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Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition)

Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition)

Titel: Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kibler
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Wohnzimmer. Es war gemütlich. Ein Regal war mit Büchern und Schallplatten, der Musikanlage und einem Plattenspieler gefüllt. Zwei Standboxen rahmten einen großen Fernseher ein. Und eine Sofaecke mit rotem Stoffbezug, dazu zwei Sessel in geschwungenem Holzrahmen mit dem gleichen Bezug luden zum Verweilen ein. Der Boden war mit Teppich belegt.
    Die Frau ließ sich auf das Sofa fallen und sagte dann von unten herauf zu Horndeich: »Nehmen Sie doch Platz.«
    Horndeich hatte Verständnis, denn er hatte den Eindruck gehabt, dass sie im Stehen jeden Moment zusammengeklappt wäre.
    »Wo ist er denn? Haben Sie etwas herausgefunden?«
    »Frau Kaufmann – Sie sind doch die Frau von Philipp Kaufmann?«
    »Ja, seit fünfzehn Jahren. Ich heiße Bettina.«
    »Warum haben Sie denn Ihren Mann als vermisst melden wollen?«
    Aus dem Flur drang leise Musik. Meredith Brooks, erkannte Horndeich. Jemand hörte Bitch – Schlampe. Er mochte das Lied. So von der Musik her …
    »Er ist am Freitag nicht nach Hause gekommen. Ich habe noch bis um zehn Uhr abends gewartet. Dann hab ich die Polizei angerufen.«
    »Und dann?«
    »Na, dann bin ich hin. Mit unserer Tochter. Hätte ich mal besser gelassen.«
    »Warum das?«
    »Weil die mich nicht ernst genommen haben. Wie auch, wenn es die eigene Tochter nicht tut.«
    »Ich verstehe immer noch nicht ganz. Sie sind zu den Kollegen gefahren. Erstes Revier in der Bismarckstraße.«
    »Ja. Mit dem Taxi. Denn mein Mann hat ja das Auto. Und dann habe ich gesagt, dass ich meinen Mann vermisse. Dass ihm etwas zugestoßen sein muss.«
    »Wie kamen Sie darauf?« Die Takte eines weiteren Liedes drangen herein. Kannte Horndeich auch. Von Placebo? Von Placebo.
    »Er ist nicht nach Hause gekommen. Er hatte gesagt, dass er nach dem Unterricht noch etwas erledigen müsse, aber spätestens um drei zu Hause sein würde. Um sechs hab ich angefangen, mir Sorgen zu machen. Ich hatte für uns gekocht. Sollte was Leckeres sein, zum Wochenende. Ein Hasenbraten.«
    Slackerbitch . So hieß das Lied von Placebo. Wer auch immer diese Musik hörte, er hatte einen deutlichen Hang zu bitches . Wahrscheinlich der vierzehnjährige Sohn im Hormonrausch.
    »Ich wusste gleich, dass da was nicht stimmt. Er hätte angerufen und Bescheid gesagt, wenn etwas dazwischengekommen wäre. Aber Ihre Kollegen …«
    So lethargisch Frau Kaufmann auch gewirkt hatte, als sie Horndeich, im Türrahmen stehend, begrüßt hatte, so viel Energie hatte sie jetzt. Horndeich ahnte, was kommen würde.
    »Ihre Kollegen haben mich gefragt, ob ich eine Ahnung hätte, wo Philipp ist. Nein, hatte ich nicht. Deswegen war ich ja aufs Revier gefahren. Ich hatte die Freundesliste schon abtelefoniert. Aber keiner hatte eine Ahnung, wo Philipp war oder wo er hätte sein können. Nicht einmal Lutz.«
    »Lutz?«
    »Lutz Steinmeyer. Der Direktor an der Krawinkel-Berufsschule.«
    Krawinkel sagte Horndeich etwas. Sie hatten die Schule nach Johann Leopold Krawinkel benannt – einem Spinnereiunternehmer aus dem Bergischen Land –, warum auch immer. Horndeich hatte immer gedacht, wie progressiv seine Wahlheimat-Stadt doch war, dass sie eine Schule nach Kralle Krawinkel, dem Gitarristen der Band Trio, benannt hatten. So konnte man sich irren.
    »Lutz – er ist der beste Freund von Philipp. Aber auch er hatte keine Ahnung. Dann fragte mich Ihr Kollege – Ihr sehr junger Kollege –, ob Philipp in eine Straftat verwickelt wäre. Was natürlich Blödsinn ist. Ob er süchtig wäre. Oder ob er in einen Unfall verwickelt sein könnte, ob er hilfsbedürftig und/oder orientierungslos wäre. Mein Gott, ich meldete meinen vierzigjährigen Mann als vermisst, nicht meinen Uropa.«
    »Also nichts dergleichen?« Die Musik war verstummt, wie Horndeich registrierte.
    »Nichts dergleichen. Aber dann kam der Auftritt meiner Tochter.«
    Als ob dies das Stichwort einer Souffleuse gewesen wäre, betrat eine junge Dame, offenbar um die fünfzehn Jahre alt, den Raum. »Und ich hab ihnen dann gesagt, was Sache ist.«
    »Und mit wem habe ich jetzt das Vergnügen?«, fragte Horndeich.
    »Lis. Die Tochter des Hauses.« Die junge Dame verfügte über deutlich mehr Stimmvolumen als ihre Mutter.
    »Lis, was ist denn so Sache?« Horndeich wandte sich der jungen Dame zu. Ihre Garderobe stand im deutlichen Kontrast zum Bekleidungsstil der Mutter. Eher pinkig, um ihre Affinität zur Mischung aus Rot und Weiß auf den Punkt zu bringen.
    »Sache ist, dass mein Alter meine Mutter betrügt. Dass er eine

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