Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf
aus.
»Er ist Amerikaner. Ein Killer. Ein gedungener Mörder. Sein Name ist Alex Slanski. Man nennt ihn auch den Wolf. Er ist in Moskau, um Josef Stalin zu töten.«
Nadja wurde kreidebleich. Sie stellte ihr Glas ab und starrte ihren Mann ungläubig an.
Lukin erzählte ihr die ganze Geschichte. Als er fertig war, stand Nadja auf. »Um Himmels willen«, flüsterte sie.
»Nach heute abend ist die Lage völlig hoffnungslos. Wenn Berija erfährt, daß ich die Frau freigelassen habe, wird er mich verhaften und erschießen lassen. Daß ich es getan habe, um dein Leben zu retten, zählt nicht. Für Berija ist das keine Entschuldigung. Erst kommt die Pflicht. Und er wird dich als Mitschuldige betrachten, die ebenfalls bestraft werden muß.«
Er sah die besorgte Miene auf dem Gesicht seiner Frau. »Nadja«, sagte er, »du wolltest die Wahrheit hören, und ich habe sie dir erzählt.«
»Ich kann es einfach nicht glauben.«
Er spürte, wie ihm am ganzen Körper der Schweiß ausbrach. »Hör mir zu, Nadja. Ganz gleich, wie man es dreht und wendet: Ich bin ein toter Mann, und du schwebst in Lebensgefahr. Es wird nicht mehr lange dauern, bis Berija die Wahrheit erfährt. Spätestens morgen. Ich möchte, daß du Moskau verläßt. Geh irgendwo hin, wo du eine Chance hast, daß er dich nicht findet. Weit weg von hier. In den Ural. Oder den Kaukasus. Ich besorge dir falsche Papiere. Nimm alles Geld, was wir haben. Es ist deine einzige Chance. Wenn du bleibst, wirst du erschossen oder in ein Lager gesteckt. So hast du wenigstens den Hauch einer Chance.«
»Ich lasse dich hier nicht allein.«
»Das mußt du aber, schon für unser Kind.«
»Und was machst du?«
»Ich werde in Moskau bleiben. Wenn wir zusammen fliehen, wird es keine Gnade geben. Aber wenn ich bleibe,besteht die Chance, daß Berija sich nicht um dich kümmert.«
Nadja stand kurz vor dem Zusammenbruch. Lukin sah ihre Tränen, bevor sie ihn umarmte. Er zog sie an sich.
»Keine Tränen, Nadja, bitte.«
»Ich gehe nicht ohne dich.«
»Denk an unser Kind.«
Sie löste sich von ihm und schluchzte. Lukin stand auf. Er konnte es nicht ertragen, sie weinen zu sehen.
»Erzähl mir, was heute morgen passiert ist. Was hat Slanski dir angetan?«
Nadja wischte sich die Augen. »Er kam an die Tür und ist in die Wohnung eingedrungen. Dann hat er mir etwas auf Nase und Mund gedrückt, und ich bin ohnmächtig geworden. Als ich zu mir kam, hat er mir eine Waffe an den Kopf gehalten. Er sagte, er würde uns beide töten, wenn ich nicht tue, was er sagt. Ich dachte, er wäre ein entflohener Verrückter.«
»Hat er dir weh getan?«
»Nein.«
»Was ist passiert, nachdem er dich rausgebracht hatte?«
Sie erzählte es ihm. »War Slanski allein, als er dich in den Wagen gezerrt hat?« wollte Lukin wissen.
»Nein, da saß jemand hinter dem Steuer.«
»Wer?«
»Das konnte ich nicht erkennen. Ich war immer noch benommen. Und ich saß kaum auf dem Rücksitz, da hat der Mann mir auch schon die Augen verbunden. Dann bin ich einem Raum aufgewacht. An mehr erinnere ich mich nicht.«
»Weißt du noch, was für ein Wagen es war?«
»Ich … ich weiß es nicht genau.«
»Denk nach, Nadja. Was für ein Typ? Welche Farbe?«
»Es ging alles so schnell. Ich kann mich wirklich nicht erinnern.«
»Erinnerst du dich wenigstens an die Farbe des Autos?«
»Grau, vielleicht, oder grün. Genau kann ich es nicht sagen.«
»Und die Nummernschilder? Hast du die Nummernschilder nicht gesehen?«
»Nein.«
Lukin seufzte. »Kannst du etwas über den Fahrer sagen?«
»Er saß mit dem Rücken zu mir.«
»Denk nach, Nadja, bitte!«
»Als der Gestank dieser Droge verflog, konnte ich etwas anderes riechen..«
»Was?«
»Ein sauberer Duft … Wie Parfüm … aber genau weiß ich es nicht.«
»Könnte der Fahrer eine Frau gewesen sein?«
Nadja schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht genau. Vermutlich schon, aber ich kann es wirklich nicht sagen. Können wir damit aufhören, Juri, bitte …«
Lukin sah an ihrem Gesicht, daß sie völlig erschöpft war, aber er brauchte einen Hinweis, irgend etwas, das ihm weiterhalf.
»Was war das für ein Raum, in dem sie dich gefangen hielten?«
»Ich sagte doch schon, daß sie mir die Augen verbunden haben.«
Lukin legte ihr die Hand über die Augen. Nadja wollte ausweichen, aber er hielt sie sanft fest. »Nadja, das ist sehr wichtig. Stell dir vor, daß du wieder in dem Raum bist. Stell dir vor, du hättest eine Binde über den Augen. Wie roch es da?
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