Opfere dich
nähergekommen. Das wirft natürlich kein gutes Licht auf das Police Department. Aber nun stehst du im Rampenlicht und kriegst den ganzen Dreck ab. Lass nicht zu, dass sie dich zum Prügelknaben machen“, redete ihr Vater ihr ins Gewissen.
„Beim FTPD stehen alle hinter mir. Malcolm wird das nicht zulassen und die anderen auch nicht.“ Sie lehnte sich nach vorne und stützte ihren Kopf mit einer Hand ab. „Ich kann die Soko nicht verlassen, Dad. Das geht wirklich nicht. Das ist mein Fall. Ich werde nicht eher aufgeben, bis ich den Wachsmörder hinter Gitter gebracht habe.“
„Dein Ehrgeiz in allen Ehren, aber genau der hat dich ins Visier des Killers manövriert.“ Jasper Harper seufzte. „Deine Mom nimmt das so sehr mit, dass sie Migräne bekommen hat.“
Teresa und ihre Blitzmigränen waren legendär. Sie mochte es theatralisch und kam sich in diesem Moment vor wie die göttliche Greta Garbo in einer ihrer tragischen Rollen. „Sie soll ein Aspirin nehmen“, schlug Storm vor, um zu verdeutlichen, dass sie die Kopfschmerzen ihrer Mutter nicht ernst nahm.
„Sie möchte, dass du endlich den Job hinwirfst und in den Schoß der Familie zurückkehrst.“ Das hörte sich eher nach Jasper an als nach Teresa. „Eine Frau sollte nicht Polizistin sein. Das ist ein Männerberuf. Wie willst du dich gegen den Killer wehren, sollte er über dich herfallen.“
„Ich schieße ihn nieder“, antwortete sie trocken und dachte daran, wie sie Landon Manning niedergeschlagen hatte. „Zulangen kann ich auch.“
Tadelnd schnalzte er. „Das ist nicht weiblich.“
„Im Dienst will ich nicht sexy sein, sondern einen guten Job machen.“ Sie rieb sich über die Augenlider, ein Zeichen, dass sie anfing, genervt zu sein.
„Du solltest dich aber auf jeden Fall zurückziehen, wenigstens für eine gewisse Zeit. Verreise. Eine Auszeit würde dir guttun, und wenn du wiederkommst, hat sich alles beruhigt. Ich bezahle dir die Reise.“
„Danke, Dad, aber ich werde hier gebraucht. Wie du schon sagtest, jagen wir schon viel zu lange einen Serienkiller, und es wird Zeit, dass wir ihn schnappen. Urlaub werde ich erst machen, wenn wir ihn haben.“
Jasper atmete tief durch. „Ich will nur dein Bestes, Schatz. Glaub es mir oder glaub es nicht. Ich möchte dich schützen, doch das kann ich nur, wenn du mich lässt.“
„Das ist lieb.“ Ihre Augen wurden schon wieder feucht. Er teilte ihr mit, dass es okay war, schwach zu sein, aber feige den Schwanz einzukneifen kam für sie nicht in Frage. „Aber da muss ich jetzt durch.“
„Zieh wenigstens zu uns, übergangsweise. Wir haben drei Gästezimmer. Such dir eins aus.“
„Das geht nicht. Ich habe jetzt ein Kätzchen, und Mom hat eine Katzenallergie.“ Storm richtete sich auf und ließ ihren Blick durchs Wohnzimmer schweifen. Moon war nirgends zu sehen.
„Wir sind für dich da, wenn du uns brauchst.“
„Ich weiß. Danke. Bye“, sagte sie tonlos und legte schnell auf, bevor ihr die Tränen kamen.
Storm schlenderte ins Schlafzimmer. Dort lag Moon eingekuschelt auf dem Kopfkissen. Als Storm hereinkam, schaute das Kätzchen auf, flüchtete jedoch nicht. Storm lächelte gequält und setzte sich auf den Boden, zog die unterste Schublade ihrer Kommode heraus und entnahm ein Fotoalbum, auf das eine rot-weiße Schleife in Herzform geklebt war. Sie schlug es auf und betrachtete die Fotos von sich und Gil. Bilder, die an glücklicheren Tagen geschossen worden waren. Lachende Gesichter von zwei Frischverliebten. Unter einem Himmel, der voller roter Rosen hing. Sie vermisste die Frau, die sie damals gewesen war. So fröhlich und unbelastet. Nie wieder würde sie so sein können.
Dann tauchte Gil vor ihrem geistigen Auge auf. In Jordans Wohnung. Vielleicht hatte der Killer ihn unter einem Vorwand dorthin gelockt. Oder er hatte Gilbert überfallen und dorthin verschleppt. Fest stand, dass Gil erst dort beide Arme und Beine mehrfach gebrochen worden waren. Hilflos hatte er in dem fremden Appartement gelegen und zusehen müssen, wie der Mörder die Bombe im selben Zimmer platzierte. Unter großen Schmerzen hatte er vermutlich versucht, zur Eingangstür zu kriechen. Hatte gehofft, das Klebeband vom Mund reißen zu können, damit er nach Hilfe schreien konnte. Doch er hatte beides nicht geschafft. Storm konnte das Grauen und die Panik in ihm nachvollziehen wie bei keinem anderen Opfer zuvor, da sie zwei Jahre ihres Lebens mit ihm geteilt hatte. Tränen tropften auf die Fotos der
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