Opfere dich
Sie mich.“ Woher nahm sie nur die Beherrschung? Sie hatte eine unbändige Lust, ihn mit einem gezielten Schlag zum Schweigen zu bringen. Und warum hatte sie nur ihre Waffe nicht dabei?
Der Terrier hatte sich mittlerweile in eine Bestie verwandelt. Seine kräftigen Muskeln waren angespannt, und er hatte die Ohren gespitzt. Seine ganze Aufmerksamkeit galt Storm. Sie wich zurück und stieß gegen ein Regal mit Katzennahrung. Einige Dosen schepperten und fielen um. Das irritierte den Pitbull. Er wurde nervös. Seine Leine war wieder gespannt.
„Wenn du den Mörder nicht auf anderem Wege hinter Gitter bringst, musst du dich opfern“, schrie er und schaute sich um, als würde er die Zustimmung der Umstehenden suchen. „Das ist doch wohl selbstverständlich. Das ist dein verdammter Job als Detective! Du hast als Cop geschworen, die Bevölkerung zu schützen. Also, tu es auch! Oder bist du nicht bereit, bis zur letzten Konsequenz zu gehen? Wenn nicht, dann muss man dir deine Marke abnehmen.“
„Nehmen Sie sofort Ihren Hund weg, Sir“, war alles, was sie herausbrachte.
Der Pitbull war nur noch eine Schrittlänge von ihr entfernt. Sie war zwischen ihm und dem Regal eingekeilt. Die Blitze der Kameras, die unentwegt Fotos schossen, machten ihn nur noch rasender. Die Wut seines Herrchens übertrug sich auf ihn. Storms Hand wanderte automatisch zu ihrem Gürtel, obwohl sie wusste, dass ihre Springfield samt Holster zu Hause lag. Sie tastete hinter sich und bekam eine Dose zu fassen. Zumindest etwas, das sie dem Köter über den Schädel schlagen konnte, sollte er sich auf sie stürzen. Denn sie wusste, wenn er erst einmal zugebissen hatte, würde er nie wieder loslassen.
Das Dusty-Hill-Double freute sich diebisch über die Macht, die er in diesem Augenblick besaß. Würde er seinen Hund auf sie loslassen oder ihn zurückpfeifen? Das sind wohl eher deine fünf Minuten Ruhm, dachte Storm wütend. Aber noch zorniger war sie auf die Menge, die sich versammelt hatte, um das Szenario zu verfolgen. Alle glotzten. Die Journalisten, die Angestellten und die Menschen, die zum Einkaufen in den Supermarkt gekommen waren.
Auf einmal stoben die Versammelten auseinander. Decker und McLarsen bahnten sich ihren Weg durch die Gaffer und standen schließlich mit offenem Mund im Gang für die Tiernahrung. Die Verlegenheit trieb den beiden Officern die Schamesröte ins Gesicht. Sie warfen ihre Schokoriegel weg und zogen ihre Waffen.
„Halten Sie Ihren Pitbull an der kurze Leine, Sir“, befahl McLarsen.
Storm zeigte auf die Wand, an der auf Haken Zubehör hing. „Und ziehen Sie Ihrem Hund sofort einen Maulkorb an.“ Hinter ihrem Rücken ließ sie die Futterdose los und ballte wütend ihre Hände zu Fäusten, weil die Officer einkaufen gegangen waren, anstatt ihre Aufgabe – Personenschutz – zu erfüllen.
Murrend wickelte der Bärtige die Leine immer wieder um seine Hand, bis der Terrier zu seinen Füßen saß. Officer Decker warf ihm einen Maulkorb zu.
„Nehmt seine Daten auf“, wies Storm sie an und wollte mit der Pizza und den Milchdrops zur Kasse gehen, doch die Presse versperrte ihr den Weg. Die Fotoapparate klickten. Die Bilder würden ihnen bestimmt gutes Geld einbringen, weil darauf zu sehen sein würde, wie Storm das Schlachtfeld verließ und im Hintergrund die beiden Uniformierten den Hundehalter zur Rechenschaft zogen.
Zornig schlug Storm eine Filmkamera beiseite, die genau auf ihr Gesicht zielte. Der Kameramann schaute sie verdutzt an, während seine Kollegen eifrig fotografierten und filmten, was ihm gar nicht recht war, weil er plötzlich vor und nicht hinter der Kamera stand. „Warum haben Sie mir nicht geholfen? Der Köter hätte mich anfallen können. Weshalb sind Sie nicht dazwischengegangen oder haben meine Kollegen informiert?“
„Ich war beschäftigt“, antwortete der Mann trocken.
„Sie hätten Ihre Kamera auch draufgehalten, wenn der Hund mir an die Kehle gesprungen wäre, habe ich recht?“, fragte sie. Er schwieg betreten, ein stummes Eingeständnis.
Storm drängte die Presseleute ungehalten aus dem Weg und richtete ihr Wort an den Filialleiter. „Und was ist Ihre Ausrede? Wieso haben Sie nichts unternommen? Sie sind schließlich für dieses Geschäft verantwortlich.“
Er zuckte mit den Schultern. „Sie sind ein Cop. Sie können sich doch selbst helfen.“
„Menschen wie Sie“, Storm zeigte in die Runde und brachte aufgrund ihrer Verbitterung ihre Worte nur gepresst heraus,
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