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Opfer fliegen 1. Klasse

Opfer fliegen 1. Klasse

Titel: Opfer fliegen 1. Klasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Bescheid. Oder schaffe ich die beiden ohne fremde
Hilfe?
    Heike war mutiger geworden und
fuhr etwas schneller. Aber hinter der nächsten, sehr engen Kurve mußte sie
bremsen wie der Teufel. Sonst wäre das Cabrio auf den BMW aufgefahren.
    Er stand mitten auf der
Fahrbahn.
    Kein Vorbeikommen rechts oder
links.
    Der Wagen war leer.
    Oder hatten sich die Verbrecher
geduckt?
    Heike würgte den Motor ab.
    Stille. Ein leises blechernes
Klappern. Das waren Heikes Zähne, und auf dem Gesicht der jungen Frau malte
jetzt der Schreck seine helle Tünche.
    Tims Blick schoß zu den Seiten.
Rechts hatte man eine fünf Meter lange Schichtholzbank errichtet, die mit
Teerpappe abgedeckt war, weil entrindetes Holz ziemlich wasserscheu ist und oft
schon vor der Nutzung verfault.
    Links verflochten sich
Brombeerranken mit Himbeersträuchern, mannshohen Disteln, Farnen und Büschen.
Ohne Machete, Straßenwalze oder Schürfkübelraupe war da kein Durchkommen.
    Wo sind sie? dachte Tim in
Sekundenschnelle.
    Aber das war genau eine Sekunde
zuviel.
    Diepholz sprang hinter der
Schichtholzbank hervor, sprang direkt neben Tim und hielte eine Pistole in der
Hand.
    Eine Browning.
    Tim hatte die gleiche Waffe mal
bei Kommissar Glockner gesehen, wo sie sichergestellt worden war aus dem
Tascheninhalt eines Randale-Punkers.
    Die Pistole war nicht auf Tim,
sondern auf Heike gerichtet.
    Müller, der etwas langsamer war
als sein Komplize, kam ebenfalls hinter dem Versteck hervor und schwang
grinsend einen Knüppel.

    Sch...! dachte Tim. Voll in der
Falle. Himmel, ist dieser Diepholz lang. Da fehlt nicht viel an zwei Metern.
Aber keine Substanz. Doch die Wumme macht ihn stark. Die ist immer noch
wirksamer als jede Selfdefense-Kunst.
    „Nimm die Hände vom Lenkrad,
Süße!“ sagte Diepholz. Er sagte es kalt und ohne Lächeln. Auf seinem bleichen
Gesicht glänzte Schweiß, und im Licht der Vormittagssonne wirkte es für einen
Moment, als hätte es Schuppen.
    Tatsächlich wie Fischhaut,
dachte der TKKG-Häuptling. Der Typ hat Poren wie Narben. Als der die Windpocken
hatte, muß er ausgesehen haben wie Streuselkuchen.
    „Nicht den Zündschlüssel
anrühren!“ gebot Diepholz der Frau.
    All das geschah in rascher,
fast atemloser Folge.
    „Heh, heh!“ Tim hatte sich
entschlossen, den Ahnungslosen zu spielen. „Ist das ein neues Geländespiel?
Oder geht’s um Raub? Wir haben unseren Diamantenschatz im Moment nicht dabei und
auch nur ganz wenig Bares.“
    „Du hältst die Schnauze!“
befahl Diepholz.
    Er ging um den Wagen herum auf
Heikes Seite.
    Müller trat dicht zu Tim heran
und wippte den Knüppel in der Faust.
    Heike atmete stoßweise, was wie
ein Schluchzer klang. Sie tat Tim schrecklich leid. Aber er mußte cool bleiben,
um wirklich ahnungslos zu wirken.
    „Leute, was soll das?“ Tims
Stimme war fest wie ein Heldenbariton auf der Generalprobe. „Seid ihr zivile
Forstpolizei? Wir haben nicht gewildert. Ehrenwort! Wir wollen Pilze sammeln
hinten beim Schwarzbruchmoos. Dort wachsen die größten Pfifferlinge, und die
Steinpilze kriegen Hüte wie Sombreros. Wir...“
    „Schnauze!“
    Diesmal war’s Müller.
Gleichzeitig schlug er zu mit dem Knüppel. Tim konnte den Kopf wegnehmen, wurde
aber an der Schulter getroffen. Der Schmerz fuhr bis in die andere Schulter
hinüber.
    „Du“, sagte Diepholz und meinte
Tim, „verfolgst uns. Hast uns erkannt, wie, als wir bei den Eberts rauskamen?
Erst mit dem Rennrad und freiem Oberkörper, dann bist du zu der Tante hier
eingestiegen. Schön raffiniert. Aber ich hatte dich die ganze Zeit im Auge. Und
jetzt, junger Freund, wird es unangenehm für dich. Steig aus!“
    „Wollen Sie mich erschießen?“
    „An deiner Stelle würde ich
gehorchen.“
    Umbringen werden sie mich
nicht, dachte Tim. Aber sie wollen mich ausschalten. Und Heike? Sie wird jetzt
übel belohnt für ihre Hilfsbereitschaft. Und die Polizei ist sicherlich
unterwegs nach Bingweiler. Nein, Gabys Vater will ja meinen nächsten Anruf
abwarten. Der wäre jetzt fällig. Aber ich melde mich nicht. Das wird ihn
alarmieren. Hoffentlich kann er den Hubschrauber einsetzen. Von oben sind wir
hier recht gut zu sehen.
    Er stieg aus.
    Diepholz hatte die Waffe auf
Heike gerichtet. Um die Frau nicht zu gefährden, mußte sich Tim fügen, obwohl
er Müller, der viel zu nah stand und sicherlich träge Reflexe hatte, ruck-zuck
hätte flachlegen können — mit Lowkick und Ellbogentechnik.
    „Los, in den Kofferraum!“
befahl Diepholz.
    Müller grinste, trat

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