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Opfer

Opfer

Titel: Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathi Unsworth
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Amanda, und drückte ihm die Schulter. Sie musste daran denken, wie ihre Mutter geblinzelt und gezuckt hatte, als sie sich bei ihm hatte bedanken müssen, nachdem er ihr das Bad renoviert hatte. »Du hast mir wirklich sehr geholfen, das vergess ich dir nie.«
    Wayne legte ihr den Arm um die Taille. »Du weißt doch, Süße, für dich mach’ ich alles.«
    »Ahhh«, sie sah zu ihm hoch und setzte zu einem Kuss an. In diesem Augenblick verkündete ein dumpfer, wummernder Bass, dass Samantha herausbekommen hatte, wie der neue Plattenspieler funktionierte. Amanda rollte die Augen. »Tja, ich hab nie gesagt, dass es einfach wird.«
    Wayne sah ihr in die Augen. »Sie war’s, oder? Mit dem Hund?«
    Amanda trank einen Schluck Wein. »Ja.« Sie nickte. »Sie war’s.«
    Eine Reihe von Bildern blitzte vor ihrem inneren Auge auf. Die glänzenden, steifen Leichen von vier kleinen Goldfischen auf dem Teppich. Ein Kanarienvogel, der mit den Beinen in der Luft und Genickbruch am Boden seines Käfigs lag. Zwei Schildkröten auf dem Rücken, die Köpfe im Terrarium zwischen zwei Steine geklemmt. Samantha hatte jedes Mal die Ahnungslose gespielt und die Schuld der Putzfrau zugeschoben, aber Amanda hatte ihr nie wieder ein Tier gekauft.
    Einmal hatte die Direktorin von St Paul’s sie und Malcolm zu sich ins Büro gebeten und ihnen von dem Mädchen erzählt, das mit einem Springseil gefesselt in einem Besenschrank gefunden worden war. Sie hatte erklärt, dass sie auch ohne konkrete Beweise wisse, wer dahinterstecke, und dass sie drastische Maßnahmen ergreifen müsse, sollte so etwas noch einmal vorkommen. Dem waren sie durch ihren Umzug zuvorgekommen. Amanda war zuversichtlich, dass die Umstellung auf die Ernemouth High ihrer Tochter einen anständigen Denkzettel verpasst hatte und dass die Kinder dort sich, ihrer Erfahrung nach, sicher besser verteidigen konnten als die rehäugigen Prinzesschen auf der Privatschule. Dass Samantha davor zurückschrecken würde, sich mit ebenbürtigen Gegnern anzulegen. Aber anscheinend hatte Sam dann doch sofort jemanden gefunden, der ihr unterlegen war.
    »Mum würde das natürlich nie glauben«, sagte Amanda. »Sie kann den Gedanken nicht zulassen. Davon würde sie verrückt werden.« Auch Malcolm hatte es nicht wahrhaben wollen und hatte eine Putzfrau nach der anderen gefeuert, bis Amanda ein Machtwort sprach und darauf hinwies, wie unwahrscheinlich es war, dass sie drei Haustiermörderinnen nacheinander eingestellt hatten. Er war stinkwütend gewesen, weil sie es gewagt hatte, so etwas zu sagen …
    »Und was sagt dein Vater?«, fragte Wayne.
    »Der erkennt seinesgleichen«, erwiderte sie mit eisiger Stimme. »Der würde ihr alles durchgehen lassen. Alles.« Wieder drückte sie ihm die Schulter und rang sich ein Lächeln ab. »Wir können ihre Launen und ihre Provokationen eigentlich nur ignorieren. Beachte sie einfach nicht. Die ist nicht so besonders, wie sie meint.«
    »Wie du ist sie wirklich nicht«, sagte Wayne, und so, wie er sie anschaute, bekam sie einen Kloß im Hals.
    »Tja, hoffentlich ist sie in einer Hinsicht schon wie ich«, erwiderte Amanda.
    Wayne legte die Stirn in Falten. »In welcher?«
    »In der, dass sie in zwei Jahren – oder schneller, wenn wir Glück haben – durchbrennt und nie wiederkommt.«
    Bevor Wayne etwas sagen konnte, klingelte im Flur das Telefon. Fast gleichzeitig klapperten Schritte die Treppe hinunter.
    »Ich geh ran!«, rief Samantha.
    »Sie erwartet den Anruf«, flüsterte Amanda. »Lass sie.«
    Sie wartete, bis ihre Tochter sich gemeldet hatte, und tat dann so, als würde sie die Küchentür schließen, ließ sie aber einen Spalt weit offen, damit sie mithören konnte.
    Wayne zerdrückte seine leere Bierdose, schüttelte den Kopf und nahm sich eine neue aus dem Kühlschrank.
    *
    »Ich wollt’ nur sagen …« Corrine stand bei Debbie vor der Haustür, sah ihr kaum in die Augen und bewegte die Lippen, als würde sie gleich losweinen. »Tut mir leid.«
    Debbie hatte Corrine eine Woche lang nicht gesehen, seitsie aus dem Swing’s abgehauen war, als Debbie und Darren gerade angekommen waren. Sie war nicht in die Schule gekommen, und wie sie aussah, war sie wohl auch nicht zu Hause gewesen. Sie trug immer noch dasselbe Outfit, aber irgendwer hatte offensichtlich versucht, ihre Frisur zu retten.
    Im Gegensatz zu ihren Klamotten waren ihre Haare nämlich frisch gewaschen und hingen nun in stumpfem Burgunderrot fransig geschnitten bis über die Ohren. Mit der

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