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Operation Zombie

Operation Zombie

Titel: Operation Zombie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Brooks
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Atmosphäre. Wir patrouillierten mit Taschenlampen, einfachen Modellen aus Geschäften für Zivilisten; damals hatten wir noch Batterien, mit rotem Zellophan am Ende, um die Nachtsicht nicht zu beeinträchtigen. Wir klopften an jedes Haus und fragten den, der gerade Wache hatte, ob alles in Ordnung sei. Die ersten Monate waren wegen des Umsiedlungsprogramms etwas stressig. So viele Leute kamen aus den Lagern, dass man jeden Tag dachte, man bekäme mindestens ein Dutzend neue Nachbarn oder gar Hausgenossen.  Mir war in meiner sicheren kleinen Vorstadtidylle a la Stepford nie klar gewesen, wie gut wir es vor dem Krieg gehabt hatten. Brauchte ich wirklich ein zweihundert Quadratmeter großes Haus mit drei Schlafzimmern, zwei Bädern, einer Küche, einem Wohnzimmer, einem Esszimmer und einem eigenen Arbeitszimmer? Ich hatte Jahre allein gelebt, und plötzlich hatte ich eine Familie aus Alabama, sechs Leute, die eines Tages mit einem Brief vom Unterkunftsministerium vor meiner Tür standen. Anfangs ist das recht nervig, aber man gewöhnt sich schnell daran. Mich störten die Shannons nicht. So hieß die Familie. Wir kamen ganz gut miteinander aus, und ich schlief immer besser, wenn jemand Wache stand. Das war eine der neuen Verhaltensregeln für Leute zu Hause. Jemand musste als Nachtwächter eingeteilt werden. Wir hatten ihre Namen alle auf einer Liste stehen, um sicherzustellen, dass sie keine Räuber oder Plünderer waren. Wir ließen uns ihre Ausweise zeigen, betrachteten ihre Gesichter und fragten, ob alles ruhig war. Normalerweise sagten sie ja oder meldeten ein Geräusch, das wir überprüfen mussten. Im zweiten Jahr, als keine Flüchtlinge mehr kamen und jeder jeden kannte, verzichteten wir auf Listen und Ausweise. Da war es auch schon ruhiger geworden. In diesem ersten Jahr, als die Polizei sich noch neu formierte und die sicheren Zonen noch nicht völlig befriedet waren ...
    [Er erschauert, um eine dramatische Wirkung zu erzielen.]
    Es gab immer noch eine Menge Häuser, die leer standen, zerschossen oder mit offenen Türen verlassen worden waren. Wir klebten Absperrband der Polizei über alle Fenster und Türen. Wenn eines zerrissen war, konnte das bedeuten, dass sich ein Zombie in dem Haus aufhielt. Das kam ein paar Mal vor. Ich wartete dann stets mit schussbereitem Gewehr draußen. Manchmal hörte man Schreie, manchmal Schüsse. Manchmal hörte man nur ein Stöhnen, ein Handgemenge, und dann kam ein Teamkamerad mit einer blutigen Waffe und einem abge trennten Kopf heraus. Ein paar musste ich selbst erledigen. Manchmal hörte ich ein Geräusch, wenn ein Team ein Haus betrat und ich draußen wartete, ein Schlurfen, ein Keuchen, etwas, das sich durch das Unterholz schleppte. Ich hielt den Lichtstrahl darauf, rief um Verstärkung und schaltete es aus.
 Einmal hätte es mich fast erwischt. Wir räumten ein zweistöckiges Haus: vier Schlafzimmer, vier Bäder, teilweise eingestürzt, weil jemand mit einem Jeep Liberty durch das Wohnzimmerfenster gefahren war. Meine Partnerin fragte, ob es okay wäre, kurz die Nase pudern zu gehen. Ich ließ sie hinter die Büsche. Mein Fehler.  Ich war zu abgelenkt, zu sehr damit beschäftigt, was sich in dem Haus abspielen mochte. Ich merkte nicht, was hinter mir war. Plötzlich wurde an meinem Rollstuhl gezogen. Ich wollte mich umdrehen, aber etwas hielt das rechte Rad fest. Ich krümmte mich, hielt die Taschenlampe darauf. Es war ein »Kriecher«, einer von denen, die die Beine verloren hatten. Er fauchte vom Asphalt zu mir hoch und versuchte, sich am Rad hochzuziehen. Der Rollstuhl rettete mir das Leben. Er verschaffte mir die anderthalb Sekunden, die erforderlich waren, den Karabiner hochzureißen. Hätte ich gestanden, hätte er mich am Knöchel gepackt und womöglich sogar ein Stück herausgebissen. Das war das letzte Mal, dass ich im Dienst unaufmerksam war.  Damals waren Zombies nicht das einzige Problem, um das wir uns kümmern mussten. Es gab Plünderer, nicht so sehr hartgesottene Kriminelle, sondern einfach nur Leute, die Sachen zum Überleben brauchten. Dasselbe galt für Ansiedler; in beiden Fällen ging meist alles gut aus. Wir luden sie nach Hause ein, gaben ihnen, was sie brauchten, und warteten, bis das Wohnungsministerium sich ihrer annahm.  Aber es gab auch echte Plünderer, professionelle Störenfriede. Das war das einzige Mal, dass ich verletzt wurde.
    [Er zieht das Hemd hoch und zeigt eine kreisrunde Narbe, etwa so groß wie ein Zehncentstück von vor dem

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