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Opfer

Opfer

Titel: Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathi Unsworth
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Jetzt hatte er sich zu etwas viel Interessanterem entwickelt.
    »Bedienen die dich da?«, fragte sie.
    »Klar.« Er nickte. Seine Stimme war auch tiefer geworden. »Du musst irgendwann mal mitkommen.« Er wurde fast rot, als sie ihn durch ihre welligen Pony-Strähnen ansah.
    »Wann geht ihr denn das nächste Mal?«, fragte sie betont lässig. Heute war der letzte Freitag, bevor die Schule wieder losging, und den wollte sie eigentlich nicht hier vertrödeln.
    »Heute Abend, würd’ ich sagen«, erwiderte Darren und warf Julian einen Blick zu. »Oder, Jules?«
    »Was?« Julian legte die Zeitschrift weg, die Corrine ihm in die Hand gedrückt hatte.
    »Wir geh’n doch später noch ins Swing’s, oder?«
    Julian nickte. »Klar.«
    »Wann denn?«, fragte Debbie. Ihr war aufgefallen, wie Corrine Julian ansah, und sie hatte den Eindruck, dass endlich mal alles so laufen würde, wie sie es sich vorstellte.
    »Gegen sieben«, sagte Darren. »Sollen wir uns vorher irgendwo treffen?«
    »Also, um sechs haben wir Feierabend«, sprudelte es aus Debbie hervor, »dann ziehen wir uns um und gehen los …« Schnell berechnete sie, wie lange der Weg dauern würde. »Treffen wir uns so zehn vor sieben an der Haltestelle vor der Town Hall?«
    Darren nickte, aber Corrine verzog das Gesicht. »Was ist los, Debs?«
    »Heute Abend.« Plötzlich wusste Debbie, wie sie ihre Karten spielen musste. »Wir können doch nach der Arbeit mit den beiden in die Stadt gehen.« Wohin genau, ließ sie bewusst offen.
    »Oh.« Corrine legte die Stirn in tiefe Falten, als sie diesen unerhörten Vorschlag überdachte.
    Aber Julian kam ihr zu Hilfe. »Ich kann dir ’n Tape machen«, bot er an. »Von der Madonna-Single. Die hab ich zu Hause. Na ja, meine Schwester, aber die wird schon nichts dagegenhaben.«
    »Echt?« Corrine fuhr herum. »Im Ernst?«
    »Also dann zehn vor sieben an der Bushaltestelle«, sagte Darren.
    »Geht klar«, erwiderte Debbie mit leuchtenden Augen.
    *
    Nachdem der Vormann Eric gesehen hatte, sprach es sich schnell herum: Die Prinzessin war da. Das hieß, die Pfeile, mit denen man einen Teddy gewinnen konnte, mussten ein bisschen nachgebessert werden, ebenso die Reifen, die man um dieGoldfischgläser warf und die Holzziele, auf die man mit dem Luftgewehr schoss. Normalerweise waren die Chancen hier nicht ganz fair, und ein Kunde, der nur durch Geschick oder Kraft einen Hauptpreis gewann, war eher selten.
    Doch die Regale über dem Bett der Prinzessin, die sie noch gar nicht gesehen hatte, zeigten, wie viel Glück sie hier auf dem Leisure Beach schon gehabt hatte.
    »Pass auf«, Ted Smollet stieß seinen jungen Neffen Dale in die Rippen, »da kommt sie.« Die Kippe in seinem Mundwinkel bebte genauso wie die graumelierten, buschigen Brauen über seinen kleinen, braunen Augen. »Hat sich ja richtig entwickelt«, brummte er vor sich hin.
    Dale, dessen Mutter den Ferienjob zur Bedingung gemacht hatte, wenn er eine neue Dauerkarte für den Norwich FC wollte, folgte Teds Blick widerwillig. Dale mochte Onkel Ted nicht besonders, den drahtigen alten Mann mit den Tattoos, die von einem Leben im Vergnügungspark erzählten. Dale musste aber zugeben, dass die Arbeit auf dem Leisure Beach auch ihre Vorzüge hatte. Dieses Jahr hatte er schon zehn Urlauberinnen zu Mondschein-Rendezvous in die Dünen locken können, und nicht mal hässliche. Selbst sein bester Kumpel Shane Rowlands hatte nicht so großen Erfolg gehabt, und der arbeitete oben im Feriendorf in den North Denes. Hier auf dem Leisure Beach lag etwas Besonderes in der Luft.
    So besonders wie das, was gerade auf ihn zukam.
    Was die Klamotten anging, sah sie eher wie ein Kind aus, sonst aber überhaupt nicht. Elegante, honigbraune Waden, eine schlanke Hüfte und obenherum Rundungen, die auch ihr weites T-Shirt nicht verbergen konnte. Ein schräger, blonder Pony, der ihr übers halbe Gesicht fiel, der Kopf leicht geneigt, eine geheimnisvolle Mischung.
    Ted stieß ihm wieder in die Rippen. »Zunge rein, Junge!« Dann stimmte er seinen Lockruf an: »Magic Darts! Wer will gewinnen? Für’s Bullseye gibt’s den Teddy, für Doppel Zwanzig nimmst du Nelly mit nach Hause! Löwen und Tiger für die anderen Punktzahlen, du musst bloß die Scheibe treffen!«
    Dale merkte, wie er rot wurde, als sie vor dem Stand stehen blieb, ihn ignorierte und den gelangweilten Blick über die Regale voller Bären, Elefanten, Löwen, Tiger und anderer Knopfaugen-Kreaturen gleiten ließ, den Mund leicht

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