Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Opfer (German Edition)

Opfer (German Edition)

Titel: Opfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Bernard Burns
Vom Netzwerk:
sie sich und zog sich an, und als er seine Krawatte umband, sah er, dass sie den zerrissenen Schlüpfer in ihre große lederne Handtasche steckte. Nachdem sie sich schweigend angekleidet hatten, sagte er: »Besser, du zeigst dich jetzt nicht vor Luis ohne was an. Jedenfalls eine Weile nicht. Solange diese Striemen noch …«
    »Ach, Rodney«, sagte sie, »du weißt … du weißt doch, seit ich dich kenne, hab ich mich von Luis nicht mehr berühren lassen und mich auch nicht nackt …«
    »Ja, ich weiß«, gab er zurück und legte die Hand auf den Türknauf.
    »Warte«, sagte sie.
    Er sah sie an. Ihre graue Augen waren fast blau, aber ihre rosa Lippen spitzten sich zu einem Schmollmund.
    »Was ist?«, fragte er. Und noch einmal: »Was ist?«
    »Ich …«, begann sie, blickte dann zu Boden und fuhr fort: »Du sagst, ich soll mich eine Weile nicht nackt vor Luis zeigen. Heißt das, du rechnest damit, dass ich noch eine Weile bleibe, dass wir … dass wir nicht nach Tehuantepec gehen?«
    Er sah sie abermals an. Voll angezogen, wurde sie wieder begehrenswert für ihn. Tränen traten in ihre Augen. Ihre Lippen bebten. Erstaunt spürte er seinen Schwanz von neuem hart werden. Die kleine Hure … Sie schaffte es bei ihm. Schaffte es tatsächlich. Darum …
    »Nein, nein, Lisa, wir gehen …« Er nahm die Hand vom Türknauf und legte sie auf ihr Handgelenk. »Doch, doch, Lisa, wir gehen … Wie gehen nach Tehuantepec. Wir …«
    »Hast du’s dir richtig überlegt?«
    »Ja, richtig.«
    Sie warf die Arme um ihn, presste ihre Schenkel gegen die seinen, schob ihre Möse gegen seinen Schwanz hoch. Unglaublich, dachte er, aber er war tatsächlich wieder hart … Schließlich riss er sich von ihr los. Er öffnete die Tür und sagte: »Komm, gehen wir.«
    »Ist auch niemand da?«, fragte sie angstvoll.
    »Nein«, antwortete er und nahm sie an die Hand, um sie an den Pissbecken vorbei und hinaus in den kleinen fensterlosen Raum zu führen, wo Conchita unter dem schwachen gelben Licht der nackten Glühbirne saß, so gesammelt und so ruhig wie zuvor. Sie strickte wieder, und als sie sie beide sah, erhob sie sich halb von ihrem Stuhl.
    »Sie besuchen doch Conchita bald wieder, Señor? Und Sie, Senora?«
    Verächtlich schaute Lisa geradeaus, aber Rodney sagte: »Gewiss, Conchita, wir kommen bald wieder.«
    »Sehr schön, Señor. Sehr schön. Sie wissen ja, dass Sie bei Conchita stets willkommen sind. Conchitas Haus ist auch Ihr Haus …«
    Ihn mit Nachdruck an der Hand ziehend, führte ihn Lisa in das Café, wo er, als er einen leeren Tisch in der Nähe der Tür sah, seine Hand aus der ihren nahm und sagte: »Gehen wir dort rüber und setzen uns ein bisschen hin.«
    »Aber …«
    »Ach, nur auf einen Moment«, sagte er. »Ich weiß, dass du’s eilig hast …«
    Sie gingen zu dem Tisch und nahmen Platz. Lisa sah ihn an und sagte: »Du hast es dir richtig überlegt? Richtig?«
    »Ja, richtig.« Und als er hochschaute zu der Serviererin und ihrem großen Busen, der den schwarzen Kattun ihrer Bluse fast sprengte, lächelte er. Dann steckte er sich eine Zigarette an und sagte: »Ich weiß nicht. Ich weiß nicht, was ich will …« Er schlug die Beine übereinander und sah wieder die Serviererin an. »Ach ja«, sagte er, »bringen Sie mir ein Bier. Nein. Nein, die Dame geht.«
    »Si, Señor. Carta Bianca, Señor?«
    »Nein, Señorita, Bohemia …«
    »Sehr wohl, Señor«, antwortete die Serviererin und ging weg, während Rodneys Augen der geschmeidigen Bewegung ihres Hintern folgten.
    »Ich werde wohl doch lieber bleiben«, sagte Lisa und lachte, doch in ihrem Lachen schwangen Besorgtheit und Angst mit. »Ach, Rodney, du bist schrecklich, richtig schrecklich.« Sie legte ihre Hand auf die seine. »Aber ich liebe dich. Ja, ich liebe dich wirklich.«
    »Ja?«
    »Ja.«
    »Nun, meinst du nicht, dass du doch lieber …«
    »Ja.« Sie holte tief Luft. »Ja.« Ihre Stimme wurde fester. »Ich gehe jetzt. Geradewegs nach Hause. Es wird nicht leicht werden. Es wird …«
    »Also dann: bis morgen«, schnitt er ihr den Satz ab.
    »Bis … bis morgen …« Ihre Stimme war ein halbgehörtes Echo. Doch jetzt sah sie ihn an, und ihre Augen schienen blauer zu werden. »Bis morgen.«
    Ein leichter Kuss – sie erhob sich von ihrem Stuhl – auf seine Wange. »A demain.«
    Ohne noch einmal zurückzuschauen, sich ihre große Ledertasche über die Schulter hängend, ging sie langsam von dem Tisch weg, bahnte sich, schlankbeinig und die Schulterblätter beinah so

Weitere Kostenlose Bücher