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Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf

Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf

Titel: Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Meade
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Asyl gewährt wurde. Die Beziehungen zwischen Amerikanern und Russen hatten ihren tiefsten Punkt seit Jahren erreicht, und die Flüchtlinge, die über die Grenze kamen, wurden eher als Last betrachtet denn als Hilfe. Massey wußte, daß Anna Chorjowa ein Problem verursachte, auf das der Botschafter liebend gern verzichtet hätte, und ihm war auch klar, daß ihre Schwierigkeiten noch lange nicht ausgestanden waren.
    Canning hatte eine Flasche Bordeaux und die Spezialitäten des Hauses für sie beide bestellt: Vorschmack. Nachdem er genießerisch einen Schluck Wein gekostet hatte, lächelte er seinen Gesprächspartner an.
    »Aus Ihrem Bericht klingt heraus, daß das junge Mädchen eine ziemlich schlimme Zeit hinter sich hat. Aber hat Sie Ihnen auch etwas erzählt, das uns nützt?«
    Massey hatte sein Essen kaum angerührt. Er schüttelte den Kopf.
    »Sie kann uns nichts Neues erzählen. Sie ist vor acht Jahren aus der Roten Armee entlassen worden. Also wäre jede Hintergrundinformation, die sie uns noch liefern könnte, bereits völlig überholt.«
    Cannings Blick schweifte über die strahlend erleuchtete Kathedrale von Helsinki und glitt dann wieder zu dem Mann vor ihm. »Also ist sie uns nicht von Nutzen?«
    Massey wußte, daß es eine entscheidende Frage war, aber er beantwortete sie trotzdem ehrlich. »Ich glaube nicht. Aber hier muß man noch andere Umstände bedenken, Doug.«
    »Und welche?«
    »Was das Mädchen durchgemacht hat. Sie ist die letzten sechs Monate durch die Hölle gegangen.«
    »Und Sie glauben, daß sie Ihnen die Wahrheit erzählt?«
    »Allerdings. Ich halte ihre Geschichte für wahr. Ob sie uns mit geheimen Informationen helfen kann oder nicht – schon aus humanitären Gründen hat sie eine Chance verdient.« Massey hatte in seinem Bericht erwähnt, daß die Offiziere der finnischen Gegenspionage mit der Frau ein halbes Dutzend Mal ihre Geschichte durchgekaut hatten, ohne daß sich auch nur ein Jota daran geändert hätte.
    Canning zögerte, wischte sich den Mund mit einer Serviette ab und beugte sich vor. »Jake, ich will ehrlich sein. Man hat mit juristischen Schritten vor dem Obersten Gericht gedroht. Es scheint, als hätte Moskau wegen dieser Geschichte wirklich Hummeln im Arsch. Als wäre es eine Sache des Prinzips, daß die Frau an sie ausgeliefert würde. Die Russen behaupten, sie wäre eine gewöhnliche Kriminelle, und um der ohnehin schon belasteten Beziehung zwischen unseren Ländern nicht noch mehr Schaden zuzufügen, sollten wir sie wieder über die Grenze schicken.« Er lächelte. »Nun wissen wir beide aber ganz genau, daß das ein großer, dampfender Haufen Rentierkacke ist. Ich will Ihnen nur klarmachen, daß denen die Vorstellung überhaupt nicht behagt, wir könnten dem kleinen Mädchen helfen.«
    »Was ist mit den Finnen?«
    »Sie drängen auf eine rasche Entscheidung. Aber wenn wir der Frau kein Asyl gewähren – die Finnen tun’s erst recht nicht. So wie es aussieht, hat der russische Botschafter sie ganz schön an den Eiern.«
    Seit die Finnen vor dreizehn Jahren einen heftigen und demütigenden Krieg mit Rußland erdulden mußten, behandelten sie ihren nächsten Nachbarn mit Vorsicht, das wußte Massey. Andererseits genoß Finnland es auch, Rußland eins auszuwischen. Sie hatten Anna Chorjowas Verlegung in eine Privatklinik zugelassen, statt sie im Spezialgefängnis in der Ratakatu-Straße zu behalten, dem Hauptquartier der finnischen Gegenspionage. Und sie hatten ihr den Status eines Flüchtlings zugestanden, bis die Amerikaner eine Entscheidung fällten.
    Massey hob sein Weinglas, und über den Rand hinweg schaute er Canning an. »Haben die Russen eigentlich genauere Auskünfte über das angebliche Verbrechen der Frau gemacht, das sie ins Straflager gebracht hat?«
    »Nein, natürlich nicht. Das tun sie sowieso sehr selten, und das sollten Sie eigentlich wissen.«
    »Was wird Ihrer Meinung nach passieren?«
    Cannings Blick wirkte besorgt. »Wir können den diplomatischen Wirbel nicht gebrauchen, den die Sache nach sich ziehen könnte, Jake. Ich vermute, der Botschafter wird die Frau zurückschicken. Und Sie sollten noch etwas wissen: Helsinki hat ein Abkommen mit den Russen – sie dürfen jeden hier in Finnland verhören, der über die Grenze flüchtet und eines schweren Verbrechens beschuldigt wird. Die sowjetische Botschaft hat bereits klargestellt, daß sie genau das tun will. Damit haben die Russen die Chance, das Gesicht zu wahren und ein bißchen Druck

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