Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf
mir erst einmal weggenommen wurden, habe ich in dieser Angelegenheit nichts mehr zu sagen.«
Er blickte ihr in die tränenüberströmten Augen. »Helfen Sie mir, Anna. Um Saschas Willen, helfen Sie mir, Slanski zu finden.«
Slanski ging durch die belebten Lubjanka-Arkaden. Die Menschen stießen ihn an, drängten sich an ihm vorbei und quetschten sich in die kleinen, düsteren Läden.
Als er am anderen Ende der Arkaden hervorkam, stand er auf einer schmalen Kopfsteinpflasterstraße. Er bog rechts ab und kam auf einer Straße heraus, die gegenüber dem Westflügel des KGB-Hauptquartiers lag. Er sah ein anderes massives Eichenportal wie das vom Haupteingang, aber hier stand keine Wache. Zwanzig Meter weiter bemerkte er eine gepflasterte Straße, die an der Rückseite des KGB-Hauptquartiers entlangführte. Hier parkten Militärlastwagen und einige Zivilfahrzeuge.
In die Steinmauer war ein schweres, zweiflügeliges Eisentor eingelassen, vermutlich der Eingang zum Lubjanka-Gefängnis. Zwei uniformierte Posten standen mit geschulterten Gewehren in einem Wachhäuschen. Starke Suchscheinwerfer waren über die ganze Länge des Daches montiert, und sämtliche Fenster auf dieser Seite hatten Stahlgitter.
Es wirkte uneinnehmbar.
Plötzlich traten die Wachen zurück, und die Gatter schwangen nach innen. Ein Lastwagen mit Verdeck fuhr heraus und fädelte sich nach links in den Verkehr ein.
Slanski erhaschte einen Blick auf einen Hinterhof und einige Reihen geparkter Laster und Personenwagen, bevor die Gatter wieder zuschwangen.
Plötzlich wurde einer der Posten auf ihn aufmerksam. Slanski drehte sich schnell um und ging wieder zum Platz zurück.
Eine ganze Seite des Platzes schien nur aus kleinen Cafés und Restaurants zu bestehen. Als er am Fenster eines Cafés vorüberging, sah er zahlreiche Männer in dunkelblauen Uniformen drinnen sitzen, offenbar Soldaten vom Wachpersonal, die Pause machten.
Er betrat das Café, stellte sich in eine Reihe, um sein Glas Tee zu bezahlen, und gab dann einer dicken Frau hinter dem Tresen die Quittung. Sie reichte ihm ein Glas in einer Metallfassung, und Lukin setzte sich an einen Tisch in die Nähe der Gefängniswärter.
Er merkte sich die Rangabzeichen und die Uniform der Wachen. Es waren harte Männer, die sich flüsternd unterhielten. Slanski fragte sich, ob einer von ihnen vielleicht Anna bewachte, falls sie noch am Leben war.
Hinter ihm brandete lautes Gelächter auf.
Als Slanski sich umdrehte, sah er ein halbes Dutzend Usbeken in ihren bunten Trachten. Es waren kleine, drahtige Männer mit braunen, runzligen Gesichtern, die aufstanden und zur Tür gingen. Sie hatten lange, dünne Bärte, und ihre kurzgeschorenen Schädel zierten farbenfrohe Mützen. Einige trugen bunte Seiden- oder Baumwollumhänge, und sie unterhielten sich in einem Dialekt, den Slanski nicht verstand. In dieser trostlosen Umgebung stachen sie hervor wie ein Schwarm exotischer Vögel.
Er starrte wieder auf das KGB-Gebäude auf der anderen Straßenseite. Plötzlich hörte er aufgeregte Stimmen. Zwei Usbeken bahnten sich einen Weg ans Fenster und schauten neugierig hinaus. Ein auffälliger olivgrüner BMW hielt vor einer Ampel vorm Café. Die Usbeken deuteten aufgeregt darauf und plapperten miteinander.
Slanski betrachtete den Mann und die Frau in dem BMW. Sein Blut stockte ihm in den Adern.
Hinter dem Steuer saß Lukin. Und die Frau auf dem Beifahrersitz war Anna.
Slanski traute seinen Augen nicht. Es war eindeutig Lukin. Die falsche Hand war unverwechselbar, auch wenn er jetzt keinen Handschuh, sondern einen Metallhaken trug. Und Annas Gesicht konnte er durch die Windschutzscheibe klar und deutlich erkennen.
Die Ampel sprang auf Grün um, und der BMW fuhr an. Slanski sprang auf und drängte sich an den Usbeken vorbei. Dabei stieß er einen der Männer um.
Als er auf die Straße trat, fuhr der BMW bereits in Richtung der Rückseite des KGB-Gebäudes auf den Eingang der Lubjanka zu.
Slanski rannte los. Er kümmerte sich nicht darum, daß die Passanten ihn anstarrten. Wie ein Besessener stürmte er hinter dem BMW her. Er wollte Lukin herauszerren, ihn erschießen, sich Anna schnappen und flüchten.
Vor ihm hielt der BMW in der Mitte der Straße und blinkte links, während er auf eine Lücke im entgegenkommenden Verkehr wartete, um in die Kopfsteinpflasterstraße einzubiegen, die zur Lubjanka führte.
Slanski rannte über den Bürgersteig, drängte sich rücksichtslos durch die Menge und ließ den Wagen
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