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Opfer der Lust

Opfer der Lust

Titel: Opfer der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henka Sandra
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darauf separat zu essen.
    „Von wem hat Beth ihren wundervollen braunen Teint geerbt?“ Kade schaute abwechselnd von Blanche zu Mantis. „Sie sind beide eher hellere Typen.“
    Schwungvoll schob Bethany ihren Teller mit dem angeknabberten Rippchen von sich fort. Das Gespräch nahm eine Wendung, die ihr den Appetit raubte. Dennoch horchte sie wachsam.
    „Von ihrer Grandma“, entgegnete Mantis mit vollem Mund und wischte sich mit einer Serviette den Ketchup vom Kinn. „Ich kann Ihnen Fotos von Granny zeigen, aber sie sind leider nur schwarz-weiß. Als sie die ersten Falten bekam, durfte niemand mehr ein Bild von ihr machen. Sie war sehr eitel.“
    „Wie schade!“, gab Kade zerknirscht von sich.
    Mantis grinste selbstgefällig. „Nicht wahr? Sie haben doch auch eine dunkle Hautfarbe. Haben Sie lateinamerikanische Vorfahren? Verzeihen Sie mir meine vielen Fragen, aber ich will schließlich wissen, mit wem meine Tochter ausgeht. Nicht, dass Sie Mitglied eines Drogenkartells sind.“
    „Dad!“, brachte Bethany empört hervor und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. „Wie kannst du so etwas sagen?“
    Aber in Wahrheit gingen ihr die Worte ihres Vaters durch Mark und Bein, da Aaron die gleichen Vermutungen geäußert hatte. Konnte es sein, dass die Liebe sie blind machte und sie deshalb nicht sah, was für alle anderen offensichtlich war?
    „Meine Familie stammt nicht aus Lateinamerika“, antwortete Kade gelassen, „sondern aus Spanien.“
    „Spanien?“, echote Blanche und fuhr auf. Sie hatte alle Gurkenscheiben gegessen, ihren Burger jedoch nicht angerührt. Das Fleisch musste mittlerweile kalt sein.
    Bethany starrte Kade an, als könnte sie in seinen Kopf hineinsehen und seine Gedanken lesen, wenn sie sich nur genug anstrengte. Sagte er die Wahrheit oder spielte er seine Scharade bis zur Perfektion? Immerhin hatte er nicht einmal mit der Wimper gezuckt, als er Mantis bezüglich seines Berufs angelogen hatte. Er war abgebrüht genug, nicht nur sein Aussehen zu verändern, sondern auch eine Lügengeschichte um seine Identität zu weben.
    „Wie und wann kam Ihre Familie in die Staaten?“ Mantis‘ Stimme gewann an Schärfe. Er legte seine Hand auf Blanches Rücken, als wolle er sie ermahnen, sich zusammenzureißen, worauf sich seine Frau versteifte und die Lippen fest aufeinanderpresste.
    Kade verschränkte die Arme vor dem Oberkörper und überlegte. „Meine Eltern kamen vor 30 Jahren in die USA, um mit einem Mietwagen von der Ost- zur Westküste zu fahren. Damals war ich etwas älter als ein Jahr und schon auf meiner ersten großen Reise. Amerika hat uns einfach nicht wieder hergeben wollen.“
    Blanche schaute Bethany an, obwohl sich ihre Frage an Kade richtete. „Sie sind in Spanien geboren und in den Staaten aufgewachsen?“
    „Das sagte er doch bereits“, fuhr Mantis sie an, woraufhin sie zusammenzuckte. Dann fixierte er Kade wie ein Adler seine Beute. „Wie heißen Sie eigentlich mit Nachnamen?“
    Kade lehnte sich vor, stützte sich mit den Unterarmen auf dem Tisch ab und begegnete dem stoischen Blick seines Gegenübers mit der gleichen Intensität. „Velázquez, Kade Velázquez.“
    Ein seltsames Schweigen legte sich über die Anwesenden. Die Atmosphäre war mit einem Mal eisig. Der Regen peitschte von außen gegen die Fenster. Es war so dunkel, als würde bereits die Dämmerung einsetzen.
    Blanche, die plötzlich so blass war, als würde sie an Blutarmut leiden, griff die Weinflasche und goss ihr Wasserglas bis zum Rand mit Rotwein voll. Sie nahm das Glas und trank es in einem Zug leer, bevor irgendjemand sie davon abhalten konnte. „Danach habe ich mich schon die ganze Zeit gesehnt.“
    „Mom!“ Bethany hoffte, dass sie mit ihrer Vermutung, ihre Mutter könnte Beruhigungstabletten genommen haben, falschlag. Beth machte sich ernsthafte Sorgen um sie, wollte die Situation aber nicht noch unangenehmer machen, als sie ohnehin schon war.
    Das brauchte sie auch nicht, denn ihr Vater erledigte das schon. Wütend stand er auf und schob dabei den Stuhl so kraftvoll zurück, dass dieser umfiel. Lazy fuhr erschrocken auf und lief verängstigt ins Wohnzimmer. Während Mantis die Weinflasche nahm und in die Küche stapfte, um sie aufgebracht in den Mülleimer zu werfen, hob Blanche seinen Stuhl auf.
    Nachdem sie sich wieder aufgerichtet hatte, hielt sie sich den Bauch. „Mir ist übel.“
    „Geh ins Badezimmer! Du machst mit deinem Verhalten die Familie kaputt, merkst du das nicht?“ Mantis

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