Um Himmels willen, erzähl mir, was dich bedrückt, bevor es dich zerreißt.«
Nach langem Schweigen sagte er »Es geht nicht. Bitte, frag mich nicht.«
Sie hörte die Anspannung in seiner Stimme, umarmte ihn und drückte ihn fest an sich.
Mit einem Mal schien ein Damm in seinem Inneren zu brechen; sein ganzer Körper bebte, und seine Schultern zuckten.
In der Dunkelheit weinte er um Anna Chorjowa, um Nadja, um sein ungeborenes Kind und um sich selbst.
Slanski saß in der Küche im hinteren Teil der Datscha. Irina hatte sich ihm gegenüber auf den Stuhl fallen lassen. Vor ein paar Minuten war sie mit einer großen Einkaufstasche aus Moskau zurückgekommen. Sie wirkte erschöpft.
»Also, was haben Sie alles bekommen?« wollte Slanski neugierig wissen.
Sie zog einen Zettel aus der Tasche und legte ihn auf den Tisch. »Das Wichtigste zuerst. Sehen Sie selbst.«
Er nahm den Zettel in die Hand, las ihn und lächelte. »Gab es Probleme?«
»Im Telefonbuch der Post in der Gorki-Straße waren über ein Dutzend Juri Lukins eingetragen. Ich habe sie vorsichtshalber alle angerufen, aber erst bei dem letzten war ich sicher, den richtigen gefunden zu haben.«
»Wieso?«
»Eine Frau war am Apparat. Ich habe nach Major Juri Lukin gefragt, und sie wollte wissen, wer ich war. Also habe ich ihr erzählt, ich sei vom Pensionsfond der Armee und daß wir einige Akten verlegt hätten. Ich würde versuchen, einen Major Juri Lukin ausfindig zu machen, der während des Krieges bei der Kavallerie der Dritten Wachdivision gedient hätte. Die Frau meinte, daß es sich dann nicht um ihren Ehemann handeln könne. Er sei zwar Major, habe aber nicht in der Armee gedient. Ich habe mich für die Störung entschuldigt und aufgelegt. Unter den anderen Nummern war nur noch ein weiterer Major Lukin. Aber er diente bei einem Artilleriebataillon in Moskau.«
»Was ist dann passiert?«
»Ich bin zu der Adresse gefahren, die im Telefonbuch stand. Die Wohnung liegt am Kutusowksi-Prospekt. Ich habe mit den Kindern eines der Nachbarn gesprochen. Es muß sich um diesen Lukin handeln. Er fährt einen grünen BMW. Kurz und gut, er ist verheiratet und hat keine Kinder. Die Wohnung liegt im zweiten Stock.«
»Gut. Haben Sie seine Frau gesehen?«
»Soll das ein Witz sein? Ich werde doch nicht anklopfen und ihr mein Gesicht zeigen. Das Glück soll man nicht herausfordern.« Sie zögerte. »Sie sind sehr mutig, aber irgend etwas sagt mir, daß wir beide bei dieser Sache unser Leben verlieren.«
Slanski schüttelte den Kopf. »Immer mit der Ruhe, Irina. Sie sind nicht in Gefahr.«
»Was Sie vorhaben, ist verrückt. Sie spielen mit dem Feuer. Sie haben doch selbst gesagt, daß Ihre Freundin in der Lubjanka nichts weiß. Warum wollen Sie sie dann dort rausholen?«
»Weil der Plan einfach ist und mit ein bißchen Glück auch funktioniert. Leeren Sie einfach die Tasche, Irina. Haben Sie alles bekommen, was ich wollte?«
Sie legte die Sachen aus dem Beutel auf den Tisch. »Es war nicht leicht. Aber auf dem schwarzen Markt bekommt man alles, was man will, wenn man genug Geld hat.«
»Lassen Sie mich sehen.«
Er untersuchte alles sehr sorgfältig. Die schwere Armeetaschenlampe mit zwei Paketen Batterien, verschiedene dünne Seile und ein Armeetaschenmesser. Dazu eine Spritze und zwei Ampullen, eine aus transparentem
Weitere Kostenlose Bücher