Opfer (German Edition)
sie es nannte, »normal« ficken lassen, zigmal, aber niemals in den Arsch, ihren prachtvollen holländischen Arsch, der genau aussah wie auf einem flämischen Gemälde, wie überhaupt alles an ihr, nur dass sie noch viel schöner war, mehr an Cranachs Eva erinnerte.
»Ach, Olivia, mein Liebling, ich bin froh, dass du nie die Rute angebetet hast …«
Diese Worte murmelnd, setzte er sich hin, streckte die Beine vor, zündete sich eine Zigarette, an. Er beobachtete den stetigen Wagenstrom auf dem Paseo. Beobachtete dieses, dann jenes Scheinwerferpaar näher kommen. Beobachtete dieses, dann jenes Auto vorbeifahren.
Jay Jalisco, no te rajes!
Von irgendwo in der Nähe hörte er den Schlager. Die Musik konnte aus der Cantina dort ein Stück weiter unten kommen, jener Cantina, in der er eines Nachmittags Lisa kennengelernt hatte. Lisa … Ach, warum war sie nicht ein bisschen schöner? Warum konnte er nicht mit Fortune Riley durchbrennen anstatt mit ihr? Warum war Fortune nur Schönheit gewesen, Schönheit ohne Geist? Warum hatte er nie beides zusammen bei einer Frau finden können? Nicht einmal – nein, nicht einmal bei Olivia. Doch – ja, er konnte es mit Lisa versuchen. Morgen den Anfang machen. Morgen … Ob sie es Luis wohl schon gesagt hatte?
Unwillkürlich zog er die Beine ein und schaute hinter sich. Er sah ein Hemd sehr weiß in der Dunkelheit, und dort auch ein zweites, näher dann, eine helle Silhouette gegen ein Haus mit heruntergelassenen Jalousien. Und jetzt konnte er im kupferfarbenen Lichthof der nächsten Straßenlaterne einen Jüngling erkennen, volle Lippen, schwarzes Haar, schwarze Augen, glänzende schwarze Augen, die auf ihn geheftet waren.
Er warf seine Zigarette weg, stand von der Bank auf, und während er langsam weiterging, dachte er an Miguelito, an Lisa, an Olivia, an Fortune Riley, an New Orleans und …
Teil 2
Kapitel 1
Das muss man sich vorstellen! Nach drei langen Jahren in ein Schokoladengeschäft in New Orleans in Louisiana zu kommen und …
Er trat durch den Schatten in die Helligkeit des Sonnenscheins, und seine Augen suchten hinter der offenen Tür, die wie eine dunkle Portiere inmitten der sonnigen Wand aussah, nach einem Zeichen von ihr.
Alles schien ihm unwirklich, als er auf die Tür zuging und tief drinnen im kühlen Innern des Ladens, irgendwo ganz hinten in der Schummrigkeit, die vertraute schlanke Gestalt Fortunes ausmachte. Das Herz klopfte ihm, als er den alten Goldschimmer sah, und er wusste, dass – er trat über die Schwelle – in der ganzen weiten müden Welt niemand anders als Fortune Riley so aus dem Dunkel hervorleuchten konnte. Seine Augen begannen sich an die plötzliche Sonnenfinsternis zu gewöhnen, und er blieb an der Tür stehen. Ihm war, als schnüre ihm etwas die Kehle zu. Das Blut schien dröhnend gegen seine Trommelfelle zu pulsieren, und die Laute von der Straße kamen wie von ganz weit her, als er über undeutliche Tische und Stühle und Ladentische hinweg in das kühle, schwäche, taubengraue Licht blickte, hinein in den hinteren Teil des Ladens, wo sie, in irgendwie unmodernem Dämmerlicht, neben einem runden Tisch stand, auf dem sich – mit unnötig großer Armbewegung langte sie jetzt danach – ein Telefon befand.
Klick. Er war so winzig, der Hörer, so schwarz gegen die lodernde Fülle ihrer Haare, als sie mit üppigem Schütteln den Kopf zurückwarf und auf die Seite legte … Klick. Diese Haare, diese prachtvollen rotgoldenen Haare, die wie die Mähne eines erlesenen schönen Tieres auf die exakte Anmut ihrer Schultern fielen, so wie schon früher immer …
Klick. Es flimmerte ihm ein wenig vor den Augen, als er das Kostüm bemerkte, das sie trug, wie es die breite Geschmeidigkeit ihres Rückens betonte, wie der Rock zwischen den Knien einfiel, so wie schon früher immer …
Klick. Ebenfalls wie verschwommen sah er ihren Hintern, der, obwohl nicht übermäßig groß, aus dem Stoff, der ihn bedeckte, herauszubersten schien, so wie schon früher immer …
Klick. Als er weiter runter schaute, dachte er nur an Reklame für Seidenstrümpfe …
Noch einmal – klick – hörte er sie die Wählscheibe drehen. Halb den Atem anhaltend, versuchte er sich zu erinnern, wie das Übrige von ihr war. Sich die Lippen befeuchtend, rief er sich jeden Zoll von ihr ins Gedächtnis, jeden Winkel – er lächelte – und Spalt. Warum in aller Welt – er trat von der Tür weg – war er auf einmal so aufgeregt? Denn ohne Neuheit kein Geheimnis, und
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