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Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition)

Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition)

Titel: Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kibler
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»Danke.«
    Es entstand eine Pause, die Margot als peinlich empfand. War sie Nick auf den Schlips getreten mit ihrer Bitte? Sie hasste solche Telefonate, in denen irgendeine Missstimmung auftrat. Und sie hasste es noch mehr, wenn man dann keine Chance hatte, diese Missstimmung von Angesicht zu Angesicht zu klären.
    »Startest du deine große Europareise?«
    »Ja. Das habe ich fest vor.«
    »Wann?«
    »Bald. Es dauert nicht mehr lange. Und du? Urlaub geplant?«
    »Nein. Im Moment nicht.« Urlaub war nicht geplant. Genauso wenig, wie die Krankschreibung geplant gewesen war. Die sie auch schon wieder ignoriert hatte. Gesund geht anders, wurde ihr in diesem Moment bewusst.
    »Gut, liebe Margot, dann mache ich mich jetzt mal an meine Hausaufgaben.«
    »Nick! Du musst das nicht sofort machen. Irgendwann in den kommenden Tagen oder Wochen.«
    »Schon okay«, sagte er. »Ich würde mich freuen, dich irgendwann mal wieder persönlich zu sehen.«
    »Ja«, sagte Margot, »darüber würde ich mich auch freuen.« Und sie meinte es so ernst, wie sie lange nichts mehr gemeint hatte.

SONNTAG, 1. JULI
    »Ich muss dir was sagen.«
    »Ich dir auch.«
    Sandra und Horndeich saßen im Garten ihres kleinen Häuschens. Horndeich hatte den Frühstückstisch gedeckt, während sich Sandra um die Kleine gekümmert hatte.
    Horndeich war sogar zum Lebensmittelladen im Bahnhof gefahren, der sonntags geöffnet hatte, und hatte dort frischen Orangensaft geholt sowie Brötchen.
    Aus den Boxen im Innern des Hauses klangen The Be Good Tanyas, eine Entdeckung von Sandra.
    »Du zuerst«, sagte Horndeich.
    »Nein, du.«
    Die vergangenen Tage waren wenig harmonisch gewesen. Gut, Horndeich war die meiste Zeit auf Achse gewesen, aber auch wenn er zu Hause war, hatten in jeder Ecke diese mehr oder weniger großen schwarzen Wölkchen gestanden. Nein, keine Streitwölkchen, aber die, die auftauchen, wenn der eine den Standpunkt des anderen so überhaupt nicht mehr nachvollziehen konnte. Wenn sich jeder im Recht fühlte. Nicht aus Rechthaberei, sondern aus Überzeugung. Das war viel schlimmer.
    Stefanie saß auf der großen Decke, sortierte Bausteine und brabbelte vor sich hin. Chihuahua Che lag daneben und freute sich, dass jemand mit ihm sprach, nicht ahnend, dass Stefanie wohl eher die Bausteine meinte als den kleinen Kerl.
    »Ich habe nachgedacht«, sagte Horndeich. »Und ich bin zu dem Schluss gekommen, dass es besser ist, nicht nach München zu gehen.«
    »Was hat den Sinneswandel bewirkt?«, fragte Sandra. Aber nicht mit dem spitzen Tonfall, den sie durchaus auch beherrschte, sondern ehrlich interessiert.
    »Ich denke, du solltest deinen Job wieder machen können. Deine Eltern sind jetzt hier. Und – auch das gebe ich gern zu – ich möchte eigentlich weiter mit Margot zusammenarbeiten. Das wiegt das höhere Gehalt nicht auf.«
    »Und was ist mit deiner Angst?«, fragte Sandra.
    Sie hatte ja recht. Auch die Angst vor erneuten Schießereien hatten seine Überlegungen, nach München zu gehen, befeuert. »Ich weiß es nicht«, sagte er und biss vom Nutellabrötchen ab. »Und zu welchen Erkenntnissen bist du gelangt?«
    »Zu anderen als du. Wenn dein Herz wirklich an dem Job in München hinge, würde ich mitgehen. Mich würde freuen, dass du aus der Schusslinie wärest. Und dafür würde ich es in Kauf nehmen, mich dort neu einleben zu müssen.«
    »Und dein Job?«
    »Ich würde dort auch was finden.«
    Horndeich musste lachen. »Dann sind wir wieder genau am Anfang, nur dass wir jetzt bereit sind, jeder für den anderen zu verzichten.«
    »Nicht ganz. Mir ist einiges klar geworden.«
    »Ich höre.«
    »München hat einen großen Vorteil.«
    »Ja?«
    »Ich sagte das schon: Du wärest aus der Schusslinie.«
    Horndeich schluckte. Sagte nichts.
    »Und das ist etwas, was für mich zunehmend an Priorität gewinnt.«
    Horndeich entgegnete immer noch nichts.
    »Ich habe Höllenqualen gelitten, damals, als du mit der Kugel neben dem Herz im Krankenhaus gelegen hast. Als du wieder raus warst, habe ich das Gleiche getan wie du: Ich habe alles verdrängt. Aber jetzt?«
    »Du hast einen Polizisten geheiratet«, sagte Horndeich.
    Sandra stand auf, umrundete den Tisch und ging vor Horndeich in die Hocke. »Ich weiß. Aber ich weiß auch, dass du in München nicht glücklich würdest, auf lange Sicht. Mehr oder weniger nur Büroarbeit und Besprechungen, Gebäudebegehungen und so weiter und so weiter. Das alles weiß ich. Und ich glaube, dass auch du das weißt.

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