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Lucille räusperte sich. „Wie ich sehe, unterhaltet ihr euch auch ohne mich hervorragend. Ich habe noch viel zu tun, daher muss ich jetzt gehen.“ Sie machte einen Schritt von ihnen weg, blieb dann jedoch stehen und drehte sich noch einmal um. „Eins noch. Das dürfte euch interessieren. Es waren Fingerabdrücke zwei verschiedener Personen auf dem Gehäuse.“
„Zwei?“, echote Storm und wandte sich an Malcolm. „Er kann doch unmöglich einen Partner haben, oder?“
„Das würde nicht in sein Profil passen.“ Malcolm schüttelte den Kopf. „Der Wachsmörder ist viel zu narzisstisch. Er will alleine die Kontrolle besitzen, die totale Dominanz.“
„Was, wenn er einen Helfershelfer hat, der von ihm lernt? Einen Schüler, der ihm untergeben ist“, gab Storm zu bedenken und zupfte nachdenklich an ihrem Ohrläppchen. Sie konnte die Ohrlöcher noch ertasten, war aber nicht sicher, ob sie nicht längst zugewachsen waren, weil sie einfach vergaß, ihre Ohrstecker zu tragen.
Er schüttelte den Kopf. „Das halte ich für unwahrscheinlich. Vielleicht gehört das Gerät jemand anderem – einem Familienmitglied oder einem Arbeitskollegen –, und er hat es sich ausgeliehen.“
Lucille wirkte ungeduldig. „Patterson und Benhurst können die Fingerabdrücke durchs AFIS jagen. Bye.“ Enttäuscht über zu wenig Aufmerksamkeit, stolzierte sie davon.
Storm spürte ein aufgeregtes Kribbeln, das sich immer dann meldete, wenn sie eine Spur witterte. Am liebsten hätte sie eigenhändig im AFIS – der nationalen Datenbank, in der unter anderem die Fingerabdrücke von überführten Tätern, aber auch von Soldaten und Regierungsangestellten digital gespeichert waren –, gesucht, doch sie arbeitete stattdessen mit Malcolm Chenoas Kundenkartei weiter ab. Sie hatten die Adressen unter den Mitgliedern der Soko aufgeteilt, darunter auch Patterson und Benhurst. Am Abend trafen sie sich kurz auf dem Polizeirevier, aber es ergaben sich keine weiteren brauchbaren Hinweise.
Als Storm zu Hause ankam, war sie nicht nur erschöpft, sondern sie hatte auch einen Bärenhunger. Ihr Kühlschrank gab aber nicht wirklich viel her, und auch die Konserven in ihrem Unterschrank sprachen sie wenig an. Deshalb nahm sie ihr Telefon und ließ sich vom Operator mit Quick Bite, einem Pizzalieferservice, verbinden.
Sie gab ihren Namen und ihre Adresse durch. „Eine Pfannenpizza mit Mais und Putenstreifen, bitte. Wie lange wird es dauern?“ Ihr Magen knurrte.
Der junge Mann am anderen Ende der Leitung, der sich als Troy vorgestellt hatte, druckste herum. „Harper? Habe ich das richtig verstanden? Sind Sie nicht die … dieser Cop, der ständig im Fernsehen ist?“
„Unfreiwillig.“ Sie verdrehte die Augen. Würde er gleich nach einem Autogramm fragen und die Pizza persönlich ausliefern?
„Cool, bei mir hat noch nie eine Berühmtheit angerufen.“
Storm bemühte sich, ruhig zu bleiben. „Ich bin nicht berühmt, sondern mache nur meinen Job. Also, wann werden Sie die Pizza liefern?“
„Heftige Sache, Mann!“, stieß er aus, ohne auf ihre Frage einzugehen, und korrigierte sich: „Ma’am.“
Auf einmal hörte Storm eine andere Männerstimme im Hintergrund. Sie klang tief und rau und gehörte gewiss zu einem älteren Mann. Sie konnte nicht hören, was die beiden Männer besprachen, denn einer der beiden hatte seine Hand auf die Sprechmuschel gelegt. Vielleicht stutzte Troys Chef ihn gerade zurecht, weil er sie belästigte, anstatt die Bestellung rasch und kommentarlos weiterzuleiten wie bei allen anderen Kunden auch. Aber Storms Vermutung erwies sich als falsch.
Troy meldete sich zögerlich. „Es tut mir leid. Also, heute ist Mittwoch. Da ist bei uns immer besonders viel los.“
„Mitten in der Woche?“ Das klang suspekt. Ihre Alarmglocken schrillten.
„Wir könnten, die Pizza, meine ich.“ Er atmete tief durch. „Die Lieferung würde bestimmt eine Stunde brauchen.“
„Eine verdammte Stunde?“ Das konnte Storm nicht glauben. Irgendetwas war da im Busch. Aber sie hatte großen Hunger, und ihr Appetit wuchs mit jeder Minute, die sie am Telefon verbrachte. Und in dieser Zeit leitete Troy ihre Bestellung nicht weiter. Kurz entschlossen sagte sie: „Okay.“
„Okay?“ Er schien irritiert. „Es gibt andere Pizzalieferservices in der Stadt. Dort geht es bestimmt schneller. Viele werben mit dem Spruch: Wenn wir nicht dreißig Minuten nach Ihrem Anruf mit der Bestellung vor Ihrer Haustür stehen, bekommen Sie das
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