Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition)
mit neuem Mann ebenfalls. Also Haus verkauft, kleinere Wohnung gekauft – und mir diesen Kindheitstraum erfüllt.«
Während er den Wagen gemächlich vom Parkplatz steuerte, sagte er: »Serie 1, mit 4,2-Liter-Motor.«
»Hm-mm«, kommentierte Margot.
Zunächst steuerte Karlsson den Flitzer durch den Hamburger Stadtverkehr, dann ging es in Richtung Westen. Margot genoss die Cabriofahrt. »Wo geht es hin?«, fragte sie.
»Wedel. Schulau, um genau zu sein. Willkomm Höft . Wo die Schiffe begrüßt und verabschiedet werden.«
Margot sah nach links zu ihrem Chauffeur: »Begrüßt? Verabschiedet? Ich verstehe gar nichts.«
»Alle Schiffe, die zum Hamburger Hafen wollen oder die von dort kommen, die fahren an dieser Stelle vorbei. Seit 1952 steht dort eine Schiffsbegrüßungsanlage, die Willkomm Höft .«
»Und was ist eine ›Schiffsbegrüßungsanlage‹?«
»Alle Schiffe über tausend Gross Tons werden hier begrüßt, wenn sie einlaufen, mit gesenkter Flagge. Also nur die größeren Pötte. Und die jeweilige Nationalhymne wird gespielt. Und wenn sie auslaufen, dann wird außerdem noch das internationale Flaggensignal für ›Gute Reise‹ gehisst.«
»Macht das jeder Hafen?«
»Nein, es gibt eigentlich nur diese Anlage. Wurde 1952 eingeweiht, von dem damaligen Restaurant. Der Mann, der die Idee hatte, für den war das eine Idee zur Völkerverständigung. War ein paar Jahre nach dem Untergang des Tausendjährigen Reichs sicher keine verkehrte Geste. Und diese Tradition hat sich bis heute gehalten.«
Karlsson lenkte den Jaguar auf den Parkplatz an der Parnaßstraße. Wieder hielt er Margot die Tür auf. Margot versuchte, sich zu erinnern. Das letzte Mal hatte sie das erlebt, als sie mit Nick Urlaub in Amerika gemacht hatte. Nick … Auch an ihn wollte sie jetzt nicht denken.
»Ein schöner Ort hier, besonders zu dieser Jahreszeit«, sagte Karlsson. Er geleitete Margot zum Weg am Ufer der Elbe und führte sie dann nach rechts. Margot sah den Steg mit dem imposanten Lautsprecher, der in Richtung Elbe gerichtet war.
Ein Frachter fuhr nach links in Richtung Hafen. Margot staunte über die schiere Größe. Hier auf dem Fluss wirkten die Schiffe noch viel imposanter als vorher, als sie sie im Rudel im Hafen gesehen hatte.
Karlsson deutete in Richtung der kleinen Grünanlage. »Dort, bei der Bank, da lag Hansen.«
Margot schluckte. Die Polizeifotos waren schon nicht besonders appetitlich gewesen. Sie hatte die Bilder noch klar vor Augen. Und konnte sich nun genau vorstellen, wie Hansen hier abgeladen worden war.
»Wann wurde er noch mal entdeckt?«
»Fünf Uhr morgens. Eine Rentnerin aus dem Haus dort hat ihren Hund Gassi geführt.« Karlsson deutete auf ein Wohnhaus an der Straße, die sie gerade entlanggefahren waren. »Der Hund ist ohne Leine los und hat erst mal gründlich den Fundort kontaminiert.«
Karlsson blieb an der Stelle stehen, an der der Tote damals gelegen hatte. Er zeigte auf den Fußweg, der in die Straße mündete. »Hier muss der Wagen reingekommen sein. Es gab keine Schleifspuren. Mit einem Kastenwagen hier ran, Tür auf, Leiche raus und ab dafür.«
»Ja, das ist wohl in Darmstadt ähnlich gelaufen. Wobei es bei uns eher ein Pritschenwagen war. Die Ladefläche muss höher gewesen sein als der Zaun. Gab es irgendwelche Videokameras, die was aufgezeichnet haben?«
Karlsson seufzte. »Hier gibt es keine Videoüberwachung. Ist ja auch nicht gerade der Bahnhofsvorplatz vorm Hauptbahnhof. Wir haben in der Umgebung die Videoaufzeichnungen ausgewertet. In der Nacht sind rund vierzig Wagen von den Kameras erfasst worden, in denen man die Leiche hätte problemlos transportieren können. Wir haben die Halter ermittelt, befragt – nichts. Ein Wagen war auffällig, weil er ein Kennzeichen hatte, das es nicht gibt. Aber der Wagen ist auch nur auf einer Kamera erfasst gewesen. Wir haben dann die ganzen anderen Kameras noch gecheckt. Nada.«
»Was war das für ein Wagen?«
»VW-Transporter, Allerweltsmodell, dunkle Farbe, schwarz oder blau. Sackgasse. Wie alles in diesem Fall. Ist wahrscheinlich für die Aktion mit dem falschen Nummernschild versehen worden, dann danach wieder das richtige drauf.«
Wieder fuhr ein riesiges Schiff in Richtung Hafen. Ein Containerschiff. Karlsson folgte Margots Blick. »Hat was, nicht wahr? Ich komme manchmal hierher, setze mich auf die Bank oder die Terrasse vom Fährhaus, schaue nur auf den Fluss und betrachte die Schiffe.«
»Wollen wir noch ein Häppchen essen?
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