Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition)
Margot fahren, okay?«
»Ja. Ich versuche noch mal, sie zu erreichen«, meinte Nick. Wenig später sagte er: »No. Sie geht nicht dran. Kannst du vielleicht Rainer anrufen – er ist doch im Moment auch in Deutschland, oder?«
»Das, Nick, ist, glaube ich, keine gute Idee. Weder, wenn Margot bei ihm ist, noch dann, wenn sie es nicht ist.«
Sebastian Rossberg hatte einen Stellplatz in einem Carport schräg gegenüber dem Haus in der Erbacher Straße, in dem er wohnte. Er hatte seinen Wagen am Vormittag bereits auf der Straße geparkt, damit Horndeich seinen Wagen im Carport würde abstellen können. Denn Heinerfest am Abend und Parkplätze schlossen sich in dieser Wohngegend aus.
Horndeich ließ die anderen aussteigen, dann parkte er den Wagen in der engen Lücke ein. Gemeinsam gingen sie zur Haustür. Horndeich klingelte dreimal, und eine Minute später traten Sebastian Rossberg und seine Gefährtin Chloe auf den Bürgersteig.
Sebastian Rossberg und Chloe erkannten Nick gleichzeitig. »Nick! Was machen Sie auf dieser Seite des Atlantiks?«
Offensichtlich hatte Margot niemanden darüber informiert, dass Nick in der Stadt war.
Nick gab Sebastian eine ähnlich nichtssagende Antwort wie zuvor Horndeich.
»Und wo ist Margot?«, fragte Sebastian Rossberg.
»Sie wollte eigentlich mit Nick herkommen«, sagte Horndeich.
»Sie ist im Moment nicht in bester Verfassung. Vielleicht war ihr das dann doch zu viel, mit uns allen.«
»Es kann sein, dass sie etwas klären will. Lasst uns das Feuerwerk anschauen«, schlug Horndeich vor.
Sie mussten nur ein paar Meter gehen, dann waren sie bereits in der Erich-Ollenhauer-Anlage. Die führte direkt zum Kongresszentrum Darmstadtium, von dessen Dach aus das Feuerwerk gezündet wurde.
Sie waren nicht allein, zahlreiche andere Darmstädter waren ebenfalls auf die Idee gekommen, möglichst nah ans Geschehen zu rücken.
Gemeinsam betrachteten sie, wie sich die Lichtkaskaden vor dem dunklen Himmel ausbreiteten. Sebastian umfasste seine Chloe von hinten, ihre Hände lagen auf den seinen vor ihrem Bauch. Horndeich hielt Sandra auf gleiche Weise umfangen. Nur Nick stand allein. Wenn Horndeich ehrlich war, gefiel ihm die Vorstellung, wie Nick Margot umarmte. Er hatte durchaus mitbekommen, wie es zwischen den beiden geknistert hatte. Und er hatte vor allem mitbekommen, wie Rainer seine Frau hatte gehen lassen, indem er sich nicht mehr um sie gekümmert hatte. So hatte er es zumindest wahrgenommen.
Wo war Margot? War sie wirklich bei Rainer?
»Aua«, hörte Margot sich selbst flüstern.
Es stank. Nach Urin und Kot. Wo, zur Hölle, war sie?
Sie tastete auf dem Boden. Erde. Fest zwar, aber Erde und kein Beton und keine Steine. Ihre Hände tasteten nach rechts und links.
Wände, ebenfalls aus Erde. Sie war in einer Grube. Sie war – lebendig begraben?
Sie streckte die Hände nach oben und stieß mit den Fingerkuppen an die Decke. Holz. Grobes Holz. Sie tastete es ab.
Als sie sich einen Spreißel unter den Nagel des rechten Zeigefingers jagte, schrie sie auf vor Schmerz.
»Ah, Sie sind wach.« Die Stimme eines Mannes.
Margot zuckte zusammen. Wo auch immer sie war, sie war nicht allein. Und sie war sich nicht sicher, ob das gut so war. »Wer sind Sie? Wo sind wir?« Margot atmete flach. »Ich will hier raus!«, hörte sie sich schreien. »Ich – will – hier – raus!«
»Schhhh«, hörte Margot die Stimme des Mannes.
»Ich muss hier raus!«
Sie spürte, wie eine Hand nach der ihren tastete und sie umfasste. »Schhh, atmen Sie ganz tief und ruhig. Es kann Ihnen hier nichts passieren.«
Margot hörte die Stimme und versuchte, der Anweisung zu folgen.
Das nächste »Ich will hier raus« war schon leiser. Dann begann Margot zu weinen.
Die fremde Hand streichelte die ihre. »Schhhh.«
Es dauerte ein paar Minuten, dann hatte Margot sich wieder unter Kontrolle. Sie zog ihre Hand weg, verkroch sich, so weit es ging, in ihre Ecke.
»Ich hätte nicht gedacht, dass ich noch mal mit einem menschlichen Wesen reden würde, bevor ich abtrete.«
»Wer sind Sie?«
»Wer sind Sie, das ist die weitaus interessantere Frage. Und warum sind Sie hier?«
Die Wände rechts und links lagen nur einen guten Meter auseinander. Margot versuchte sich aufzurichten. Aber ihr war schwindelig. Und schlecht. Sie spürte, dass sie sich übergeben musste. Obwohl es so stank, zwang sie sich erneut, tief und langsam ein- und auszuatmen. »Ich bin Hauptkommissarin Margot Hesgart. Kripo
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