Operation Zombie
Männer machen, aber ich weiß, dass sie sie umbringen können.
Wenatchee, Washington
[Joe Muhammads Lächeln ist so breit wie seine Schultern. Tagsüber ist er Inhaber eines Fahrradgeschäfts nebst Werkstatt, aber in seiner Freizeit fertigt er exquisite Kunstwerke aus geschmolzenem Metall. Am berühmtesten wurde zweifellos seine Bronzestatue in der Mall in Washington, D. C., das Mahnmal der Nachbarschaftswache, das zwei stehende Bürger und einen im Rollstuhl zeigt.]
Die Dame bei der Rekrutierung war eindeutig nervös. Sie versuchte, es mir auszureden. Ob ich zuerst mit dem AGP-Repräsentanten gesprochen hätte? Ob ich alles über die anderen lebenswichtigen Arbeiten wüsste. Zuerst begriff ich gar nicht; ich hatte schon einen Job in der Wiederaufbereitungsanlage. Genau darum ging es doch bei der Nachbarschaftswache, richtig? Das war ein freiwilliger Teilzeitdienst, wenn man von der Arbeit nach Hause kam. Ich versuchte, ihr das zu erklären. Vielleicht verstand ich ja einfach etwas nicht. Während sie es mit einigen halbherzigen, scheinheiligen Ausreden versuchte, sah ich. wie ihr Blick immer wieder zu meinem Rollstuhl wanderte.
[Joe ist behindert.] Können Sie das glauben? Der völlige Untergang der Menschheit stand vor der Tür, und sie versuchte, politisch korrekt zu sein? Ich lachte. Ich lachte ihr ins Gesicht. Glaubte sie, ich wäre einfach hier aufgekreuzt, ohne zu wissen, was von mir erwartet wurde? Las diese dumme Kuh denn ihr eigenes Sicherheitshandbuch nicht? Ich jedenfalls hatte es gelesen. Der ganze Sinn des NBW-Programms bestand darin, auf den Bürgersteigen auf und ab zu gehen, oder - in meinem Fall - zu rollen und jedes Haus zu überprüfen. Musste man aus irgendeinem Grund hineingehen, sollten stets zwei weitere Mitglieder auf der Straße warten. [Zeigt auf sich selbst.] Hallo! Was glaubte die denn, womit wir es zu tun hatten? Es ist ja nicht so, dass wir sie über Zäune und durch Gärten verfolgen mussten. Sie kamen zu uns. Und wenn das geschah und wenn es, rein hypothetisch, mehr waren, als wir erledigen konnten? Scheiße, wenn ich nicht schneller rollen konnte als ein wandelnder Zombie, hätte ich sicher nicht so lange überleben können. Ich machte ihr das alles sehr ausführlich und sehr ruhig klar und forderte sie sogar auf, mir eine Situation zu schildern, in der mein körperlicher Zustand ein Hindernis darstellen konnte. Das konnte sie nicht. Sie murmelte etwas, dass sie das mit ihrem Vorgesetzten besprechen müsste, ob ich vielleicht morgen wiederkommen könnte. Ich weigerte mich, ich sagte ihr, sie könnte ihren Vorgesetzten gleich anrufen, und dessen Vorgesetzten, bis hinauf zum Bären persönlich, aber ich würde erst hier weggehen, wenn ich meine orangerote Weste bekommen hätte. Ich brüllte so laut, dass jeder in dem Raum es hören konnte. Alle sahen mich an, dann sie. Das gab den Ausschlag. Ich bekam meine Weste und war schneller wieder draußen als jeder andere an diesem Tag. Wie ich schon sagte, Nachbarschaftswache heißt buchstäblich, dass man durch die Nachbarschaft patrouilliert. Es ist eine quasi militärische Einrichtung; wir besuchten Vorträge und Ausbildungsprogramme. Es gab ausgewiesene Anführer und bestimmte Regeln, aber man musste nie salutieren oder jemanden »Sir« nennen oder so einen Quatsch. Auch die Wahl der Waffen unterlag keiner bestimmten Regel. Überwiegend Nahkampfwaffen, Äxte, Baseballschläger, einige Brechstangen und Macheten - Lobos gab es noch nicht. Mindestens drei Leute in einem Team mussten eine Schusswaffe besitzen. Ich hatte eine AMT Lightning, einen kleinen halbautomatischen Karabiner Kaliber .22. Der hatte keinen Rückstoß, daher musste ich beim Schießen die Räder meines Rollstuhls nicht feststellen. Gute Waffe, besonders als die Munition standardisiert wurde und es noch Nachschub gab. Die Teams wechselten je nach Plan. Damals war alles noch ziemlich chaotisch, das DeStRes organisierte alles neu. Nachtschicht war immer hart. Man vergisst gern, wie dunkel die Nacht ohne Straßenbeleuchtung wirklich ist. Und auch in den Häusern selbst brannte so gut wie kein Licht. Damals gingen die Leute ziemlich früh ins Bett, meistens wenn es dunkel wurde, daher waren die Häuser pechschwarz, von vereinzelten Kerzen abgesehen, oder wenn jemand die Genehmigung für einen Generator hatte, da er wichtige Arbeit für den Krieg zu Hause erledigen konnte. Nicht einmal den Mond oder die Sterne konnte man mehr sehen, zu viel Dreck in der
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