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Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf

Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf

Titel: Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Meade
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kapiert?«
    Wukaschin bedachte Lukin mit einem arroganten Blick, erwiderte aber nichts. Aus einer Wunde am Mund lief ihm Blut übers Kinn. Pascha stürmte wieder die Treppe hinauf. Als er ins Zimmer kam, schob Lukin Wukaschin zur Seite.
    »Schaff mir diesen Idioten aus den Augen, bevor ich das Kotzen kriege!«
    Pascha grinste. »Mit Vergnügen.«An diesem Morgen verließ Lukin das KGB-Hauptquartier lange nach sieben Uhr.
    Überall in Moskau flammten die Lichter auf, als er nach Hause in seine Wohnung im Kutusowski-Viertel fuhr.
    Lukins olivgrüner BMW 327 Baujahr 1940 war eines von vielen Fahrzeugen, das am Ende des Krieges von der geschlagenen deutschen Armee konfisziert worden war. Aber der kraftvolle Sechszylinder schnurrte immer noch zuverlässig unter der Motorhaube. Diese Limousine war der einzige Luxus, den Lukin sein Offiziersrang beim KGB erlaubte.
    Der Wagen parkte auf der Straße vor der Zweizimmerwohnung, die Lukin mit seiner Frau nahe der Moskwa bewohnte. Das Viertel war früher vor allem bei Moskaus wohlhabenden Kaufleuten sehr beliebt gewesen, doch jetzt sahen die Gebäude von außen schäbig aus; überall blätterte die pastellgrüne Farbe ab. Immerhin funktionierten die Wasserleitungen und die Heizung bisher fehlerlos, ein kleines Wunder für Moskauer Verhältnisse. Lukin stieg die Treppe hinauf bis in den vierten Stock und betrat leise seine Wohnung.
    Es war kalt, und Nadja schlief noch. Er füllte Wasser in den Emaillekessel und zündete eine Flamme des Gasherdes an, um Kaffee zu kochen. Nachdem er seinen Mantel ausgezogen und sein Hemd aufgeknöpft hatte, trat er ans Fenster und schaute hinunter, wobei er die Stirn an das kalte Glas drückte.
    Im Winter erlebte Moskau nur selten mehr als ein paar Stunden Helligkeit am Tag. Der Fluß sah aus wie ein Laken aus blassem Eis und zeichnete sich gespenstisch hell gegen den dunklen Himmel ab. Zwei Kinder stapften in der Dunkelheit über das Eis und zogen einen Rodelschlitten hinter sich her. Ein kleiner Hund schlitterte aufgeregt um sie herum.
    Während Lukin am Fenster stand, dachte er über die Verhaftungen nach.
    Er hatte die Beherrschung verloren, aber der überhebliche Hauptmann hatte es nicht anders verdient. Trotzdem würde Lukin zweifellos einen Verweis bekommen.
    Er kannte den Ruf einiger Ärzte, die auf der Liste gestanden hatten. Es waren allesamt untadelige Männer, die sich in der Vergangenheit nicht das geringste hatten zuschulden kommen lassen. Die Verhaftungen verwirrten Lukin, vorallem, weil die meisten Opfer Juden gewesen waren. Zweifellos würde er bald herausfinden, weshalb sie ins KGB-Gefängnis Lubjanka geschafft worden waren.
    Das Hauptquartier des KGB am Dsershinski-Platz, in dem sich auch das Lubjanka-Gefängnis befand, war ein großer, siebenstöckiger Gebäudekomplex, der sich über den gesamten nordöstlichen Teil des Platzes bis zum Karl-Marx-Prospekt erstreckte. Im Zentrum dieses Komplexes befand sich ein Hof mit Garten, und die Vorder- und Seitenflügel beherbergten vom Erdgeschoß bis hinauf in den siebenten Stock die verschiedenen Büros und Abteilungen des KGB.
    Obwohl sich hier acht verschiedene Direktorate befanden – spezielle Abteilungen, die sich mit der inneren und äußeren Sicherheit der Sowjetunion beschäftigten –, wurden nur vier davon für so groß und wichtig betrachtet, daß sie den Titel Chefdirektorat tragen durften. Jedes hatte eine besondere, fest umrissene Funktion.
    Das Erste Chefdirektorat bildete die Abteilung des Auslands-Geheimdienstes, der in den sowjetischen Botschaften überall auf der Welt operierte und ein Netzwerk von Agenten, ausländischen Informanten und Sympathisanten kontrollierte, die dem KGB unschätzbare Dienste leisteten.
    Das Fünfte Direktorat kümmerte sich um die internen Dissidenten, was Juden und antisowjetische Widerständler mit einschloß, ganz gleich ob sie im Baltikum oder im Fernen Osten operierten. Das Chefdirektorat Grenztruppen kontrollierte die Grenzen und riegelte sie ab.
    Das Zweite Direktorat, dem Lukin angehörte, war das größte und vielleicht auch wichtigste.
    Diese Abteilung des KGB arbeitete ausschließlich in der Sowjetunion, und sein Verantwortungsbereich war der umfassendste. Er schloß die Überwachung aller Fremden und ausländischen Geschäftsleute mit ein, die in der Sowjetunion lebten oder sie besuchten, ebenso die ausländischen Botschaften und deren Angehörige. Außerdem war das Zweite Direktorat für das Aufspüren und die Verhaftung

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