Opfere dich
Pizzabäckerei möchte ich nicht nennen, aber wer einen –“, sie räusperte sich, „schnellen Happen zu sich nehmen möchte, dem empfehle ich die Konkurrenz. Man boykottiert mich, obwohl oder gerade weil ich mit Leib und Seele den Killer jage. Mir scheint, ich brauche mich ihm gar nicht auszuliefern, denn ich bin jetzt schon sein Opfer.“
Lobster würde vor Wut kochen, wenn er die Ausstrahlung im Fernsehen sehen würde, aber das war ihr in diesem Moment egal. Malcolm hatte gesagt, dass die Presse eines Tages noch nützlich für sie sein könnte. Auch wenn er damit gemeint hatte, dass sie die Journalisten bei der Suche nach dem Psychopathen einsetzen sollte, so war sie jetzt gerade dabei, über die Medien die Einwohner von Fort Twistdale auf ihre beschissene Lage hinzuweisen.
Fragen prasselten auf sie ein, doch sie drehte sich einfach um und stolzierte in die Tierfutterabteilung. Sie entschied sich für eine kleine Tüte mit Milchdrops. Für Moon. Storm würde die Drops auf den Küchentisch stellen, wo sie sie jeden Tag sehen konnte, bis das Kätzchen wieder zu Hause war. Die Tüte war eine Art Mahnmal. Sie sollte ihr ein wenig Hoffnung schenken.
Von Kameras umringt, sprach Storm schließlich: „Zu viele Frauen sind bereits getötet worden, und das Police Department tut alles, wirklich alles, um diesen Seriensexualtäter hinter Gitter zu bringen. Sie denken, ich hätte nichts zu verlieren, habe ich recht? Sie glauben, ich wäre nicht unmittelbar betroffen, aber das stimmt nicht ganz. Der Killer hat auch mir schon etwas genommen. Er hat meinen Exfreund brutal umgebracht und meine Katze entführt. Er wird sie foltern –“
„Eine Katze? Scheiße, wen interessiert schon ein Tier!“ Ein Mann drängte sich durch die Menge. Sein langer Bart reichte bis auf sein Jeanshemd. Er sah aus wie der junge Dusty Hill, und tatsächlich trug er ein Sweatshirt der Rockgruppe ZZ Top. „Und ein Ex. Sind Sie nicht sogar im Streit auseinandergegangen? Hab ich irgendwo gelesen. Sie haben gar nichts verloren. Sie haben nicht die leiseste Ahnung, was die Familien der Opfer durchmachen.“
Storm zeigte auf den American Pitbullterrier, den er an der Leine führte. „Sie haben doch selbst ein Haustier. Wie können Sie so herzlos sein?“
„ Sie sind herzlos!“, schrie er und zeigte mit dem Finger auf Storm. Die Kameras klickten und surrten, doch die Reporter schwiegen. „Sie lassen es zu, dass unschuldige Frauen sterben.“
„Ich weiß selbst, dass der Verlust einer Katze nicht mit dem einer Tochter oder Mutter oder Ehefrau zu vergleichen ist“, keifte sie zurück, atmete dann einmal tief durch und fuhr aufgebracht, aber ruhiger fort: „Aber ich bin nicht so unbeteiligt und kalt, wie ich dargestellt werde.“
Sein Pitbull begann zu bellen. Er kam so weit auf Storm zu, dass sich die Leine spannte. „Eiskalt bist du, Schlampe. Du hast dir das Foltervideo von Cropps angeschaut und bist dann nach Hause gefahren zu deinem Kätzchen, in deine heile Welt.“ Er schnaubte.
„Sieht so das Paradies aus?“, fragte sie und deutete auf die Presse. Mit Argusaugen verfolgten die Reporter das Geschehen. Wahrscheinlich lachten sie sich ins Fäustchen, weil sie gerade die Titelgeschichte samt Titelfoto für die nächste Ausgabe präsentiert bekamen. Sie verdienten gutes Geld damit und stiegen womöglich auf dem Karrieretreppchen eine Stufe höher. Auf Storms Kosten.
Er gab seinem Hund mehr Leine. Sarkastisch lächelte er. „Du bist ein Star. Das hier sind deine persönlichen fünf Minuten Ruhm. Scheiße, wer hatte das noch gesagt?“
„Andy Warhol“, rief jemand dazwischen. Storm sah, dass es der Filialleiter war. Er musste es sein, denn die Angestellten scharten sich um ihn wie Wölfe um ihren Leitwolf, als ob sie auf seine Reaktion warteten, doch er schaute dem bizarren Geschehen nur zu. Also taten sie es ihm gleich.
„Ich habe Ihnen nicht erlaubt, mich zu duzen, Sir“, sagte Storm in einem professionellen Ton. Wo waren Decker und McLarsen? „Man verfolgt und begafft mich, wie eine Aussätzige. Die Presse, der Serienmörder und Menschen wie Sie. Das ist die Hölle. Glauben Sie mir!“
„Ich glaube dir einen Scheiß!“ Sein Terrier kam näher und knurrte. „Du lügst wie gedruckt. Auf Pressekonferenzen wurdest du nicht müde zu bekräftigen, dass ihr den Killer bald schnappen würdet. Einen Dreck habt ihr! Wenn ihr unfähig seid, ihn zu kriegen, musst du dich eben selbst opfern.“
Das war ungeheuerlich! „Bitte siezen
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