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Opfer der Lust

Opfer der Lust

Titel: Opfer der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henka Sandra
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Sohn gehabt, der Kade hätte sein können, sondern eine anderthalbjährige Tochter. Als Beth anderthalb Jahre alt gewesen war, hatte Blanche sie das erste Mal bei Dr. Bone, dem Kinderarzt in Paterson, vorgestellt. War das ein Zufall?
    Was hatte das zu bedeuten?
    Beth quälten böse Vorahnungen. Zuerst wagte sie nicht, den Gedanken zu Ende zu bringen, doch dann zwang sie sich dazu. Egal, wie schmerzhaft die Realität war, sie musste ihr endlich ins Auge blicken und Gewissheit haben.
    Kaum hörbar flüsterte Bethany: „Bin ich dieses Mädchen? Wurde ich als Ana Velázquez in Spanien geboren?“
    Konnte es sein, dass die Familiengeschichte der Harts eine Lüge war und sie vor 21 Jahren einen tödlichen Unfall verursacht hatten? Oder hatte der Passaic River ihnen die kleine Ana in die Hände gespült und sie hatten sie einfach behalten? War Kade ein Bekannter, oder schlimmer, ein Verwandter der Eheleute Velázquez – was ihre Liebesspiele in ein anderes Licht rücken würde –, der sich auf die Suche nach der verschollenen Ana gemacht hatte?
    Oder waren Blanche und Mantis in Wahrheit Lucia und Ruben und hatten sich mithilfe der Polizei eine neue Identität zugelegt, weil sie sich im Zeugenschutzprogramm befanden? War ihr Tod nur vorgetäuscht worden? Hatten sie damals in einem Gerichtsprozess gegen jemanden aussagen müssen, der nun nach all den Jahren Kade geschickt hat, um Rache zu üben?
    „Zu viele Fragen“, stellte Beth fest. Aber sie würde bald ihre Antworten erhalten. Es war an der Zeit, ihre Eltern und auch Kade mit ihrem Wissen zu konfrontieren und sie zu zwingen, ihr die Wahrheit zu offenbaren – mit allen Konsequenzen.
    Nur eine Sache musste sie vorher noch erledigen.

34. KAPITEL
    „Wenn ich im Internet nichts über Maternity Help erfahre“, murmelte Bethany halblaut vor sich hin, während sie ihre Turnschuhe zuband, „dann muss ich eben vor Ort ermitteln.“
    Sie richtete sich auf und ging an Lazy, der an zentraler Stelle im Wohnbereich lag, um alles im Blick zu haben, ohne sich bewegen zu müssen, vorbei ins Schlafzimmer, um sich im Ganzkörperspiegel zu betrachten. Alles, was sie trug, war schwarz: das langärmelige T-Shirt, die Cargohose und die Schuhe. Sie sah aus wie eine Einbrecherin.
    Das entsprach der Realität, zumindest bald. „Fehlt nur noch die schwarze Sturmmaske“, witzelte sie.
    Bethany suchte das Bad auf und band ihre Haare mit einem Haargummi zusammen. Nachdem sie sich noch einmal vorsorglich erleichtert hatte, ließ sie die Jalousien in ihrem Appartement herunter, aber nur so weit, dass noch etwas Licht von innen nach außen drang. Alles sollte so erscheinen, als wäre sie zu Hause.
    Plötzlich klingelte das Telefon. Lazy richtete sich alarmiert auf, bellte jedoch nicht.
    Bethany schrak zusammen. Sie fühlte sich bereits jetzt schuldig, dabei hatte sie noch gar nichts Unrechtes getan.
    Mit klopfendem Herzen eilte sie zum Telefon, das auf dem Wohnzimmertisch lag. „Bethany Hart“, meldete sie sich und ließ sich auf das Sofa fallen.
    „Aaron hier.“ Er sprach sehr leise und es hörte sich so an, als würde er die Hand über Mund und Mikrofon halten, damit seine Stimme nicht durch die Wohnung schallte. „Ich muss mich kurz fassen, da ich von zu Hause anrufe. Vom Büro aus habe ich dich nicht erreichen können. Zigmal habe ich tagsüber durchgeklingelt. Bethy, du musst dir dringend einen Anrufbeantworter anschaffen.“
    „Brauche ich nicht“, widersprach sie. „Ich habe doch ein Handy, auf dem man mich so gut wie immer erreichen kann.“
    „Es sei denn, ein alter Bekannter, der zufällig ein Cop ist, trägt es mit sich herum.“
    Sie lachte nervös. „Ja, natürlich.“
    „Sadie sitzt vor dem Fernseher, aber sie könnte jeden Moment ins Obergeschoss kommen, um zu prüfen, ob Joey ausnahmsweise einmal schläft, und mich erwischen“, sprach er gehetzt.
    „Ich habe Verständnis dafür. Du gehst meinetwegen ein großes Risiko ein.“ Bethany fand die Situation grotesk. Sie verhielten sich, als würden sie miteinander fremdgehen, dabei waren die Fronten seit dem One-Night-Stand im Highland Park geklärt.
    „Lass uns gleich zum Wesentlichen kommen“, bat er. „Dein Mobiltelefon ist sauber.“
    „Keine Wanze? Kein Chip, der nachträglich eingebaut wurde und meine Daten an einen Fremden übermittelt?“
    „Definitiv nicht. Dein Handy wurde nicht verändert, was bedeutet, dass Kade es über einen Sendemast hat lokalisieren lassen“, schlussfolgerte er. „Das schließt

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