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Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf

Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf

Titel: Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Meade
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erzählen.«
    »Eine Frau, die ihre Beine für einen Mann öffnet, läßt ihre Geheimnisse wie Schmetterlinge davonfliegen.« Er betrachtete ihr Gesicht. »Bei dir ist es genau umgekehrt: Die Geheimnisse vertiefen sich noch.« Er küßte ihre Stirn, und sie schlang ihre Arme um ihn. »Ich liebe dich, Nadja.«
    »Dann komm ins Bett.«
    Zärtlich streichelte er ihren Bauch. »Glaubst du nicht, daß es dem Baby schadet, wenn wir miteinander schlafen?«
    »Nein, Dummerchen, es wird dem Baby guttun.« Sie kicherte. »Genieß es, solange du noch kannst. In ein paar Monaten mußt du deinen Hosenschlitz zulassen.«
    Sie nahm ihn an der Hand und führte ihn ins Schlafzimmer. Das Bett war noch warm, als Lukin und seine junge Ehefrau sich liebten. Vor den Fenstern lärmte der morgendliche Verkehr, als Moskau allmählich erwachte.
    Irgendwann nach acht Uhr schlief Major Juri Lukin vom Zweiten Direktorat des KGB endlich ein. Er ahnte nicht, daß an diesem Morgen bald schon die Nachricht von den Verhaftungen der Ärzte das fünftausend Meilen entfernte Washington erreichen sollte.

10. KAPITEL
    Washington, D.C.
22. Januar
    Die Ansammlung von Holzhäusern am Ufer des Potomac mußte auf einen zufälligen Passanten wie eine trostlose, heruntergekommene Kaserne wirken.
    Die Innenwände waren mit Löchern übersät, die Gipsdeckenvon schmierigen Feuchtigkeitsflecken verunziert, und der Regen tropfte durch das löchrige Dach. Der Ausblick von dem zweistöckigen Gebäude war nicht minder trostlos: Man sah eine zerfallene Brauerei aus roten Ziegeln und in der Ferne eine Rollschuhbahn. Nur eine Handvoll der schäbigen Baracken stand so, daß man das berühmte, reflektierende Becken weiter unten am Fluß sehen konnte.
    Ursprünglich war es als Kaserne der Armee während des Ersten Weltkriegs erbaut worden. Später hatten Offiziere der OSS, des Militärgeheimdienstes, in den baufälligen Gebäuden gehaust, Soldaten der Organisation, die während des Krieges für die Auslandsspionage der Vereinigten Staaten verantwortlich war. Vier Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg hatten sich nur Name und Funktion geändert. Jetzt bewohnten Offiziere und Beamte von Amerikas Central Intelligence Agency, der CIA, diese Gebäude.
    CIA-Rekruten traten häufig mit allzu schillernden Vorstellungen ihre neue Rolle in der Geheimdienstarbeit an. Ihre hochfliegenden Erwartungen erhielten einen heftigen Dämpfer, wenn sie zum ersten Mal ihre schäbigen Büros sahen. Es war nur schwer zu glauben, daß diese Bruchbuden während des Krieges die Heimstatt eines Geheimdienstes gewesen war, der es mit der geballten Macht Deutschlands und Japans aufgenommen hatte.
    In den meisten Büros standen schlichte Schreibtische, in eintönigem Behördengrün lackiert, ein grüner Aktenschrank mit vier Schubladen, eine grüne Behördenuhr hing an der Wand, und ein typischer Behördenkalender lag auf dem Schreibtisch. Teppiche gab es nicht. Die Cafeteria war genauso deprimierend. Es war ein gruftartiger Raum in Gebäude ›M‹ gleich nebenan. Durch die verzogenen und gerissenen Planken pfiff der Wind ins Innere, und das Dach war so undicht, daß die Angestellten scherzten, man brauche eine Stunde, um seine Suppe auszulöffeln, wenn es regnete.
    Der Kasernenkomplex der CIA war nach Buchstaben geordnet. Vom ›Q‹-Gebäude aus konnte man den Fluß überblicken. Hier war jene Abteilung untergebracht, die unter dem Namen Sektion Sowjetoperationen bekannt war. Wie der Name sagte, wurden hier brisante und geheime Operationengegen die Sowjetunion geplant und von hier aus geleitet. Die Arbeit war so geheim, daß nur eine Handvoll höchst vertrauenswürdiger und besonders ausgebildeter Geheimdienst- und Regierungsbeamte davon wußte.
    Die Tür des Büros am Ende eines langen Flurs im zweiten Stock des Gebäudes zierte kein Name, sondern nur eine vierstellige Nummer.
    Das Büro sah genauso aus wie die anderen, hatte denselben grünen Schreibtisch, den Aktenschrank und den Kalender auf dem Tisch, doch auf dem Tisch neben dem Foto von Frau und Kindern stand bei Karl Branigan der Zeremoniendolch eines japanischen Offiziers, auf einem Messingständer montiert.
    Branigan war fünfundsechzig, ein bißchen korpulent, aber dennoch muskulös. Er hatte einen GI-Kurzhaarschnitt und ein fleischiges, gerötetes Gesicht. Trotz seines Namens war er weder irischer noch deutscher, sondern polnischer Herkunft. Den Namen verdankte er seinem Stiefvater, einem Polizisten irischer Abstammung aus Brooklyn. Trotz seines

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