Opfer fliegen 1. Klasse
pirschte zu den Bäumen, dann, immer dicht am Straßenrand, zum
Scheitelpunkt der Kurve. Metall und Glas blitzten vorn bei der Einmündung. Er
äugte. Seine Kopfhaut zog sich zusammen. Ein Polizeihubschrauber versperrte die
Straße. Zwei Uniformierte mit weißen Helmen saßen in der Kanzel. Sie blickten
her, konnten ihn aber nicht sehen.
Verdammt! Also wußten die
Bullen Bescheid. Natürlich! Das Autotelefon. Der verdammte Bengel hatte seine
Nachricht durchgegeben während der Verfolgung.
Diepholz lief zum Wagen zurück
und stieg ein. Der Motor lief noch, aber das Geräusch war leise.
„Straßensperre. Ein
Polizeihubschrauber“, erklärte er seinem Komplicen. Und zu Heike: „Fahr zurück!
Mit wenig Gas, daß sie uns nicht hören. Sonst ist es aus mit dir.“
Heike war totenbleich und
zitterte. Aber sie verlor nicht die Gewalt über den kleinen Wagen, fuhr ein
Stück im Rückwärtsgang und wendete dann.
„Und nun?“ fragte Müller. Auch
sein Schweinsgesicht hatte Farbe verloren.
„Erst mal Abstand gewinnen“,
knirschte Diepholz durch die Zähne. „Dann zu Fuß irgendwohin. Du trägst die
Geldtasche. Ich passe auf unsere Freundin auf.“
Sie erreichten den BMW.
„Ob der Bengel schon krepiert
ist“, sagte Müller ungerührt.
„Das nicht. Aber bewußtlos ist
er bestimmt. Jetzt schadet er uns nicht mehr. Wir geben ihm Luft, sonst haben
wir sein Schicksal am Hals. Ich setze den Wagen beiseite.“
Diepholz stieg aus. Die Pistole
steckte ihm im Gürtel. Er näherte sich dem BMW von der Rückseite und war
irgendwie neugierig, wie es dem verdammten Bengel wohl ging.
Diepholz blieb am Kofferraum
stehen und horchte. Unter dem sandfarbenen Blech, das die Sonne aufgeheizt
hatte wie zum Spiegeleier-Braten, war kein Laut.
Diepholz nahm die Pistole in
eine Hand, schloß den Kofferraum auf und klappte den Deckel hoch.
Der Tritt, im Liegen ausgeführt,
schmetterte ihm die Waffe aus der Hand. Fast gleichzeitig schnellte Tim auf die
Füße. In dieser Position war er noch größer als Diepholz, und der linke
Ellbogen traf den Verbrecher am Kinn, was zum einen Notwehr und zum andern
Abrechnung war.
Der Ausbrecher flog gegen das
Cabrio und sank dann bewußtlos zu Boden.
Tim sprang auf die Straße, riß
die Browning an sich und hechtete zum Cabrio. Müller staunte noch mit offnem
Mund, als er eins auf die Rübe bekam. Er fiel auf den Rücksitz.
„Ich mach’ nicht mehr mit“,
rief Heike und taumelte aus dem Wagen. „So habe ich mir diesen Vormittag nicht
vorgestellt. Das ist ja gräßlich. Tim, ich halte das nicht aus.“
„Kein Grund zur Aufregung, Frau
Heike. Jetzt ist es vorbei.“
Zitternd setzte sie sich an den
Straßenrand. Tim hätte sich gern um sie gekümmert. Aber erst mußte er die
beiden Kerle versorgen. In Ermangelung geeigneter Stricke oder Handschellen,
vergalt er gleiches mit gleichem, wuchtete erst den bewußtlosen Diepholz in den
Kofferraum und stopfte dann auch Müller hinein, der gerade wieder zu sich kam
und — schwankend auf Gummibeinen — selbst klettern mußte.
Tim versuchte, den Deckel zu
schließen. Das gelang erst, als er, Tim, mit ganzem Gewicht draufsprang. Müller
brüllte, er werde zerquetscht, aber Tim riet ihm, sich schmal zu machen wie ein
Schlangenmensch.
„Ersticken können sie nicht“,
erklärte Tim seiner Helferin. „Ich habe ein Luftloch geschaffen zwischen
Kofferraum und Fahrgastzelle. Sonst wäre ich jetzt bewußtlos oder gar tot.“
„Ich mache nicht mehr mit.“
„Schon gut. Frau Heike.“
Ihr versagten die Nerven. Sie
weinte. Er setzte sich neben sie und legte tröstend den Arm um ihre Schultern.
„Die beiden haben eine
Geldtasche“, schluchzte sie. „Davon war die Rede. Ich glaube, es ist wirklich
Geld drin. Sie steht hinter dem Fahrersitz.“
Tim hatte sie gesehen. Aber
erst jetzt sah er nach.
Mich wundert nichts mehr,
dachte er und zeigte Heike den Inhalt.
„Sehen Sie sich das an!
Wahnsinn! Haben die beiden eine Bank überfallen? Das sind, schätze ich mal,
anderthalb Millionen. Vielleicht zwei. Und wir beide haben den Zaster
sichergestellt. Dafür müßten wir doch eigentlich eine Belohnung kriegen, wie?“
„Ich glaube“, sagte Heike, „ich
mache doch wieder mit.“
16. Am Doppelhaus
Zwei Stunden später saßen TKKG
in der Pizzeria ,Vesuvio’ und taten sich gütlich an der italienischen
Spezialtorte, wobei Klößchen die Freundschafts-Pizza für zwei Personen von
Wagenradgröße vertilgte, hingegen Gaby die für den extrem
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