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Opfere dich

Opfere dich

Titel: Opfere dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Wulff
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    Sie sah ihn an. War sie errötet? „Auf in den Kampf.“
    Er nickte und ging zur Haustür. Als er sie öffnete, blitzten wieder die Kameras auf. Storm sah, dass die Reporter Haltung annahmen und ihre Mikrofone zückten, bereit, sich mit ihren Fragen auf sie zu stürzen, sobald sie näher kam. Die Polizisten, die zu ihrem Schutz abgestellt waren, bemühten sich, die Meute in Schach zu halten.
    Es wurde gedrängt und geschubst, kaum dass Storm den ersten Schritt aus ihrem Haus machte. Ben zog seine Kapuze über den Kopf und tief in sein Gesicht, um sich vor dem prasselnden Regen und den Kameras zu schützen, und Storm tat es ihm gleich.
    Als er seinen rechten Arm um ihre Hüfte legte und sie fest an sich zog, hielt sie sekundenlang verdutzt die Luft an. Er kam mit seinem Gesicht ganz nah an ihres, damit er nicht gegen Wind und Wetter anschreien musste. Sein Atem roch nach Pfefferminztee. Der Duft weckte wohlige Erinnerungen an ihre Großmutter, die ihr immer Tee mit Honig und Zitrone ans Krankenbett gebracht hatte. Leider verstarb sie kurz nach dem Brand, in dem Storm ihre leiblichen Eltern verloren hatte, worauf sie sich endgültig einsam und verlassen vorgekommen war. Bis Teresa und Jasper sie adoptiert hatten. Bei Ben fühlte sie sich irgendwie sicher, stellte sie fest. „Schau einfach auf den Boden. Ich bugsiere dich da durch. Bist du bereit?“
    Sie stieß die Luft aus ihren Lungen aus. „Ja.“
    Plötzlich zog er sie kräftig vorwärts. Ben ging schnellen Schrittes durch den Vorgarten. Er hatte Storm fest in seinem Griff. Dicke Regentropfen trommelten auf ihre Kapuze. Die Schulterpartie ihres Parkas war innerhalb kurzer Zeit durchnässt. Die Kameras klickten. Fragen hagelten auf sie nieder.
    „Wir verlangen ein Statement zu der Aufzeichnung! Was sagen Sie zu den Gräueltaten?“
    „Werden Sie endlich etwas unternehmen, um den Killer zu stoppen? Sie kennen doch seinen wunden Punkt. Wieso nutzen Sie dieses Wissen nicht?“
    „Werden Sie unter dem Druck zerbrechen? Wie tough sind Sie wirklich, Storm Harper?“
    Sie traten auf die Straße. Ben schob Storms Kapuze ein Stück beiseite und sprach unmittelbar in ihr Ohr: „Mein Wagen steht da vorne.“ Seine Nasenspitze berührte ihre Wange, weil ein Reporter Storm anrempelte. Die Presse wurde ungehaltener, da Storm sie ignorierte. Wütend stieß Ben den Mann fort und schleifte Storm weiter. Storm wusste nicht, was sie davon halten sollte. Sie war gewohnt, ihre Kämpfe selbst auszufechten.
    „Fühlen Sie sich verantwortlich für den Tod von Megan Cropps? Warum schlägt der Killer immer schneller zu?“
    „Glauben Sie, dass der Killer in Sie verliebt ist? Hat er Carol Frost nur wegen Ihnen entführt?“
    „Warum wurde der Berater vom FBI vom Fall abgezogen? Es gibt Gerüchte, dass Sie der Grund sind. Haben Sie ein Problem mit Männern, Storm Harper?“
    Ben öffnete seinen Dodge. Rasch stieg Storm ein. Sie hörte, wie die Zentralverriegelung klickte. Ben musste das Auto sofort wieder verschlossen haben. Und sie war froh darüber, denn kaum ging er zur Fahrerseite, versuchte ein Mann mit einem Mikrofon in der Hand, ihre Tür zu öffnen. Er musste von einem großen Sender sein, denn er hatte einen eigenen Kameramann und einen, der nur dazu da war, einen Schirm über seinen Kopf zu halten. Storm war entrüstet über diese Unverschämtheit.
    Eilig stieg Benhurst ein. Er startete den Wagen und lenkte ihn zielsicher durch die Menge. Besonnen achtete er darauf, keinen Reporter umzufahren, was nicht ganz einfach war, denn auf solche Bilder waren die Anwesenden scharf. Er fuhr langsam, aber unnachgiebig weiter, um seine Entschlossenheit zu signalisieren, so dass die Menschen auswichen.
    Storm war erstaunt. Nach den Fehlern, die er sich in letzter Zeit geleistet hatte, zeigte er jetzt eine ganz andere Seite. Er wirkte erwachsener an diesem Morgen.
    „Kommst du damit klar?“, fragte er und schob seine Kapuze zurück. „Du könntest in ein Hotel gehen.“
    Storm sah im Rückspiegel, dass die Medienvertreter in ihre Autos sprangen und ihnen folgten. „Dort würden sie mich genauso belagern. Ich kann ja nachvollziehen, dass ich durch das Angebot des Mörders in den Fokus der Öffentlichkeit getreten bin. Aber ich versteh nicht, weshalb die Presse so persönlich wird? Warum versuchen sie, mich fertig zu machen?“
    „Vielleicht weil sie krampfhaft einen Schuldigen suchen.“ Er zuckte mit den Achseln. „Bisher haben wir keine brauchbare Spur. Über die

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