Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition)
Deshalb wäre für dich der Job in München oder auch der Innendienst in Darmstadt tödlich.«
Horndeich grinste.
»Okay, das Bild war nicht passend. Ich wünsche mir nur eines von dir, Steffen. Und das ist mir ganz, ganz klar geworden.«
»Und das ist?«
»Versuch nicht mehr, den Helden zu spielen. Auch wenn euch dadurch ein Bösewicht durch die Lappen geht und ihr ihn wieder einfangen müsst. Du musst nicht immer die ganze Last auf dich nehmen. Ganz allein auf dich nehmen.«
»Okay. Ich glaube, das kann ich versprechen.«
»Ich möchte, dass du Stefanie aufwachsen siehst. Und selbst gesund dabei bleibst. Kannst du mir versprechen, zurückhaltender zu sein? Wenn es hart auf hart kommt? Wenn die anderen ihre Waffen gezückt haben? Dass ich ein wenig mehr Ruhe habe, wenn ich dir morgens einen Abschiedskuss gebe?«
Horndeich nickte.
»Versprochen?«
»Ja. Ich verspreche dir das.«
Und bislang hatte Horndeich sein Wort immer gehalten.
Obwohl der Tag sonnig gewesen war und das Heinerfest in vollem Gange, hatte Margot keinen Fuß vor die Tür gesetzt.
Von Horndeich wusste sie, dass Ruth Steiner am Morgen dem Haftrichter vorgeführt worden war. Der hatte zwar den Wert der Indizien anerkannt, die Verbindung zu den drei Opfern, auch die vermeintliche Brille des einen Toten – aber das alles hatte ihm nicht gereicht, um Ruth in U-Haft zu schicken. Horndeich hatte ihn zitiert: »Finden Sie die DNA von einem der Toten auf der Ladefläche ihres Wagens – dann setze ich sie sofort fest.«
Schmalroth oder nicht Schmalroth, das war nun die Frage für Margot. Würde es ihr besser gehen, wenn sie wieder arbeitete? Oder würde es ihr besser gehen, wenn sie zu Hause blieb? Allein, dass sie sich die Frage stellte, sagte einiges über ihre Verfassung aus. Am Vortag hatte sie gut funktioniert, aber nach dem Telefonat mit Nick war es ihr erschienen, als hätte jemand die Marionettenfäden über ihren Extremitäten abgeschnitten. Sie war ins Bett gegangen, war sofort eingeschlafen. Und am Morgen erst um elf Uhr aufgewacht.
Den Tag hatte sie damit verbracht, sich die Millennium-Trilogie von Stieg Larsson anzusehen. Sechs Stunden Fernsehen am Stück, nur begleitet von einer gelieferten Pizza.
Nun war es acht Uhr. Das Wetter war immer noch schön. Das Heinerfest war auf seinem Höhepunkt. Sie hätte Cora anrufen können. Aber allein der Gedanke, dass irgendjemand sie heute fragen würde, wie es ihr ginge, war unerträglich. So unerträglich, dass sie seit einer Stunde auf der Couch saß, Löcher in die Luft starrte und darüber sinnierte, ob sie arbeitsfähig war. Mädchen, ich muss es dir sagen, du bist an einem Tiefpunkt. Die innere Stimme …
Wieder ploppte ein Kronenkorken von der virtuellen Flasche. Eine SMS: Komme morgen 16.30 deine Zeit am Flughafen Frankfurt an. Holst du mich ab? Kannst du wieder in der Bockshaut buchen? Habe meine Hausaufgaben gemacht und interessante Informationen für dich. Nick.
Nick morgen in Frankfurt?
Die Verwirrung war groß.
Aber die Freude war größer.
MONTAG, 2. JULI
Margot parkte ihren Mini im Parkhaus des Frankfurter Flughafens.
Sie hatte in der vergangenen Nacht gut geschlafen. Unerwarteterweise.
Deshalb hatte sie auch deutlich verschlafen. Horndeich war gerade auf dem Sprung zur KTU gewesen – er wollte sehen, ob die schon was auf der Pritsche von Ruth Steiners Wagen gefunden hatten. Als sie an der Kaffeemaschine stand, dachte sie daran, ob es vielleicht sinnvoll wäre, nochmals mit Wuttke in Fränkisch-Crumbach zu sprechen. Vielleicht erinnerte er sich doch noch an mehr Details zum Fall Trizzi.
»Vielleicht sollte ich doch noch einmal mit ihm reden«, murmelte sie mehr zu sich selbst.
Horndeich hatte noch im Türrahmen gestanden. »Wenn du meinst«, hatte er erwidert und war gegangen.
Margot hatte sich überlegt, dass das mit dem Kaffee wahrscheinlich immer noch keine gute Idee war. Sie hatte sich einen Tee gemacht, war ihre Aufzeichnungen zu Paula Trizzi ein weiteres Mal durchgegangen.
Im Anschluss an den Besuch bei der KTU fuhr Horndeich zu Petra Schöffer nach Groß-Umstadt, um ihre Alibis zu checken.
Am frühen Nachmittag rief er Margot an und teilte ihr mit, dass Petra Schöffer an dem Wochenende, an dem Sacher verschwunden war, mit einer Freundin einen Kurztrip nach Mallorca unternommen hatte. Und in der Nacht, in der Sacher im Woog abgeladen worden war, war Petra Schöffer auf einer Party gewesen, mit sicher fünfzehn Zeugen. Er hatte mit vier der Leute
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