Opernball
daß am nächsten Morgen, als der Geringste aufstand, der Gaubeauftragte und sein Stellvertreter verschwunden waren.
Frauen? In der Zeit der Volkstreuen spielten auch Frauen eine Rolle, wenngleich nur eine kleine. Später, als wir die Entschlossenen waren, nicht mehr. Das war nach der Wiederkehr des Geringsten eine strikte Abmachung. Wer sich daran nicht gehalten hätte, wäre sicher bestraft worden. Aber in der Rappottensteiner Zeit hatten einige von uns immer wieder Freundinnen. Sie durften nur nicht zu unseren Treffen mitkommen. Daran sind die Beziehungen ständig zerbrochen. Wenn man keine gemeinsamen Wochenenden verbringen und auch den Grund dafür nicht recht erklären konnte, ging das irgendwann schief. Es gab nur eine Ausnahme, die Neumeier Annerl. Sie stammte aus Pehendorf. Druckeberger hatte sie in der Diskothek von Jahrings kennengelernt. Das ist ein kleiner Ort, etwa zehn Kilometer von unserem Hof entfernt. Druckeberger erzählte uns: »Die Neumeier Annerl ist zwar schwachsinnig, aber sie kann endlos ficken. Die braucht mindestens zehn Männer, um befriedigt zu sein.«
Der Blade sagte: »Bring sie doch einfach mit!« Der Geringste war einverstanden, unter der Bedingung, daß sie nie in den High-Tech-Raum kommt. Wir dachten uns ein Spiel aus.
Wenn Druckeberger sie mitbrachte, gingen wir mit ihr in den Keller, wo wir eingeheizt hatten. Wir ließen sie schießen und gaben ihr Bier zu trinken. In nüchternem Zustand war sie ein schüchternes Mädchen. Sie war noch sehr jung, sechzehn oder siebzehn Jahre vielleicht, klein und rundlich. Sie trug eine dicke Brille und traf sehr schlecht. Während sie schoß und Bier trank, versuchte Druckeberger sie aufzugeilen. Er stellte sich hinter sie, walkte ihren Busen und griff ihr an die Möse. Nach zwei Flaschen Bier war sie enthemmt. Druckeberger nahm ihr die Brille ab, zog sie aus und warf sie über den Pritschenrand. Er kniete sich auf den Boden und fickte sie. Einer von uns lud inzwischen die Pistole nach und hielt sie bereit. Die Neumeier Annerl schrie beim Ficken und warf den Kopf hin und her. Druckeberger gab Sprüche von sich, wie er sie in Pornofilmen gehört hatte. »Du geile Sau, du geile Stute« und so. Wenn es ihm kam, nahm er die Pistole zur Hand, zog den Schwanz heraus und gab bei jedem Spritzer einen Schuß auf die als Ziel aufgestellten Bierflaschen ab. Wir beobachteten seinen Schwanz und zählten laut mit. Dann kam der nächste dran. Manche wollten sie lieber von hinten ficken. Die Neumeier Annerl machte bei all dem mit. Am Schluß war ihr Körper ganz mit Sperma beschmiert. An diesem Spiel beteiligten sich alle, außer dem Geringsten. Der sah zu und trug bei jedem die Anzahl der getroffenen Bierflaschen in eine Liste ein. Manche hätten sich noch eine Ausweitung des Spiels vorstellen können. Der Blade griff der Neumeier Annerl einmal, während ein anderer dran war, auf die Brust. Da fuhr ihn der Geringste an: »Hände weg!«
Wer beim Orgasmus die meisten Flaschen traf, durfte als Belohnung die Neumeier Annerl mit aufs Zimmer nehmen. Ich kann nicht sagen, wie das war, weil ich beim Abspritzen nicht gut schießen konnte. In der Früh war die Neumeier Annerl immer verkatert. Sie wollte kein Frühstück, sie wollte nur nach Hause gebracht werden. Druckeberger kümmerte sich um sie. Aber sie kam wieder. Insgesamt war sie vielleicht sieben- oder achtmal da. Dann war sie verschwunden. Auch Druckeberger konnte sie nicht mehr finden. Ihre Mutter war eine Alkoholikerin, die von der Fürsorge lebte. Sie wußte nichts von ihr. Die Neumeier Annerl hatte für einen Marktfahrer Gemüse verkauft. Vielleicht ist sie mit dem durchgebrannt.
Aber das war alles, wie gesagt, in der Anfangszeit von Rappottenstein. Und wie würden Sie das nennen? Nazigruppe? Nur weil ein paar Nazigrößen an der Wand hingen? Ach, reden Sie nicht. Sie haben keine Ahnung.
Fritz Amon, Revierinspektor
Zweites Band
Es war schon bald Mittag, als wir von der verkehrten Seite, über die schiefe Ebene, in die Hauptpassage kamen. Wir blieben beim Zeitungsstand stehen und lasen die Schlagzeilen. Überall derselbe Aufmacher. Die Führer der neuen Rechten in Italien und Frankreich kommen zum Opernball. Jup Bärenthal, der Chef der Nationalen Partei, hat sie eingeladen. In unseren Reihen wurde davon schon seit Wochen gemunkelt. Aber die Opernballdame hielt dicht. Wahrscheinlich hat Reso Dorf sie bearbeitet. Reso Dorf war damals noch nicht Polizeipräsident, sondern leitete eine Abteilung
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