Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition)
sich.
»Zahlen wir drinnen«, meinte Margot.
»Sie waren mein Gast«, erwiderte Karlsson.
Margot wusste nicht genau, ob ihr das recht war. Was ihr aber definitiv nicht recht war, war die Tatsache, dass sie überhaupt nichts davon mitbekommen hatte, dass Karlsson bereits die Rechnung beglichen hatte.
Karlsson fuhr sie direkt zum Hotel. Wieder ließ er es sich nicht nehmen, ihr die Beifahrertür zu öffnen.
Margot stieg langsam aus. Zeit gewinnen, um nachzudenken, wie jetzt der Abschied gestaltet werden würde. Es war ein schöner Abend gewesen. Ein sehr schöner. Aber sie wollte jetzt keinen Abschiedskuss, keine Nacht mit einem Mann, keine … – Oder doch? Wollte sie nicht genau das?
Karlsson schloss die Autotür hinter ihr.
Und kam langsam auf sie zu.
SONNTAG, 24. JUNI
Mit Schwiegereltern war das immer so eine Sache. Bislang hatte Horndeich die seinen in kleinen Dosen genießen können. Sie wohnten in Blaichenbach, einem kleinen Ort in Mittelhessen oder Oberhessen – Horndeich hatte das nie wirklich kapiert. Sein Schwiegervater bestand darauf, dass die Region Oberhessen hieß, obwohl sie doch eigentlich genau in der Mitte Hessens lag.
Blaichenbach war ein kleiner Ort in der Nähe von Büdingen, den kein Mensch kannte, es sei denn, die Schwiegereltern wohnten dort. Aber das taten sie jetzt nicht mehr. Jetzt wohnten sie in Büttelborn. Einem ebenfalls kleinen Ort in der Nähe von Darmstadt, den auch keine Socke auf der Welt kannte, es sei denn, die Schwiegereltern wohnten dort.
Schon vor Stefanies Geburt hatten die Großeltern sich Gedanken gemacht, ob sie nicht in die Nähe ihrer Tochter ziehen wollten. Horndeich waren beide, Susanne und Georg, nicht unsympathisch. Und sie zu besuchen oder ab und an mit ihnen gemeinsam zu Mittag zu essen – das war in Ordnung. Doch Horndeich war nicht der Typ, der Schwiegervaters Leidenschaft zum Bohren und Hämmern teilte. Deshalb war Georg etwas enttäuscht gewesen, als Horndeich ihm gesagt hatte, dass er das Haus, das seine Schwiegereltern in Büttelborn in der Donaustraße bezugsfertig gekauft hatten, nicht mit ihm komplett umbauen würde. Weder an den Abenden, an den Wochenenden noch im Urlaub. Auch Georgs Argument, die beiden Frauen würden sich in der Zeit um die Kleine kümmern, war verpufft. Horndeichs Entgegnung, er wolle sich selbst ab und an um seine Kleine kümmern, war auf gänzliches Unverständnis gestoßen. Überhaupt hatte Horndeich den Eindruck, dass diese ganze Umzugsaktion eher auf das Betreiben von Sandras Mutter hin vorangetrieben worden war.
Für Horndeich und Sandra war das praktisch, da Sandra den Wunsch geäußert hatte, wieder arbeiten zu gehen. Man hatte ihr eine Zwanzigstundenstelle in Aussicht gestellt, wieder bei ihrem alten Arbeitgeber, dem Landeskriminalamt in Wiesbaden. Das war optimal, denn Büttelborn lag direkt an der Autobahn 67 zwischen Darmstadt und Wiesbaden. So konnte Sandra Stefanie bei den Eltern lassen, wenn sie arbeiten ging.
Natürlich hatten sie auch alle anderen Optionen durchgespielt. Etwa die, dass Sandra ganztags arbeitete, sie eventuell sogar nach Wiesbaden zögen. Aber auch Horndeich wollte nicht ganz auf einen Job verzichten. Zumal er Margot nicht im Stich lassen wollte. Und Susanne Hillreich war ganz verrückt nach ihrer Enkelin. Damit war die Schwiegermutter-Lösung die beste.
Susanne hatte an diesem Sonntag zum Essen eingeladen. Im Garten hinter dem Häuschen. Das Problem war, dass Georg just am Tag zuvor angefangen hatte, eine Stromleitung zu verlegen, damit die Steckdose über der Arbeitsplatte an einer ergonomisch sinnvolleren Position liege. Horndeich bezweifelte allerdings, dass ein Versatz um fünfundzwanzig Zentimeter nach rechts es rechtfertigte, eine Wand aufzustemmen, nur um sie nachher wieder zu verputzen und zu streichen. Nun, es war gekommen, wie es hatte kommen müssen: Die Steckdose war nicht einsatzfähig, weshalb nach wie vor die Sicherung für die ganze Küche ausgeschaltet war. Und das zwanzig Meter lange Verlängerungskabel vom Kühlschrank bis ins Wohnzimmer trug auch nicht eben zur Gemütlichkeit bei.
Susanne Hillreich war bei ihrer Einladung geblieben, das gebot ihr Stolz. Also war die Lokalität verschoben worden: Das Restaurant im Volkshaus Büttelborn bot eine schöne Terrasse mit großzügigen Sonnenschirmen. Und es lag keine zehn Minuten zu Fuß vom neuen Domizil der Eltern Hillreich entfernt. Nun, genau genommen gab es kaum Orte innerhalb Büttelborns, die weiter als zehn
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