Opfer fliegen 1. Klasse
dumpf.“
„Kellerdumpf“, nickte Karl.
Sie umrundeten den Bungalow.
Rückseitig gab es eine Terrasse, auf der Gartenmöbel standen. An einer der
Hausecken war der Schacht zu einem Kellerfenster, natürlich abgedeckt mit
schwerem, kettengesichertem Gitter. Das Fenster unten im Schacht war klein und
zusätzlich vergittert.
Als sich Klößchen auf die
Stahlsprossen stellte, klapperten sie vernehmlich auf der Zementauflage. Gaby,
die davor stand, sah, wie unten im Schacht das Fenster geöffnet wurde.
„Hallo!“ rief eine
Männerstimme.
Klößchen sprang vom Gitter,
Gaby beugte sich vor.
„Herr Ebert?“
„Ja.“
„Sie sind also doch zu Hause.
Wir haben geklingelt. Ich bin Gaby Glockner, die Tochter von Kommissar
Glockner. Sie kennen meinen Vater.“
Das lag ein Jahr zurück. Damals
ging es um einen großangelegten Einbruchsdiebstahl bei der Firma
Küchen-Schröder, wo man lastwagenweise teuerste Küchenmöbel entwendet hatte.
„Ah, ja“, erwiderte Ebert. Es
klang unfroh. „Wir... sind hier eingesperrt — meine Frau und ich. Im Keller.
Könnt ihr uns befreien?“
Er hatte offenbar gesehen, daß
Gaby nicht allein war. Ein bleiches Gesicht schimmerte aus dem Schacht herauf.
„Waren das die Ausbrecher
Müller und Diepholz?“ rief Gaby. „Wir haben nämlich gesehen, wie die aus Ihrer
Garage wegfuhren. Mit einem beigen BMW. Mit Ihrem, ja? Jetzt ist das Problem,
wie kommen wir rein zu Ihnen, ohne was kaputt zu machen?“
„Irgendwie!“ rief eine
Frauenstimme von unten. „Ist doch egal! Schlagt eine Scheibe ein! Aber befreit
uns um Himmels willen! Ich halte es nicht länger aus hier unten. Diese
Verbrecher! Nicht genug, daß sie das Firmengeld geraubt haben — einsperren,
quälen und demütigen mußten sie uns auch noch. Ich bin am Ende meiner Kraft.“
Firmengeld? Gaby und die Jungs
kriegten spitze Ohren. Aber erst mal ging es um einen bewilligten Einbruch,
bzw. eine Sachbeschädigung.
Karl zertrümmerte eine Scheibe.
Klößchen, der ein anderes Fenster für günstiger hielt, weil es niedriger war,
hatte dort schon zum Schlag ausgeholt. Und so gingen zwei Scheiben zu Bruch,
obwohl eine gereicht hätte.
Karl kletterte durch ,sein’
Fenster hinein und öffnete die Hintertür, wo innen der Schlüssel steckte. Der
steckte auch an der Tür zum Kellerverließ; und Klaus und Bettina Ebert
taumelten heraus, als hätten sie hier die letzten Jahre verbracht — bei
Kakerlaken, Wasser und Brot.
Das Telefon! Gaby rief ihren
Vater an, erfuhr, daß Tim ihr just zuvorgekommen war, und berichtete das
Neueste.
„Ich komme, sobald sich Tim
wieder gemeldet hat“, erklärte Glockner. „Brauchen die Eberts einen Arzt?“
„Ich glaube nicht. Sie sind
jetzt beide im Bad und duschen. Körperlich fehlt ihnen nichts, aber sie wirken
sehr verängstigt, was man ja verstehen kann. Außerdem sagte Frau Ebert was von
geraubtem Firmengeld. Müller und Diepholz haben also nicht nur den Wagen
mitgenommen.“
„Wird sich alles aufklären,
Gaby. Bis gleich.“
„Bis gleich, Papi.“
Sie legte auf, hörte, wie im
Bad das Rauschen der Dusche verstummte, und dachte an Tim.
Der saß also jetzt bei dieser
Frau im blauen Cabrio, verfolgte die Verbrecher und brachte sich hoffentlich
nicht in Gefahr.
Hoffentlich! dachte Pfote und
fühlte sich für einen Moment sehr beklommen.
14. In die Falle getappt
„Achtung!“
Tim ballte unwillkürlich die
Fäuste. Und obwohl er nur Beifahrer war, bewegte er die Füße, als betätige er
Kupplung und Bremse.
„Sie wollen abbiegen“, sagte
Fleike Rembach. „Ich hab’s gesehen. Dieser Diepholz blinkt, wie es sich gehört.
Und er verlangsamt. Es sind wirklich die nettesten Beifahrer, die den Fahrer
anweisen, was er zu tun hat.“
„Entschuldigung! „
Tim hatte die Ironie in ihren
Worten kapiert und grinste schuldbewußt. Er wußte, daß sich keiner, der ein Kfz
lenkt, gern dazwischenreden läßt. Oft geschieht das bei Ehepaaren. Er hatte es
einige Male miterlebt, und die Reaktionen des oder der genervten
Fahrers/Fahrerin waren dann meistens sehr ungehalten.
Heike fuhr mit gleichem Tempo
weiter, was allemal unverdächtig war. 200 Meter vor ihnen bog der sandfarbene
BMW auf eine Forststraße, die nicht beschildert war, und verschwand zwischen
den Bäumen. Hier begann der Auen-Wald, der stellenweise unterholz-dicht war wie
ein osteuropäischer Dschungel, sich weit ausdehnte und ein Eldorado war für
Wanderer, Pfadfinder, Wildnis-Biker, unscheues Rehwild, abgestumpftes
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