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Opfer

Opfer

Titel: Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathi Unsworth
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war ihr ein bisschen flau geworden, und sie war in dieser geschützten Mulde in den North Denes fast eingedöst.
    »Weiß nicht«, erwiderte sie und schob die Unterlippe vor. »Vielleicht … dass alles immer so bleibt wie heute.«
    »Ach, komm!« Samantha hatte auf dem Rücken gelegen und wandte sich jetzt ihrer neuen Freundin zu. »Das kann doch nicht alles sein … Es gibt doch bestimmt was Wichtigeres, oder?«
    Corrines träger Kopf rang mit der Hitze des Sonntagnachmittags. Sie waren heute dreimal Achterbahn gefahren, zweimal mit der Rota, dann mit der Geisterbahn, dem Superloop und schließlich noch mit der Walzerbahn, auf der ein Typ ihren Wagen herumgewirbelt und dabei Witze gemacht hatte, dass Corrine vom vielen Lachen richtig schwindelig geworden war. Danach waren sie die Promenade entlangspaziert und hatten sich mit dem Fünf-Pfund-Schein, den Sam von ihrem Opa zum Abschied zugesteckt bekommen hatte, bei Mario’s auf der Regent’s Road etwas Süßes gekauft.
    Corrine war wunschlos glücklich.
    Sam sah sie durchdringend an, die Farbe ihrer Augen lagirgendwo zwischen grün und blau, genau wie die der Nordsee. Sie lächelte und wedelte mit einem Halm Strandhafer in der Luft herum, an dem sie vorher herumgekaut hatte.
    »Komm, jetzt sag schon«, forderte Samantha. Sie senkte den Halm und kitzelte Corrine damit.
    Corrine zuckte zusammen, versuchte, ihn wegzupusten, und wand sich zur Seite. »Lass mich, Sam«, flehte sie.
    Aber Samantha kam näher, bis ihr Kopf die Sonne verdeckte. Ihr Lächeln wurde breiter, und ihr schiefer Zahn schimmerte. »Sag’s mir, oder ich kitzel es aus dir heraus.«
    »Nein!« Corrine wollte sich aufrichten, aber Sam war schneller, drückte Corrines Arme auf den Boden und setzte sich auf ihren Oberkörper.
    »Sag’s mir!«, forderte Sam wieder und ließ den Strandhafer über Corrines Nase gleiten.
    »Runter!« Corrine bekam kaum Luft. Sie schrie, trat um sich und warf sich zur Seite, und die beiden rollten als laut lachendes Knäuel die Düne hinunter. Unten angekommen hatten sie Mund und Haare voller Sand.
    »Mann, pass doch auf!« Corrine sprang mit knallrotem Kopf auf. »Du hast mir die Frisur versaut!« Sie ließ den Kopf hängen, schüttelte sich den Sand aus den Haaren und kam ins Stolpern, weil ihr schwindelig war.
    »Hab ich nicht.« Samantha hatte immer noch den Halm Strandhafer in der Hand und schaute durch ihren Pony zu Corrine hinauf. »Stell dich nicht so an. Setz dich hin, ich will dir was erzählen.«
    Ihr Ton duldete keine Widerworte – Corrine verstummte sofort. Gerade hatte sie noch kurz vor einer Panikattacke gestanden, doch größer als jede Unannehmlichkeit war die Angst, Tage wie diesen in Zukunft nicht mehr erleben zu können.
    »Was denn?«, fragte sie und setzte sich vorsichtig wieder.
    Samanthas Blick verfinsterte sich, als hätte sich eine Wolke vor die Sonne geschoben. Ihr Lächeln verschwand, ihr Gesicht wurde ernst, ihre Augen waren jetzt eher grün als blau. »Ichhatte noch nie eine echte Freundin«, erklärte sie. »Niemanden, dem ich meine Geheimnisse anvertrauen konnte. Du willst doch meine Freundin sein, oder?« Ihre Stimme flehte genauso wie ihre Augen. »Oder bist du doch bloß wie alle anderen und willst nur wegen meinem Opa mit mir befreundet sein?«
    Corrine wurde rot vor Scham. »Gar nicht«, erwiderte sie und versuchte, Samanthas Blick standzuhalten. »Das darfst du echt nicht denken, Sam.«
    »Ach«, Samantha wandte den Blick ab und starrte aufs Meer hinaus, »dir geht’s gut. Du hast ja Debbie, ihr seid echte Freundinnen, oder? Aber ich …« Sie biss sich auf die Unterlippe. »Ich hab nur ’ne Mum, die mit ’nem peinlichen Bubi durchgebrannt ist, und ’nen Dad, der sich nicht gegen sie durchsetzen kann. Und beiden bin ich scheißegal. Die haben mich einfach hier abgeladen, wo alle meinen, ich wär ’ne verwöhnte kleine reiche Zicke.«
    »Stimmt doch gar nicht …« Wieder packte Corrine die Angst, und ihr fielen nicht die richtigen Worte ein. »Die haben echt alle nichts gegen dich.«
    »Ha!« Samantha fuhr herum. »Ich hab doch gehört, was der eine da gesagt hat, als ich zum ersten Mal in die Klasse kam. Dieser Shane Rowlands und seine widerlichen Kumpel. Die haben sich alle über mich lustig gemacht. Und deine liebe Debbie«, ihre Augen wurden schmaler, »kann mich auch nicht ab. Das zeigt sie ganz deutlich.«
    »Ach«, sagte Corrine und streckte die Hand nach ihr aus, »hör doch nicht auf Rowlands, der ist ’n Wichser, das

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