Opfer
Bunkers und wankte leicht vom Gewicht des Betonblocks, den sie über dem Kopf hielt. Ihre Augen blitzten, während sie die Szene vor sich betrachtete.
»Sam!«, wimmerte Corrine atemlos. »Scheiße, Sam, du hast ihn umgebracht!«
»Ihn?« Samantha schaute kurz auf Darren hinab. Ihr Gesicht zuckte wahnsinnig. Sie ließ den Block fallen.
»Corrine? Was …?« Sie stand über Darren und sah sich die Konturen seiner abgespreizten Arme und Beine prüfend an. »Darren?«, fragte sie und kniete sich neben ihn.
Sie berührte seinen Hinterkopf und hob die Finger an die Lippen.
»Darren«, wiederholte sie und schaute Corrine mit einem so seligen Lächeln an, dass sie wie ein strahlender, perverser Todesengel aussah. »Aber das ist doch großartig, Corrine. Das tut ihr doch noch viel mehr weh, als wenn du es gewesen wärst.«
»Tut w-wem w-w-weh?«, stotterte Corrine.
»Deiner lieben Debbie natürlich. Sie hat mein Leben zerstört – und jetzt ich ihres!« Samantha kreischte mehr, als dass sie lachte, und rollte Darren auf den Rücken, als wäre er eine Stoffpuppe.
Corrine sah den Schock in seinen weit aufgerissenen blauen Augen. Die Arme lagen hilflos, blass und dürr neben ihm. Corrine schob sich noch näher an die Wand. Sie schrie innerlich, brachte aber keinen Ton hervor.
Sam kniete neben ihm und legte den Kopf mal nach links, mal nach rechts. Sie zog ein Päckchen John Player Specials undein Feuerzeug aus der Hosentasche. Beides hatte sie zu Hause geklaut. Sie zündete sich eine Zigarette an und nahm einen tiefen Zug. Ihre Hände waren völlig ruhig, merkte Corrine, die selbst anfing unkontrolliert zu zittern.
Sam nahm einen von Darrens Armen und drückte die Zigarette hinein.
»Nicht!«, krächzte Corrine. Sie wollte die Augen schließen, konnte aber nicht. Sie hielt sich die Hände vor die Augen, ließ sie aber sofort wieder sinken und verschmierte dabei sein Blut über das ganze Gesicht.
Sam setzte die Zigarette jetzt ein Stück höher an. Sie runzelte die Stirn, zog noch einmal daran und drückte sie wieder in den Arm. Das wiederholte sie immer und immer wieder, bis sie die Zigarette durchbrach.
»Ach, Scheiße«, sagte sie. Corrine sah, wie ihr ein Speichelfaden aus dem Mund lief. »Dann fang ich eben noch mal an«, sagte sie in einem Ton zwischen Langeweile und Wut.
Diesmal drückte sie ihm die Spitze der Zigarette auf die Stirn.
Corrine öffnete noch einmal den Mund, aber es brachte nichts. Sie konnte nichts sagen und nichts hören außer dem Pulsieren ihres eigenen Blutes. Riechen konnte sie aber noch, und der Gestank von versengtem Fleisch ließ sie am ganzen Körper zittern.
Sam drückte die Zigarette auf verschiedene Punkte in Darrens Gesicht. »Jetzt siehst du aber nicht mehr so hübsch aus«, sagte sie und warf die Kippe weg. »Na ja, so toll warst du sowieso nie.« Sie warf Corrine einen Blick zu. »Aber das kann ich noch besser.«
Corrine hatte wohl doch kurz die Augen geschlossen, denn plötzlich sah sie in Samanthas Hand etwas silbrig aufblitzen. Ein Küchenmesser. Sie hob es und rammte es Darren mitten in den Bauch. Es knirschte widerlich, als die Klinge in den Körper eindrang und hörte sich noch schlimmer an, als sie wieder herausgezogen wurde. »Oh ja«, sagte Sam und schaute Corrinemit einem abartig lüsternen Gesicht an. »Genau so! Das ist für Debbie!« Wieder hob sie das Messer.
Corrine hörte so plötzlich auf zu zittern, wie sie angefangen hatte. Die wohlbekannte Benommenheit übermannte sie.
»Debbie Carver«, sagte Sam, und ihre Stimme wurde tiefer, kehliger. »Debbie Carver, Schnitzer, Schlitzer, schlitz sie auf!« Sie rammte das Messer immer wieder in Darrens Körper, und das Knirschen und Blubbern des misshandelten Fleisches füllten den Bunker mit einer Albtraumkakophonie. Immer und immer wieder wippte Sam vor und zurück, sie zuckte jetzt, und ihre Schenkel ruckten auf und ab. Sie hörte erst auf, als sie heiser und atemlos war, und ihr Schaum vor dem Mund stand.
Dann hob sie nacheinander die Arme, öffnete und schloss die Finger, nahm das Messer von einer Hand in die andere und betrachtete gebannt die Blutmuster. Schließlich sah sie auf.
Corrine hockte an der Wand und starrte sie mit offenen Augen, offenem Mund und blutverschmiertem Gesicht an. Sie starrte zwischen Samanthas Schenkel, wo Darren jetzt wie die Auslage einer Fleischerei aussah, obwohl sein Gesichtsausdruck sich überhaupt nicht verändert hatte.
Samantha stand auf und wankte unsicher hin und her.
Weitere Kostenlose Bücher