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Opfer

Opfer

Titel: Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathi Unsworth
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dieser Ort der Illusionen war, der die beiden Männer verband, das Land der Lügen und Täuschungen, das still und finster dalag, weil im Moment kein Touristengeld seine grellen Lichter und billigen Effekte speiste.
    Am Eingang gab Rivett schnell eine Zahlenfolge ins Tastenfeld ein und legte die Hand auf die Klinke. Dann blieb er stehen und sagte: »Hab gehört, Sie halten den alten Mercury ganz gut über Wasser.«
    »Tatsächlich?« Sofort hatte Francesca Pat vor Augen. »Von wem denn?«
    Rivett ignorierte die Frage. »Der alte Sidney Hayles war ein ziemlich guter Freund von mir. Damals gab’s solche Porträts und den ganzen sozialen Kram nicht. Aber die Zeiten ändern sich, wie Sie sagen. Ich finde aber schon, dass Ihrer Zeitung ein bisschen mehr Sinn für Geschichte guttun würde.« Er öffnete die Tür und winkte sie mit weit ausholender Geste hinein. »Nach Ihnen.«
    *
    Sean legte Noj den Arm um die Schultern und steuerte sie weg von den Stufen der Loge. Er sah, wie der Mann an der Rezeption zum Telefon griff.
    »Was meinen Sie, wo sie hinfahren?«, fragte er, als sie zurück zum Auto liefen.
    Noj ging um das Auto herum zur Beifahrertür. »Zu DCI Smollet nach Hause«, sagte sie, riss die Tür auf, stieg ein und schlug sie wieder zu. »Schnell.«
    Sean steckte den Schlüssel ins Zündschloss und hielt inne. »Warum sind Sie sich da so sicher?«
    Noj starrte ihn ungläubig an. Eine Antwort fiel ihr anscheinend aber auch nicht ein. Sie öffnete und schloss wortlos den Mund, während sie auf dem Sitz auf und ab wippte.
    »Ja?«, hakte Sean nach.
    *
    Gray setzte sich neben seine Frau aufs Sofa.
    »Mein altes Logbuch«, sagte er. »Von 1984. Man darf’s eigentlich nicht behalten, aber es ist die einzige Versicherung für dich, falls mir etwas zustößt.«
    Sandra bekam Panik und suchte im Gesicht ihres Mannes nach Anzeichen eines bevorstehenden Nervenzusammenbruchs. Sein Blick war aber ungetrübt und fokussiert.
    Er legte die Hand auf ihre. »Sandra«, setzte er an, »du musst wissen, dass Len Rivett diese Art an sich hat, als wüsste er bereits, was in einem vorgeht, und als würde man sich selbst nur einen Gefallen tun, wenn man ihm das Herz ausschüttet.« Er schüttelte den Kopf und lächelte ironisch. »Es ist fast wie bei einem Priester.«
    »Was hast du ihm denn gesagt?« Sandra ballte die Faust.
    Gray sah ihr direkt in die Augen. »Vielleicht erinnerst du dich noch an den Sommer ’73. Da hat doch so ein Neuer als Fußballtrainer bei den Pfadfindern angefangen. Ron von nebenan hat mich auf ihn angesprochen. Der Kerl hatte gesagt, er wäre ausgebildeter Sportlehrer, aber Ron hatte irgendwie ein schlechtes Gefühl bei der Sache und hat gefragt, ob ich den überprüfen könnte. Da hab ich ein bisschen nachgeforscht, und er war wirklich irgendwo bei Coventry Lehrer gewesen – bis er für fünf Jahre in den Knast gewandert ist, weil er Kinder missbraucht hat.«
    Sandra schloss die Augen. Gray drückte ihre Hand fester.
    »Natürlich hätte ich das einfach an den Pfadfinderführerweitergeben sollen, dann hätten sie den Kerl rausgeworfen«, setzte er fort. »Aber das gefiel mir irgendwie nicht. Dann würde er ja immer noch hier herumlungern, und ohne Beweise, dass er wieder etwas gemacht hatte, konnte ich ja nichts weiter tun. Aber die Kinder waren in Gefahr. Also hab ich die Sache selbst in die Hand genommen. Hab ihn fast totgeprügelt.«
    Sandra öffnete die tränenfeuchten Augen.
    »Len hat das alles vertuscht«, erklärte Gray. »Natürlich erst, nachdem ich ihm erzählt hatte, warum.«
    Sandra sah, wie die Fingerknöchel ihres Mannes weiß wurden.
    »Er hat das alles aus mir rausgekitzelt. Das Heim, meinen Pflegevater, alles. Das hatte ich vorher außer dir noch nie jemandem erzählt.« Er hielt inne. »Er hat das alles nie erwähnt, nicht mal darauf angespielt. Bis Corrine Woodrow.«
    »Und dann gestern Abend noch mal«, folgerte Sandra.
    Gray nickte. »Aber hier« – er schlug mit der flachen Hand auf das Logbuch – »stehen ein paar Tatsachen über den Fall, die er sicher nicht ans Licht kommen lassen will.«
    »Du warst doch damals gar nicht an der Ermittlung beteiligt«, sagte Sandra.
    »War ich auch nicht.« Gray nickte. »Das hier hab ich alles auf eigene Faust recherchiert.«
    *
    »Das alles«, sagte Rivett und öffnete die Arme, als sich die Tür des Allerheiligsten hinter ihnen geschlossen hatte, »hat mal einem Mann, einem großen Mann, namens Eric Hoyle gehört.«
    »Auch ein guter Freund von

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