Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf
Partisanenflittchen.«
»Sie war erst neunzehn, Sie Schweinehund.«
Kraskin sah den unverhüllten Ärger in den Augen des Mannes und begriff, daß er reagieren mußte. Er warf das Foto zur Seite und sah, wie Slanskis Blick ihm folgte. Kraskins rechte Hand zuckte zum Halfter und riß die Tokarew heraus.
Er konnte einen überhasteten Schuß abfeuern, der Slanskis linken Arm über dem Ellbogen traf.
Aber das reichte nicht.
Slanski beugte sich noch dichter zu ihm heran und schoß ihm direkt zwischen die Augen.
Als die Waffe dröhnte, wurde Kraskin in seinem Stuhl zurückgeschleudert. Der Schuß aus nächster Distanz hatte seinen Hinterkopf zerplatzen lassen und die Hälfte seines Hirns im Zimmer verteilt.
Slanski hob das Foto vom Boden auf und steckte es wieder in seine Uniformjacke. Er blickte auf das kleine Loch im Ärmel seine Uniform und auf den roten Blutfleck, der rasch größer wurde. Aus dem Badezimmer holte er ein Handtuch und wickelte es um den Arm, bevor er den Uniformmantel wieder anzog.
Als er ins Wohnzimmer zurückging, öffnete er die schwarze Arzttasche und nahm das Messer heraus. Er wußte, daß er wenig Zeit hatte, bis jemand auf den Schuß reagieren würde, den Kraskin abgegeben hatte, doch er arbeitete ruhig und sorgfältig.
Zuerst knöpfte er die Hose des Toten auf. Dann holte er den schlaffen Penis hervor. Das Messer blitzte auf, trennte das Glied vom Körper und hinterließ einen blutigen Schlund. Dann stopfte er Kraskin den rohen Fleischklumpen tief in den aufgerissenen Mund. Er wischte die Klinge an der Uniformjacke des Toten ab und verstaute das Messer wieder in der Arzttasche.
Jetzt hörte er Lärm im Treppenhaus und das Hämmern von Fäusten an der Tür. Aber er war schon am Fenster und stieg auf die Feuertreppe hinaus.
Die Frau wartete auf ihn. Als er an die Tür klopfte, ließ sie ihn rasch in ihre Wohnung.
Statt der Uniform trug er jetzt wieder Zivilkleidung. Als er sich eine Zigarette anzündete, sah die Frau das blutgetränkte Handtuch.
»Mein Gott, Alex, sind Sie verletzt?«
Er lächelte, ein verrücktes Lächeln. »Der Teufel hält zu seinesgleichen. Es war ein Abschiedsgeschenk von Kraskin, bevor er zur Hölle gefahren ist.«
Die Frau ging in die Küche und kam mit einem Baumwollverband und einer Schere zurück.
Sie rollte seinen Ärmel hoch und tupfte die Wunde aus.
»Es ist nicht so schlimm, wie es aussieht. Es gibt einen Arzt in Charlottenburg. Es ist einer von unseren Leuten. Ich rufe ihn an.«
Sie schaute zu ihm hoch und brach plötzlich in Tränen aus. All ihre aufgestaute Anspannung löste sich.
Slanski strich ihr sanft übers Gesicht. »Wischen Sie sich die Tränen ab, Natalja. Kraskin hat bekommen, was er verdient.«
7. KAPITEL
Helsinki
26. Oktober
An diesem Abend nahmen zwei Männer im Savoy-Restaurant ein spätes Abendessen ein. Das Lokal war ein beliebter Treffpunkt von Botschaftsangehörigen und ausländischen Diplomaten. Die Tische in dem Feinschmeckerrestaurant im achten Stock standen so weit auseinander, daß man sich ungestört unterhalten und dabei den Blick auf die Esplanade genießen konnte.
Hinter den breiten Panoramafenstern boten die funkelnden Lichter der Stadt die einzige Ablenkung. Doch die beiden Männer erörterten eine sehr brisante Angelegenheit, und nachdem ihr Essen serviert wurde und der Kellner wieder gegangen war, schenkten sie dem Ausblick keine Beachtung und widmeten sich ihrem Anliegen.
Doug Cannings offizieller Titel in der amerikanischen Botschaft lautete: Politischer Berater. Doch seine eigentliche Funktion war die eines leitenden CIA-Beamten.
Canning hatte seinem Botschafter einen ersten Bericht über Anna Chorjowa und den Vorfall beim Grenzübertritt gegeben. Als sie die gemeinsame Entscheidung getroffen hatten, daß sie fachkundigere Hilfe brauchten, um die Frau zu verhören und aus ihr schlau zu werden, hatte man Jake Massey noch in derselben Nacht in ein Flugzeug nach Helsinkigesetzt. Massey war erfahrener Sowjetexperte und Leiter des CIA-Büros für sowjetische Fragen mit Sitz in München. Nachdem Massey seine Einschätzung abgegeben hatte, rief Canning ihn an und verabredete sich mit ihm zum Essen, um über die Angelegenheit zu sprechen.
Doug Canning war ein großer, schlanker Texaner mit blondem, schütterem Haar und einem gebräunten, attraktiven Gesicht. Er sprühte vor Südstaatencharme und hatte erheblichen Einfluß auf den Botschafter.
Und der würde letztendlich entscheiden, ob Anna Chorjowa politisches
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