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Operation Zombie

Operation Zombie

Titel: Operation Zombie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Brooks
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bekam jedoch keine Antwort. Als ich an Bord kam, sah ich, dass die Station zwar groß genug für eine Besatzung von sieben oder acht war, sich aber nur Pritschen und persönliche Ausrüstung für zwei an Bord befanden.  Wie ich feststellte, war die Yang mit Notfallrationen, Lebensmitteln, Wasser und 02-Kerzen für mindestens fünf Jahre ausgestattet. Zuerst begriff ich nur nicht, war um. Es gab keine wissenschaftliche Ausrüstung an Bord, keine Geheimdienstanlagen. Es schien fast, als hätte die chinesische Regierung die beiden Männer einzig und allein aus dem Grund heraufgeschickt, dass sie existierten. Fünfzehn Minuten später entdeckte ich die erste von mehreren Sprengladungen. Diese Raumstation war wenig mehr als eine riesige Orbitale Vernichtungswaffe. Sollten diese Ladungen explodieren, würden die Trümmer einer Raumstation von vierhundert metrischen Tonnen nicht nur ausreichen, jede andere orbitale Plattform zu beschädigen oder zu zerstören, sondern auch jeglichen Raumflug auf Jahre hinaus unmöglich machen. Das entsprach einer Politik der »verbrannten Erde« - »wenn wir es nicht können, dann soll auch kein anderer dazu imstande sein«.
    Alle Systeme der Station funktionierten noch. Es hatte keinen Brand gegeben, keine Strukturschäden, keinen ersichtlichen Grund für den Unfall mit der Fluchtkapsel. Ich fand den Leichnam eines einsamen Taikonauten, seine Hand noch am Schalter der Schleuse. Er trug einen ihrer Druckanzüge für den Notfall, aber eine Kugel hatte das Visier zertrümmert. Ich vermutete, dass der Schütze ins Weltall hinausgeschleudert worden war. Ich hätte gern geglaubt, dass sich der Aufstand in China nicht nur auf die Erde beschränkte, dass der Mann, der die Luke gesprengt hatte, uns auch die Nachricht zukommen ließ. Sein Kamerad gehörte der alten Garde an. Vielleicht hatte Mister Regimetreu den Befehl erhalten, die Sprengladungen zu zünden. Zhai - das war der Name, der auf seinen Habseligkeiten stand - hatte versucht, seinen Gefährten ins All zu pusten, und dabei einen Schuss abbekommen. Ich finde, das ist eine gute Geschichte. Und so werde ich sie im Gedächtnis behalten.
    Konnten Sie Ihren Aufenthalt auf diese Weise verlängern? Indem Sie die Vorräte an Bord der Yang benutzten?
    [Er zeigt mir den erhobenen Daumen.]  Wir haben jeden Quadratzentimeter nach Ersatzteilen ausgeschlachtet. Wir hätten die beiden Plattformen gern aneinandergekoppelt, hatten aber weder Werkzeug noch Personal für diese Aufgabe. Mit der Fluchtkapsel hätten wir vielleicht zur Erde zurückkehren können.
 Sie besaß einen Hitzeschild und bot drei Personen Platz. Das war verlockend. Aber der Orbit der Station kippte immer mehr, und wir mussten hier und jetzt eine Entscheidung treffen, Flucht zur Erde oder Aufstockung der Vorräte der ISS. Sie wissen, welche Entscheidung wir getroffen haben.  Bevor wir sie endlich aufgaben, legten wir unseren Freund Zhai zur letzten Ruhe.  Wir gurteten ihn auf seiner Pritsche fest, brachten seine persönlichen Sachen zur ISS und sagten ein paar Worte ihm zu Ehren, während die Yang in der Erdatmosphäre verglühte. Es wäre ja auch möglich gewesen, dass er der Regimetreue war, nicht der Rebell, aber sein Handeln hatte uns so oder so ermöglicht, am Leben zu bleiben. Wir blieben noch drei Jahre im Orbit, drei Jahre, die ohne die Vorräte der Chinesen nicht möglich gewesen wären.  Ich finde es immer noch ungeheuer ironisch, dass unsere Nachfolger mit einem zivilen Flugzeug in Privatbesitz kamen. Spacecraft Three, das Schiff, das vor dem Krieg ursprünglich für Weltraumtouristen entwickelt worden war. Der Pilot hatte einen Cowboyhut auf und ein breites, zuversichtliches Yankee-Grinsen.
    [Er bemüht sich, so gut es geht, den texanischen Akzent nachzuahmen.]
    »Hat jemand eine Pizza bestellt?« 
    [Er lacht, dann verzieht er das Gesicht und verabreicht sich erneut selbst seine Medikation.]
    Manchmal werde ich gefragt, ob wir unsere Entscheidung, an Bord zu bleiben, bereut haben. Ich kann nicht für meine Kameraden sprechen. Beide haben auf dem Totenbett gesagt, dass sie wieder so handeln würden. Wie könnte ich anderer Meinung sein? Ich bereue die anschließende Physiotherapie nicht, als ich wieder lernen musste, dass ich Knochen besaß und warum der liebe Gott uns Füße gegeben hatte. Ich bereue nicht einmal, dass ich so viel kosmischer Strahlung ausgesetzt war, die Weltraumspaziergänge ohne entsprechende Schutzkleidung, die unzureichende Abschirmung

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