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Opfer der Lust

Opfer der Lust

Titel: Opfer der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henka Sandra
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weil er Angst um seine Familie hatte und vermutete, dass ein Schatten aus der Vergangenheit Kade geschickt hat, um die Familie Hart auszuspionieren?
    „Geht es dir nicht gut?“, fragte der junge Mann am Nachbartisch und schob ihr eine Packung Bonbons zu. „Vielleicht in dein Zuckerspiegel im Keller.“
    „Alles in Ordnung.“ Zumindest körperlich, fügte Beth in Gedanken hinzu. Sie nahm sich ein Bonbon mit Melonengeschmack, steckte es in den Mund und reichte ihm die Packung. „Danke.“
    Sie gab zerknirscht zu, dass sie die Gefahr, die von Kade ausging, unterschätzt hatte. Wie konnte sie sich ein Bild von einem Mann machen, von dem sie rein gar nichts wusste?
    Die Leidenschaft und ja, auch die Liebe, die er in ihr geweckt hatte, hatten sie blind und taub gemacht, doch diese Zeit war nun vorbei. Sie war immer noch voller Sehnsucht nach ihm, würde sich aber von nun an nicht mehr von ihm und seinen Verführungskünsten einlullen lassen.
    Bethany gab den Namen ‚Kade Velázquez‘ in die Suchmaske ein.
    „Natürlich nichts.“ Sie seufzte, lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor dem Oberkörper. Die Suchmaschine hatte zwar zahlreiche Personen mit dem Nachnamen Velázquez gefunden, aber keinen Kade.
    Viele der Verweise führten auf spanische und südamerikanische Homepages. Aus diesem Grund stach Beth ein englischsprachiger Link ins Auge, der zur Website einer Online-Zeitung führte und mit den Worten begann: „Spanische Familie im USA-Urlaub verunglückt …“
    Sofort musste Bethany an Kade denken.
    „Meine Eltern kamen in die USA, um mit einem Mietwagen von der Ost- zur Westküste zu fahren. Damals war ich etwas älter als ein Jahr. Amerika hat uns einfach nicht wieder hergeben wollen.“
    Allerdings bezog der Artikel sich nicht auf ein Unglück, das Ende der siebziger Jahre, sondern im November 1985 geschehen war. Zeitlich passte der Bericht nicht zu Kade.
    Trotzdem folgte Bethany dem Link aufgeregt. Sie konnte kaum ruhig sitzen bleiben. Ihre Hand zitterte leicht, als sie die Maus benutzte. Nachdem sie den Artikel aufgerufen hatte, schob sie beide Hände unter ihre Oberschenkel, weil sie eiskalt waren. Stumm las sie den Bericht:
    Traumreise endet für Familie tragisch
    Das spanische Ehepaar Lucia und Ruben Velázquez aus der Provinz Pontevedra in Galicien hatte sich einen lang gehegten Traum erfüllt. Anderthalb Jahre nach der Geburt ihrer Tochter Ana flogen sie nach New York, um die USA mit einem gemieteten Wohnmobil auf eigene Faust zu erkunden.
    Doch die Reise wurde zum Albtraum für die junge Familie. Bereits in New Jersey fand das Ehepaar auf ungeklärte Weise den Tod.
    Die Kriminaltechnik des Newark Police Departments hat grüne Lackspuren an der Seite des Wohnmobils der Familie gefunden und geht zum jetzigen Zeitpunkt der Ermittlungen davon aus, dass es von einem grünen Fahrzeug gestreift wurde, worauf der Camper auf spiegelglatter Fahrbahn ins Schleudern geriet und von der Straße abkam. Die Fahrt endete im eiskalten Passaic River.
    Der Unfallverursacher beging Fahrerflucht. Zeugen sind nicht bekannt. Lucia und Ruben Velázquez konnten nur noch tot geborgen werden. Von der kleinen Ana fehlt weiterhin jede Spur. Es wird vermutet, dass der Passaic sie mitgerissen hat.
    Für sachdienliche Hinweise melden Sie sich bitte bei ihrer örtlichen Polizeidienststelle.
    Vor Schreck verschluckte Bethany das Bonbon. Sie würgte und musste husten. Ihre Augen wurden feucht. Ob vom Husten oder vor Entsetzen über den Zeitungsartikel, vermochte sie nicht zu sagen.
    Der junge Mann am Nachbartisch bot ihr ein Papiertaschentuch an, das sie dankbar annahm. Dann stand er auf und ging fort. Vermutlich hatte er genug von Beths Ruhestörungen.
    Sie tupfte sich die Feuchtigkeit aus den Augenwinkeln und putzte sich die Nase. Während sie das Taschentuch in die Hosentasche steckte, las sie den Bericht ein zweites Mal. Beinahe bei jeder Zeile schüttelte sie ihren Kopf.
    Als Kind hatte sie am Passaic River gespielt, denn er floss auch an Paterson vorbei, wo sie die ersten Jahre mit ihren Eltern gewohnt hatte. Sie konnte sich nicht an viel erinnern, da sie damals zu jung gewesen war, aber sie sah ihre Mutter vor ihrem geistigen Auge. Blanche holte sie vom Ufer weg, weil sie befürchtete, die kleine Beth könnte in den Fluss fallen.
    „New Jersey“, sprach Beth atemlos.
    In diesem Staat hatte sie ihre ersten Lebensjahre verbracht … und das Ehepaar Velázquez den Tod gefunden. Aber Lucia und Ruben hatten keinen

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