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Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition)

Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition)

Titel: Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kibler
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ein schlichtes Kleid und grobe Schuhe. Sogar das Kopftuch fehlte nicht. Die Hände verrieten, dass sie sich auch jetzt noch für körperliche Arbeit nicht zu schade waren. Dennoch war Margarete Trizzi eine aparte Frau. Wahrscheinlich war sie sogar einmal eine sehr schöne Frau gewesen.
    »Möchten Sie etwas trinken? Wir haben hier einen guten trockenen Riesling aus Groß-Umstadt.«
    Margot zögerte.
    »Also ich trinke einen. Und ich fürchte, wenn es um Paula geht, sollte ich auch noch den Schnaps holen.«
    Sie ging zum Kühlschrank, nahm eine angebrochene Flasche Wein heraus, stellte zwei Gläser auf den Tisch. Dann trat sie an einen Schrank und entnahm ihm eine Flasche Weinhefebrand. »Auch aus Groß-Umstadt. Lecker«, sagte sie und stellte zwei Schnapsgläser daneben.
    Sie schenkte Margot ein Glas Wein ein, danach sich selbst. Dann hob sie das Glas. »Prost. Auf meine verlorene Tochter. Und darauf, dass Sie Nils seinen Auftritt nicht übel nehmen. Er fühlt sich immer so – verantwortlich.«
    Margot stieß mit ihr an. Ja, war gut, der Wein.
    »Gut. Genug Geplänkel. Was wollen Sie? Ist Paula wieder in Deutschland? Hat sie was ausgefressen? Oder warum sind Sie da?«
    »Wie kommen Sie darauf, dass Ihre Tochter etwas ausgefressen haben könnte?«
    Margarete Trizzi sah Margot ernst an: »Frau Kommissarin Hesgart, ich hab nicht studiert. Aber vielleicht bin ich deshalb in der Lage, problemlos ein einfaches, direktes Gespräch zu führen. Also lassen Sie das mit diesen Gegenfrage-Spielchen. Fragen Sie, was Sie wissen wollen, und ich werde sehen, ob ich antworten kann und ob ich antworten will.«
    Gut, dann nach deinen Regeln, dachte Margot. »Wir ermitteln in einem Mordfall, genauer gesagt in mehreren. Und es könnte eine Verbindung zu Ihrer Tochter geben.«
    »Dann kann es sich nur um den Mord an Emil Sacher handeln. Und um die Geschichte damals.«
    Margot war erstaunt. Und ihr Gegenüber schien das zu bemerken.
    »Wir lesen hier auch Zeitung. Und auch wenn mein Körper die ersten Zipperlein zeigt, mein Kopf funktioniert gut.«
    Margot nickte nur. »Ja, es geht um Emil Sacher. Sagen Ihnen die Namen … «
    »… Till Hansen, Richard Wölzer und Philipp Kaufmann etwas? Ja. Die sagen mir etwas.«
    »Woher …«, weiter kam Margot nicht.
    »Wenn es um die Geschichte damals geht, dann müssen die vier damit zu tun haben. Offensichtlich wissen Sie Bescheid, sonst wären Sie nicht hier. Aber …« Jetzt schwieg Margarete Trizzi.
    »Kann ich Ihnen zumut …«, Margot unterbrach sich selbst. Direkte Kommunikation war gefordert. »Erzählen Sie mir die Geschichte? Ich kenne sie nicht genau.«
    »Sehen Sie, geht doch. Direkt.« Frau Trizzi lächelte kurz. Dann verblasste der kleine Triumph über die Erziehung der Polizeibeamtin – und wich offensichtlich der Erinnerung an damals.
    »Um zu verstehen, warum – ich sollte auch besser einfach reden … Also: Paula war das erste Kind von meinem Exmann Mattia Trizzi und mir. Sie wurde im Oktober 1973 geboren. Ich habe Mattia in den USA kennengelernt. In Indianapolis an der Rennstrecke.«
    »Indianapolis?«
    Margarete Trizzi lächelte wieder, nicht nur mit dem Mund, sondern auch mit den Augen. »Das Leben ist manchmal verrückt. Mein Onkel Willi, der hat den Odenwald hinter sich gelassen und nach dem Krieg in Frankfurt mit einem Unternehmen für Elektronik Karriere gemacht. Er war ein großer Fan von Autorennen. Und seine Lieblingsnichte in Fränkisch-Crumbach – also ich – war die in der Familie, die schon früh anfing, alles zu reparieren, was vier Räder hatte. Mein Vater hatte dabei ein lachendes und ein weinendes Auge. Er war froh, dass seine Maschinen funktionierten, aber er hatte Angst, dass seine einzige Tochter keinen Mann finden würde.
    Onkel Willi nahm mich mit nach Indianapolis zum Indy-500-Rennen, das er einmal in seinem Leben live sehen wollte. Und niemand aus der Familie wollte ihn begleiten. Außer mir. Und dann saß Mattia neben mir auf der Tribüne, ein Deutsch-Italiener, dessen Eltern in die USA ausgewandert waren. Er studierte in Nashville Landwirtschaft, machte gerade seinen Abschluss. Wir verstanden uns prima, verliebten uns, telefonierten. Ich dachte, mein Vater würde explodieren, wenn Onkel Willi ihm davon erzählen würde. Aber mein Vater sah das ganz anders: Da war ein Mann, der seinen Abschluss in Landwirtschaft machte, und er suchte einen Mann für seine Tochter, die den Hof erben sollte. Und dass das mit dem Vererben nicht mehr so weit entfernt lag,

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