Operation Zombie
an Bord der ISS. Das bedaure ich nicht. [Er zeigt auf das Krankenzimmer und die medizinischen Geräte, an die sein Körper angeschlossen ist.] Wir haben unsere Entscheidung getroffen, und ich denke doch, dass wir am Ende etwas bewirkt haben. Nicht schlecht für den Sohn eines Opalschürfers aus Andamooka.
[Terry Knox starb drei Tage nach diesem Interview.]
Ancud, Isla Grande de Chiloe, Chile
[Zwar ist Santiago wieder die offizielle Hauptstadt, aber dieser ehemalige Flüchtlingsstützpunkt bildet nach wie vor das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum des Landes. Ernesto Olgun bezeichnet das Strandhaus auf der Peninsula de Lacuy, einer Halbinsel, als sein Zuhause, obwohl er als Kapitän der Handelsmarine die meiste Zeit des Jahres auf See verbringt.]
In den Geschichtsbüchern ist von der »Konferenz von Honolulu« die Rede, aber in Wirklichkeit müsste es die »Konferenz von Saratoga« heißen, denn mehr bekam keiner von uns zu sehen. Wir verbrachten vierzehn Tage in diesen engen Kabinen und klammen verwinkelten Durchgängen. USS Saratoga: vom Flugzeugträger zum ausrangierten Wrack zum Evakuierungstransportschiff zum schwimmenden HQ der Vereinten Nationen.
Außerdem sollte man nicht von einer Konferenz sprechen. Wenn überhaupt, dann war es mehr ein Hinterhalt. Wir sollten Kampftaktiken und Technologie austauschen. Alle brannten darauf, die britische Methode der befestigten Straßen zu sehen, was fast so aufregend war wie die Vorführung von Mkun- ga Lalem. Wir sollten versuchen, wieder ein gewisses Maß an internationalem Handel zu etablieren. Das war speziell meine Aufgabe, aus den Überresten unserer Marine ein neues Netz internationaler Konvois aufzubauen. Ich war nicht sicher, was ich von dem Aufenthalt an Bord der Super Sara erwarten sollte. Ich glaube nicht, dass irgendjemand erwartet hätte, was dann tatsächlich geschah. Am ersten Tag der Konferenz versammelten Wir uns zur gegenseitigen Vorstellung. Mir war heiß, ich war müde und wünschte mir bei Gott, wir hätten auf die vielen langweiligen Ansprachen verzichten können. Und dann stand der amerikanische Botschafter auf, und die ganze Welt schien stillzustehen. Es wäre an der Zeit, zum Angriff überzugehen, sagte er, hinter unseren Barrikaden hervorzukommen und infizierte Gebiete zurückzuerobern. Zuerst dachte ich, er meinte isolierte Operationen: weitere bewohnbare Inseln sichern, vielleicht sogar die Zonen von Suez- und Panamakanal wieder öffnen. Mit dieser Mutmaßung war es schnell vorbei. Er sagte klipp und klar, dass es sich nicht um eine Reihe kleinerer taktischer Scharmützel handeln sollte. Die Vereinigten Staaten hatten die Absicht, permanent in die Offensive zu gehen, jeden Tag weiter vorwärts zu marschieren, bis, wie er sich ausdrückte, »jede Spur ausgelöscht, getilgt und falls erforderlich vom Antlitz dieser Erde gebombt worden ist«. Wir dachten, die Anspielung auf Churchill sollte seiner Ansprache ein gewisses emotionales Moment verleihen. Dem war nicht so. Sofort brachen im ganzen Raum erhitzte Diskussionen aus. Eine Seite fragte, warum um alles in der Welt wir noch mehr Leben aufs Spiel setzen und eventuell noch höhere Verluste riskieren sollten, wo wir doch nur in unseren sicheren Bollwerken ausharren und darauf warten mussten, bis der Feind buchstäblich von allein verfaulte. Geschah das nicht ohnehin schon? Zeigten die frühesten Fälle nicht bereits Spuren fortgeschrittener Verwesung? Die Zeit arbeitete für uns, nicht für sie. Warum sollten wir nicht warten, bis die Natur uns die Arbeit abnahm? Die andere Seite konterte, dass nicht alle lebenden Toten verwesten. Wie sah es mit den späten Fällen aus, die alle noch kräftig und gesund waren? Konnte nicht einer davon die Seuche erneut verbreiten? Und was war mit denen, die Länder oberhalb der Schneefallgrenze durchstreiften? Wie lange müssten wir warten, bis es um sie geschehen wäre? Jahrzehnte? Jahrhunderte? Hätten die Flüchtlinge aus diesen Ländern jemals wieder die Chance, nach Hause zurückzukehren? Und da wurde es hässlich. Viele der kälteren Länder lagen in der so genannten Ersten Welt. Ein Delegationsmitglied aus den »Entwicklungsländern« vor dem Krieg argumentierte recht erbost, dass dies vielleicht die Strafe für die Ausbeutung der »Opfernationen des Südens« wäre. Vielleicht, führte er weiter aus, konnte die Invasion der Untoten, die die »weiße Hegemonie« mit ihren eigenen Problemen beschäftigt hielt, ja dafür sorgen, dass
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