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Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf

Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf

Titel: Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Meade
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Wukaschins Gesicht verzerrte sich zu einem Grinsen. Er hatte scharfgeschnittene Züge, schmale Lippen und strahlte eine gewisse Brutalität aus. Lukin war der Mann auf Anhieb unsympathisch gewesen.
    »Genau genommen sind es sechs«, gab er zurück. »Dabei spielt es keine Rolle, ob es Juden sind oder nicht. Und zu Ihrer Information, Wukaschin, sie sind bisher weder vor Gericht gestellt noch schuldig gesprochen worden.«
    »Mein Vater sagt, Genosse Stalin glaubt, daß diese hervorragenden Ärzte in ein Komplott verwickelt sind mit dem Ziel, den halben Kreml zu vergiften. Und daß er sie bereits seit einiger Zeit verdächtigt.«
    Lukin stieß heftig den Rauch seiner Zigarette aus. Wukaschins Vater war ein hochrangiger Parteifunktionär mit Freunden im Kreml. »Ihr Vater sollte seine Meinung lieber für sich behalten«, meinte Lukin abweisend. »Wenigstens so lange, bis die Gerichte ihre Arbeit getan haben. Einen verrückten Arzt mit Groll auf den Kreml kann ich ja noch verstehen, aber gleich neun? Das ist schwer zu glauben.«
    Lukin kurbelte das Fenster herunter, und der kalte Fahrtwind schnitt in sein Gesicht. Als er die Kippe aus dem Fenster warf und es wieder schloß, erwiderte Wukaschin eisig: »Darf ich eine Beobachtung aussprechen, Major Lukin?«
    »Wenn es sein muß.«
    »Ich halte Ihren Kommentar für abwertend und beleidigend Genosse Stalin gegenüber. Mein Vater hat nur wiederholt, was Genosse Stalin für die Wahrheit hält.«
    Noch bevor Lukin antworten konnte, warf Pascha ihmeinen wütenden Blick zu. »Woran liegt es eigentlich, daß immer wir die Arschlöcher kriegen?«
    »Also wirklich, Major«, meinte Wukaschin wütend. »Dieser Mann verhöhnt meinen Rang. Sie müssen ihn melden. Wenn Sie es nicht tun, dann tue ich es.«
    »Der Mann ist Mongole. Das muß man entschuldigend in Betracht ziehen. Wissen Sie etwas über die mongolische Rasse, Wukaschin? Daß sie die besten Kämpfer waren, die die Rote Armee je gehabt hat? Daß man ihnen kaum Disziplin beibringen kann?«
    »Ich weiß nur, daß der da eine Lektion verdient hat.«
    Pascha drehte sich um und warf Wukaschin einen glühenden Blick zu. »Warum halten Sie nicht das Maul? Sie gehen mir mächtig auf die Nerven mit Ihren Scheißsprüchen.«
    »Das reicht, Leutnant«, ging Lukin dazwischen.
    Der Mongole war ein ausgezeichneter Offizier und ein guter Freund – und ein Mann, der keine Angst kannte. Doch er war völlig disziplinlos, und es war ihm durchaus zuzutrauen, daß er den Wagen anhielt, den Hauptmann herauszerrte und ihn trotz ihres Rangunterschiedes krankenhausreif schlug. Außerdem war es immer eine heikle und schwierige Angelegenheit, zu dieser frühen Stunde Verhaftungen vorzunehmen. Wukaschins Arroganz machte es nicht gerade leichter.
    Lukin drehte sich nach hinten. »Mit allem Respekt, Wukaschin: Ich trage hier die Verantwortung. Mein Kommentar war eine Beobachtung, keine Kritik. Warum tun Sie sich nicht selbst einen Gefallen, lehnen sich zurück und genießen den Ausflug?«
    Er wandte sich wieder nach vorn und sah Paschas schwaches Grinsen.
    »Hören Sie auf zu grinsen, Leutnant. Biegen Sie die nächste Straße links ab. Wir sind fast da.«
    Die erste Adresse lag am linken Ufer der Moskwa. Es war eines der großen, alten Häuser aus der Zarenzeit, das man in einzelne Wohnungen aufgeteilt hatte. Es befand sich in einer der besseren Moskauer Viertel. Bogenlampen ließen den Schnee leuchten, und der Fluß war zugefroren. Lukin sah dieLöcher, die von Leuten gehackt wurden, die nach Forellen fischten. Aber so früh am Morgen war noch niemand da.
    Der Konvoi kam zum Stehen, und Lukin stieg aus. Als er sich eine Zigarette anzündete, sah er, wie Wukaschin die Männer antreten ließ. Das Gesicht des Hauptmanns war weiß vor Wut.
    Lukin wußte, daß es ein Fehler gewesen war, sich nicht auf Wukaschins Seite zu schlagen, aber er mochte solche Typen nicht. Sie waren arrogant, gelackt und kannten nur Disziplin und die Vorschriften, die aber gründlich. Lukin beobachtete, wie die Männer von der Pritsche des großen Sis-Lastwagens mit seiner charakteristischen spitzen Schnauze sprangen. Pascha trat neben ihn und schlug die Hände in den Handschuhen aneinander, um die Kälte zu vertreiben.
    »Dieser Mistkerl geht mir schon die ganze Woche auf die Nerven«, versetzte der Mongole verächtlich. »Kannst du ihn nicht wieder dahin zurückschicken, woher er gekommen ist?«
    »Das ist leider unmöglich. Sein Vater hat für seine Versetzung gesorgt. Also: Paß

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