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Opfer der Lust

Opfer der Lust

Titel: Opfer der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henka Sandra
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benutzte Accoona, Ansearch USA und andere nationale Suchmaschinen, aber das war genauso ergebnislos. Weder in Web-Telefonbüchern noch in Online-Branchenverzeichnissen war ein Firmeneintrag hinterlegt worden.
    „Das kann doch wohl nicht wahr sein!“, zischte Bethany und raufte sich die Haare. War sie zu unfähig für eine Internetrecherche?
    Ein junger Mann, der am Nebenplatz saß, sah sie vorwurfsvoll an, weil sie die Bibliotheksruhe und seine Konzentration störte. Er hatte rostbraunes Haar, sein Gesicht war übersät mit Sommersprossen und er trug ein rosafarbenes Poloshirt, das bis auf den letzten Knopf geschlossen war.
    Anstatt sich zu entschuldigen oder verlegen zu schweigen, fragte sie: „Was ist das für eine Firma, die sich nicht im Internet präsentiert?“
    „Eine, die nicht gefunden werden will“, antwortete er im Scherz und lachte lautlos.
    Bethanys Frage war eher rhetorisch gemeint gewesen, sie hatte nur laut nachgedacht. Aber nun brachte die Antwort des Studenten sie ins Grübeln.
    Entweder war ihr Vater, der Gründer und Inhaber von Maternity Help, der unfähigste Manager, den es gab – was allerdings nicht zu der Tatsache passte, dass der Betrieb bereits mehr als zwanzig Jahre existierte –, oder er hielt den Firmennamen absichtlich aus dem World Wide Web fern.
    Beth nahm den Kugelschreiber und kratzte sich gedankenversunken mit dem oberen Ende an der Schläfe. „Aber weshalb sollte sie das tun?“
    „Illegale Machenschaften oder ein fester Kundenstamm“, flüsterte ihr Tischnachbar und legte den Zeigefinger an seine dünnen Lippen, um Beth zu ermahnen, endlich still zu sein.
    Säuerlich schaute sie ihn an, aber er war längst wieder in seine Arbeit vertieft. Es war gut, dass er sich wieder um seine eigenen Dinge kümmerte, denn er brachte Beth mit seinen Kommentaren gehörig durcheinander.
    „Illegale Machenschaften, so ein Unsinn“, brummte sie aufsässig, schwieg dann jedoch, um keinen Ärger zu bekommen und aus der Unibibliothek hinausgeworfen zu werden.
    Ihr Vater war immer ein rechtschaffener Mann gewesen. Er arbeitete tagein, tagaus, um seiner Familie ein gutes Leben bieten zu können. Obwohl sie sich nie einen Urlaub in Übersee hatten leisten können, waren sie doch hin und wieder weggefahren. Sollte man nicht ohnehin erst das eigene Land kennenlernen, bevor man andere Länder besucht?
    Außerdem unterstützte er Bethany, wo immer er konnte. Er hatte extra ein Haus gekauft und überwies ihr regelmäßig einen kleinen Geldbetrag, damit sie nicht jobben musste und sich vollkommen auf ihr Medizinstudium konzentrieren konnte.
    Im nächsten Moment plagten sie Zweifel. Warum hatte ihr Vater behauptet, einen Kredit aufgenommen zu haben, obwohl er das Haus bereits beim Kauf komplett bezahlt hatte? Müsste er nicht als Firmeninhaber genügend Geld verdienen, dass er Blanches Traum, einmal in ihrem Leben eine kleine Europarundreise zu machen, erfüllen konnte? Oder hatte er gar für die Reise gespart, die Summe dann aber in das Haus investiert?
    Bestimmt gab es für diese Ungereimtheiten eine simple Lösung. Ihr Dad war ein verschwiegener Typ und versuchte, Beth vor allem Negativen abzuschirmen.
    ‚Maternity Help?‘, notierte Beth auf ihrem Schreibblock und unterstrich den Firmennamen mehrfach.
    Als Nächstes durchsuchte sie das Internet nach ‚Mantis Hart‘. Wenn schon nichts über die Firma zu finden war, dann vielleicht über den Inhaber. Wieder stimmten alle Suchmaschinen überein: „Es wurden keine mit Ihrer Suchanfrage übereinstimmenden Dokumente gefunden.“
    Dasselbe Ergebnis bekam Bethany, als sie ‚Blanche Hart‘ in die Suchzeile eingab.
    Verzweifelt wandte sie sich an den Rothaarigen, der sie an Prinz Harry von England in jungen Jahren erinnerte. „Ist es nicht heutzutage so, dass über absolut jede Person etwas im Internet zu finden ist?“
    Er schüttelte den Kopf. „Viele Surfer benutzen Nicknames, also Decknamen.“
    „Decknamen“, wiederholte Beth und schluckte den Kloß in ihrem Hals herunter.
    Wenn nichts über ihre Eltern im Internet stand und ihre Mutter das erste Mal mit ihr einen Kinderarzt besucht hatte, als Beth bereits anderthalb Jahre alt war, könnten sie bei Bethanys Geburt andere Namen getragen haben.
    Plötzlich schoss ihr ein Gedanke durch den Kopf. War es möglich, dass nicht Kade sich in einem Zeugenschutzprogramm befand, sondern Blanche und Mantis Hart? Gaben sie sich deshalb so bedeckt? Verhielt sich ihr Vater Kade gegenüber so aggressiv,

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