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Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf

Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf

Titel: Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Meade
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Glas und eine braune. Slanski nahm beide in die Hand. Sie enthielten eine klare Flüssigkeit. Er betrachtete die Etiketten und legte die Spritzen dann wieder auf den Tisch.
    »Das hat ja besser geklappt, als ich dachte. Hatten Sie Probleme, das alles zu besorgen?«
    »Das Adrenalin und die Spritze waren einfach.« Sie nahm die braune Ampulle hoch. »Aber das hier war schwierig. Äther ist nicht leicht zu bekommen. Die Ampulle hat zweihundert Rubel gekostet. Davon könnte ich einen Monat leben.«
    Slanski lächelte. »Ich werde Sie in meinem Testament bedenken. Hat jemand gefragt, wofür Sie das Zeug brauchen?«
    Sie lachte. »Ist das Ihr Ernst? Die Gangster auf dem Moskauer Schwarzmarkt würden mit dem Teufel persönlich Geschäfte machen, wenn er eine dicke Brieftasche hätte. Und sie sind verschwiegen. Eine lockere Zunge bedeutet Gulag oder Erschießungskommando.«
    »Was ist mit den anderen Sachen?«
    »Viktors alte Uniform habe ich enger gemacht. Sie müßte passen. Die Divisionsabzeichen sind veraltet, und damals war er noch Major, aber damit müssen Sie leben. Bei dem, was Sie vorhaben, dürfte Viktor sich wahrscheinlich im Grab umdrehen. Geschieht dem alten Mistkerl recht.«
    »Der Mann hatte Sie wirklich nicht verdient. Danke, Irina.«
    »Ich muß verrückt sein, daß ich dabei mitmache.«
    Slanski hatte Irina am Nachmittag alles erklärt, weil er ihre Hilfe brauchte. Nachdem er Anna nicht hatte retten können, blieb ihm wenigstens noch sein Plan. Es war ein einfacher Plan, doch als er ihn Irina dargelegt hatte, war sie kreidebleich geworden.
    »Was? Sie müssen verrückt sein!« Sie hatte entschieden den Kopf geschüttelt. »Da mache ich nicht mit. Wenn Sie Ihr Leben wegwerfen wollen – nur zu. Aber ich gehe auch so schon genug Risiken ein. Noch mehr Ärger verkrafte ich nicht.«
    »Es wird keinen Ärger geben, wenn Sie tun, was ich Ihnen sage.«
    Als sie sich trotzdem weigerte, sagte Slanski: »Die Frau ist Ihre Fahrkarte nach draußen. Glauben Sie, daß es Lebel gefällt, wenn Sie ohne sie aufkreuzen?«
    Irina zögerte. Die Zweifel waren ihr deutlich anzusehen. Es hatte Slanski eine weitere halbe Stunde gekostet, sie zu überzeugen und die Einzelheiten des Plans mit ihr durchzusprechen. Aber er gefiel Irina immer noch nicht, und sie hatte nur zögernd zugestimmt.
    »Unter einer Bedingung«, meinte sie schließlich. »Wenn der Plan fehlschlägt, vergessen Sie Anna, und ich verlasse Moskau allein.«
    »Einverstanden.«
    Der Plan hatte in Slanskis Kopf Gestalt angenommen, als er zum Bolschoi-Theater zurückgegangen war. Er hatte an Lukin denken müssen, wie er in seinem Wagen saß und ungeduldig mit dem Finger auf das Lenkrad klopfte. Dabei war Slanski der Ring aufgefallen. Ein schmaler, goldener Ehering an Lukins Hand. Major Juri Lukin war verheiratet. Das bedeutete, er hatte einen schwachen Punkt, den Slanski nutzen konnte. Wenn der Plan funktionierte, kam Anna frei und Lukin würde sterben.
    Falls der Plan funktionierte.
    Slanski schaute auf die Uhr und blickte dann Irina an.
    »Gehen Sie lieber schlafen. Morgen haben wir einen anstrengenden Tag.« Er sah die Angst auf ihrem Gesicht. »Danke, daß Sie mir helfen.«
    »Wissen Sie, was ich glaube?«
    »Was?«
    »Ich glaube, daß Sie diese Frau lieben.«

46. KAPITEL
    Moskau
1. März
    Lukin traf am nächsten Morgen um sechs am Dsershinski-Platz ein.
    Während er seinen ersten Kaffee trank, breitete er den Stadtplan von Moskau aus und legte einige Papiere auf seinen Schreibtisch. Nachdenklich betrachtete er den Plan. Falls der Wolf in Moskau war, was Lukin vermutete, mußte er Helfer haben. Vielleicht hatte Romulka recht, was diesen Franzosen Lebel betraf. Lukin hatte gestern abend Romulkas Büro angerufen, bis jetzt aber noch keinen Rückruf erhalten. Doch darum würde er sich später kümmern. Im Augenblick hatte er andere Dinge zu erledigen.
    Die Dokumente auf dem Tisch waren Namenslisten: Dissidenten, meist Juden, von denen man wußte, daß sie die Emigrantengruppenunterstützten. Wenn eine Gruppe verdächtig schien und in diese Sache verwickelt sein konnte, dann diese. Auf den acht Seiten befanden sich dreihundertzwölf Namen und Adressen. Sie alle zu überprüfen und die Leute zu einer Vernehmung ins KGB-Hauptquartier zu bringen, bedeutete einen ungeheuren Aufwand, aber es mußte sein. Einige der Leute, deren Namen auf den Listen standen, hatten bereits drakonische Gefängnisstrafen abgesessen. Die anderen durften zwar weiter frei herumlaufen, wurden

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