Opfer fliegen 1. Klasse
an
Geschwindigkeit.
Jetzt kann sie langsam fahren,
dachte Tim. Schwerwiegende Gründe — und schon ist alles möglich.
„Endlich stimmt das Tempo“, er
grinste. „Nicht zu nah ran, schon gar nicht überholen. Aber auch nicht den
Anschluß verlieren. Keine Sorge, Frau Heike! Ich will ja nur wissen, wohin die
beiden sich wenden. Darf ich mal Ihr Telefon benutzen?“
„Wen willst du anrufen?“
„Kommissar Glockner, den Vater
meiner Freundin. Er ist leitender Kripobeamter im Präsidium. Außerdem verstehe
ich mich bombig mit ihm.“
„Dein künftiger Schwiegervater,
wie?“
„Ich hoff s.“
„Dann mal los.“
Sie saß jetzt etwas geduckt
hinterm Lenkrad und spähte ängstlich nach vorn. Der Abstand zum BMW war
unverdächtig und änderte sich nicht.
Tim hatte gewählt und zwar die
Glocknersche Privatnummer. Glück muß man haben, dachte er, als sich der
Kommissar fast augenblicklich meldete. War er von Gaby schon informiert worden?
Offenbar nicht. Seine Stimme klang ruhig und etwas wochenend-müde.
„Hallo, Herr Glockner!“
sprudelte Tim hervor. „Ich bin’s. Hat Gaby schon angerufen? Nein? Dann hat sie
noch kein Telefon gefunden. Also, ich bin hier im Wagen von Frau Heike Rembach.
Wir befinden uns auf der Landstraße Richtung Bingweiler und verfolgen einen
sandfarbenen BMW mit dem Kennzeichen…“, er nannte es, „der vermutlich einem
gewissen Klaus Ebert gehört, wohnhaft im Brudermanns-Weg. In dem Wagen sind die
beiden Ausbrecher Diepholz und Müller. Ich und auch Gaby — wir haben sie
zweifelsfrei erkannt. Der Wagen wurde vermutlich geraubt. Frau Rembachs Wagen
ist ein blaues Honda-Cabrio. Die Dame fährt brillant und ist nur ganz wenig
aufgeregt. Wir sind jetzt etwa acht Kilometer vor Bingweiler und nähern uns dem
Auen-Wald.“
„Danke, Tim.“ Glockner klang
cool wie immer. „In Bingweiler ist keine Polizei-Inspektion — das ist jetzt das
Problem. Auch in keinem der umliegenden Orte. Ich muß euch also Kollegen
hinterher schicken. Und einen Hubschrauber. Kurz vor Bingweiler gibt es eine
Kreuzung. Und damit drei Möglichkeiten, wohin sich die Ausbrecher wenden
können. Nach Broichfaden — das wäre südliche Richtung, nach Bingweiler im
Westen oder nach Appenrode rechtsab und nördlich. Rückt nicht zu dicht auf. Und,
Tim, bitte keine Heldentat irgendwelcher Art. Klar?“
„Ich doch nicht. Nie!“
Er registrierte, wie die Frau
mit großen Augen zuhörte. „Sobald ihr die Kreuzung erreicht“, sagte Glockner,
„rufst du nochmal an. Unter dieser Nummer. Ich muß wissen, in welche Richtung
sie sich wenden.“
„Also, in fünf Minuten“, sagte
Tim und hängte ein.
13. Zwei Fensterscheiben
Gaby und Klößchen warteten im
Brudermanns-Weg am Straßenrand. Karl war zurückgefahren und kam jetzt achselzuckend
zurück. Er hatte keine Telefonzelle gefunden; und inzwischen war, wie Gaby mit
einem Blick auf ihre zierliche Armbanduhr feststellte, bereits eine
Viertelstunde vergangen.
Oskar, immer noch an der Leine,
hatte sich auf den Bordstein gesetzt, hechelte und schnappte nach einer Fliege,
die ihn beharrlich umkreiste, dick, grünschillernd und absolut gehirnlos, denn
sie geriet immer wieder in bedrohliche Nähe des Hunde-Fangs, der immerhin mit
kräftigen Zähnen versehen ist.
„Ich weiß nicht, Gaby, wie wir
deinen Vater verständigen sollen“, meinte Karl und rückte seine Nickelbrille
etwas auf der Nase nach vom, damit der Schweißdampf die Gläser nicht beschlug.
„Mist!“ meinte Gaby. „Dann
müssen wir zu den Eberts rein.“
Bei denen hatten sie schon
geklingelt, aber niemand war an die Tür gekommen.
Dort standen die drei nun
wieder, hatten die Stahlrosse in der Einfahrt geparkt und auch Oskar dort
festgebunden. Er lag auf einem Streifen Rasen, kühl umfangen vom Schatten einer
Schwarzerle.
Gaby klingelte abermals. Im
Haus schlug die Klingel an. Aber das war’s dann auch, trotz mehrmaligen
Läutens.
„Vielleicht ist niemand zu
Hause“, meinte Karl, „und die Knackis haben den Wagen kurzgeschlossen.“
„Oder der Schlüssel steckte“,
sagte Klößchen. „Meinem Vater ist das passiert. Er hat im ganzen Haus nach dem
Schlüssel gesucht, und der steckte im Zündschloß.“
Sie überlegten. Dann hob Gaby
lauschend den Kopf.
Karl drehte ein Ohr nach vorn,
als höre er dann besser.
Klößchen, der an der fünften
und letzten Frühstückssemmel kaute, hielt damit inne.
„Da hat doch jemand gerufen“,
sagte Gaby. „Hinten im Haus. Es klang
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