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Opfer fliegen 1. Klasse

Opfer fliegen 1. Klasse

Titel: Opfer fliegen 1. Klasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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hinter den
BMW, öffnete den Gepäckraumdeckel und machte eine einladende Bewegung.
    Tims Nackenhaare sträubten
sich. „Wenn Sie mich dort einsperren, ersticke ich.“
    „Geh sparsam um mit der Luft“,
riet Müller.
    „Los rein!“ Diepholz bleckte
die Zähne. „Rein in den Kofferraum — oder der Frau passiert was.“
    Verdammt! Tim sah Heike an. Sie
war bleich wie der Tod.
    „Was wird mit ihr?“ fragte der
TKKG-Häuptling leise.
    „Was wohl! Sie ist unsere
Geisel. Und sie darf uns fahren.“
    „Muß ich nachhelfen?“ Müller
hob den Knüppel.

    Tim kletterte in den
Kofferraum. Der war leer bis auf einen metallischen Einkaufskorb, der zwei
kräftige Drahtbügel als Henkel hatte. Tim mußte sich hinlegen und dabei
einrollen wie ein junger Hund. Die langen Beine fanden kaum Platz. Der Deckel
wurde zugeschlagen.
    Finsternis.
    Hitze.
    Luft wie in einem Backofen, der
außer Betrieb ist.
    Tim hörte, wie Müller lachte.
    Dann wurde der Kofferraum
abgeschlossen.
    Tim atmete flach. Ist das mein
Sarg? schoß es ihm durch den Kopf. Wie lange reicht dieser armselige Sauerstoffvorrat?
Und der Deckel schließt luftdicht ab. Kein Spalt, an den ich den Mund pressen
könnte. Das Stahlblech ist nicht dick, aber es läßt sich nicht aufbrechen —
nicht mit bloßer Faust. Außerdem — dieser Wagen... ja, das ist ein neues
Modell... mit einbruchssicherem Kofferraum. Ausbruchsicher sowieso! Also doch
mein Sarg? An einem Junitag wie heute? Den wievielten haben wir eigentlich? Und
noch kein Frühstück im Bauch! Verflucht, verflucht! Hätte ich Müller doch eins
verpassen sollen und... Heh, Peter Carsten! Keine Panik! Reiß dich zusammen!
Cool sein ist angesagt!
    Er hörte die Stimmen der
Verbrecher. Dann erklang der Motor des Cabrios. Es wendete. Das Geräusch
entfernte sich; und auf Tims enges, lichtloses Verließ, in dem die Luft schon
so schal schmeckte wie brackiges Wasser, senkte sich Totenstille.

15. Gewußt wie!
     
    Unmittelbar nach dem Telefonat
mit Tim hatte Kommissar Glockner dem Polizeihubschrauber P-M1-17, der mit zwei
Leuten besetzt war, Startbereitschaft diktiert; dann ging alles Schlag auf
Schlag und so reibungslos, wie man sich einen Einsatz wünscht. Rückmeldung im
Präsidium, Einsatzbefehl. Später würde man den Chef, den Polizeipräsidenten,
informieren. P-M1-17 startete, wobei sich als Vorteil erwies, das er auf dem
Flugfeld am Westrand der Stadt bereitgestanden hatte.
    Horst Eimer, ein erfahrener
Pilot, flog den Vogel.
    Sein Kollege Lothar Schickschuh
trug den Helm mit integriertem Kopfhörer und hatte das Funksprechgerät an den
Lippen.
    Zwei Minuten später
schnatterten sie in beträchtlicher Höhe über der Landstraße nach Bingweiler in
westlicher Richtung und hielten Sprechkontakt mit der Zentrale.
    Schickschuh äugte durchs
Spezialfernglas.
    „Wir haben sie“, teilte er mit.
„Besagter BMW erreicht soeben den Auen-Wald, verlangsamt und biegt ein auf die
Forststraße Richtung Stangenholz. Das Cabrio folgt. Erbitte weitere
Anweisungen.“
    Die kam, nach kurzer Pause, aus
der Zentrale.
    „Bei der Forststraße handelt es
sich um eine Sackgasse. Ohne Umkehr geht nichts. Wir sperren die Einmündung.
Ihr landet dort und wartet auf die Kollegen. Zwei Streifenwagen sind unterwegs.
Sobald die übernehmen, ist eure Aufgabe beendet.“
    „Verstanden“, sagte
Schickschuh. „Übrigens können wir den BMW und das Cabrio sehen. Sie sind
ziemlich weit ins Waldgebiet vorgestoßen. Jetzt fährt der BMW unter
überhängenden Zweigen. Und ist außer Sicht. Wir landen.“
    Das geschah. Und ganz ohne
Getöse. Da zu dieser Zeit keinerlei Verkehr auf der Landstraße war, wurde es
von niemandem bemerkt.
    Horst Eimer landete genau in
der Einmündung. Der Rotor wirbelte Blätter und Zweige umher, trieb
Schmetterlinge aus ihrer Flugbahn und köpfte mit gepeitschter Luft etliche
Blumen. Dann verlangsamte der Rotor seinen Flügelschlag, und der Hubschrauber
stand schließlich still. „Tolle Landung!“ lobte Schickschuh.
    Eimer grinste. „Dieser Tim
gehört versohlt.“
    „Wieso? Der Junge ist mutig.“
    „Aber mit den Ausbrechern wird
er nicht fertig.“
    „Er wird klug genug sein, sich
nicht an sie ranzutrauen. Er will ja nur wissen, wo sie sich verstecken.“
    „Trotzdem! Wäre es mein Sohn,
setzte es was.“
    Sie warteten. Aus dem Wald war
kein verdächtiges Geräusch zu hören. Die Streifenwagen mußten bald kommen.
     
    *
     
    Tim bewegte sich langsam. Er
war in Schweiß gebadet, sein Hals wie

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