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Opfere dich

Opfere dich

Titel: Opfere dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Wulff
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kämen sicher schneller voran, wenn Lobster mich doch als Köder einsetzen würde.“
    „Vergiss es.“ Malcolms Meinung war eindeutig. Er fuhr langsamer und hielt nach einem Parkplatz Ausschau.
    „Ich könnte mich fesseln, knebeln und in meinem Haus auf den Wachsmörder warten. Der Killer beobachtet mich. Es würde ihm nicht entgehen. Wenn er mich holen käme, könntet ihr zuschlagen.“
    Heftig schüttelte Malcolm den Kopf. „Er würde nicht in die Falle tappen.“
    „Wieso nicht?“ Nun drehte sie sich zu ihm und sah ihn eindringlich an. „Weil er so gerissen ist? Denkst du das?“
    „Weil du nur ein Opfer für ihn bist, wie Cheryl Port, Megan Cropps, Carol Frost und all die anderen. Er quält dich ebenso wie sie. Wenn auch aus der Entfernung. Das ist nur eine neue Variante seiner Psychospielchen.“
    „Meinst du, er will gar nicht, dass ich mich freiwillig opfere?“
    „Sobald du dich ihm ausgeliefert hast, wirst du zu einem normalen Opfer für ihn. Nur eine weitere Frau auf seinem Seziertisch. Ob nun freiwillig oder nicht“, meinte Malcolm. „Ich bin mir nicht einmal sicher, ob er dich wirklich holen käme, würdest du seine Anweisungen befolgen, denn das würde bedeuten, dass du das Spiel lenkst. Aber es ist sein Spiel. Er will die Kontrolle behalten. Es geht ihm um Macht. Nein, es kommt gar nicht in Frage, dass du den Köder spielst! Auf diesem Weg kriegen wir ihn nicht. Halte durch, okay?“
    „Ja, natürlich.“ Verlegen klappte sie die Sonnenblende herunter und prüfte im Schminkspiegel, ob man ihr immer noch ansah, dass sie die halbe Nacht geheult und kaum geschlafen hatte. Ihre Augen waren nicht mehr verquollen, aber immer noch gerötet. Mist!
    Malcolm fand eine Parklücke gegenüber der Hundebäckerei. „Delicacies for dogs“ stand auf einem Schild, das über dem Eingang hing: braune Lettern, die aussahen, als wäre ein Hund durch Schlamm gelaufen und hätte die Buchstaben mit seinen Pfoten hinterlassen. Nachdem sie den Laden betreten hatten, staunte Storm über das reichhaltige und ungewöhnliche Sortiment. Neben Keksen, Kuchen, Brötchen und Baguettes wurden auch Müslistangen angeboten. Auf der Theke lagen Flyer, die individuelle Sonderanfertigungen anboten. Der Preis richtete sich nach dem Aufwand. Eine Bedienung war nicht zu sehen, aber man konnte jemanden im Lager hantieren hören.
    Storm zeigte auf die Auslage. „Dinkel-Leckerlis für Allergiker. Das ist ja ein richtiger Feinkostladen. Ich wüsste nicht, wo es so etwas in Fort Twistdale für Menschen gibt.“
    „Reis-Fenchel-Herzen für den sensiblen Seniorenmagen. Ob ich die mal kosten soll?“, fragte Malcolm ironisch und lachte.
    „Einen wunderschönen guten Tag.“ Die Verkäuferin kam aus dem Lager, hielt eine Holzschüssel mit Hundebrötchen in der Hand und linste über die Theke, um herauszufinden, welchen Hund die beiden neuen Kunden dabeihatten. Als sie keinen Vierbeiner sah, wirkte sie beinahe enttäuscht. Sie trug trotz kühler Temperaturen nur ein T-Shirt mit einem Wolf-Motiv, das sie in ihre Jeans gesteckt hatte, recht unvorteilhaft, da sie eine rundliche Taille besaß.
    Malcolm holte seine Dienstmarke heraus. „Lawrence und Harper vom Fort Twistdale Police Department.”
    „Ich bin die Inhaberin der Bäckerei. Mein Name ist Chenoa.“ Die Frau war mittleren Alters und indianischer Abstammung. Lachfältchen kräuselten die Haut um ihre Augen. Sie hatte ihre braunen Haare zu zwei langen Zöpfen gebunden, die ihr über die Schultern nach vorn fielen.
    Auch Storm zeigte ihre Marke. Obwohl eine gläserne Theke zwischen ihnen war, konnte sie das schwere, exotische Patschuliparfüm der Frau riechen.
    Chenoa neigte sich etwas über die Verkaufstheke, um die Marke genauer zu prüfen. „Sie sind also die Polizistin, über die alle sprechen. Wissen Sie, ich habe keinen Fernseher und lese auch keine Zeitungen. Zu viel negatives Karma, falls Sie verstehen, was ich meine. Natürlich wissen Sie das. Wenn nicht Sie, wer dann? Kunden haben mir von dem Wachsmörder und seinem geschmacklosen Vorschlag erzählt.“
    „Sie sind nicht dafür, dass ich darauf eingehe? Ich hatte beinahe den Eindruck gewonnen, dass die ganze Stadt mich gern opfern würde.“ Ihr Lächeln war sarkastisch. Storm steckte die Polizeimarke wieder ein.
    „Reden Sie keinen Unsinn. Niemand mit klarem Verstand würde Ihnen das raten. Die Menschen sind einfach nur verwirrt. Sie haben Angst und sehen Sie, Ms. Harper, als ihren Strohhalm. Es bringt keinem etwas,

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