Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition)
zurück?«
»Nein. Wenn wir Ihren Mann finden, wird er gefragt, ob er damit einverstanden ist, dass wir Ihnen mitteilen, wo er ist. Er ist volljährig, und wenn kein Straftatbestand vorliegt, kann er selbst darüber bestimmen, wo er sich aufhalten will. Ob es nett und richtig ist, dass er Ihnen nicht Bescheid sagt, darüber haben wir nicht zu urteilen.«
»Aber Sie würden mir sagen, wenn Sie ihn finden, sodass ich weiß, dass er lebt?«
»Ja. Wenn wir ihn finden, dann sage ich es Ihnen. Mehr kann ich aber nicht tun, wenn er das nicht will.«
»Danke. Ich hole jetzt ein Foto.«
Wieder ertönte Musik, als Bettina Kaufmann die Tür zum Flur öffnete. The Bitch Is Back von Tina Turner. Was für eine Überraschung!
Das Foto von Philipp Kaufmann zeigte ihn neben einem Mountainbike in malerischer Landschaft. Er hatte dichtes dunkles Haar, blaue Augen, und es war deutlich zu sehen, dass dieser Mann durchtrainiert war.
»Mallorca, letztes Jahr. Im Mai. Phantastisch.«
Horndeich zog sein kleines Notizbuch aus der Innentasche seines Jacketts. »Wie groß ist Ihr Mann?«
»Ziemlich genau ein Meter fünfundachtzig.«
»Und Ihr Auto?«
Wieder stand sie auf. Kam eine halbe Minute später mit einem Fahrzeugbrief zurück. Offensichtlich funktionierte die Ablage im Hause Kaufmann.
Horndeich griff zum Handy und fotografierte den Brief ab. Bei dem Wagen handelte es sich um einen Rover 75 Tourer in Metallicrot.
Anschließend verabschiedete er sich von Bettina Kaufmann.
Im Auto gab er den Kollegen die Daten von Philipp Kaufmann durch. Betonte, dass es wichtig sei, ihn zu finden, er sei ein wichtiger Zeuge.
Dann wählte er die Nummer von Lutz Steinmeyer, Philipp Kaufmanns Chef.
Und sein bester Freund.
In dem Moment, als Margot die Buchhandlung betreten wollte, signalisierte das Handy, dass eine SMS eingegangen war. Margot rechnete mit einer kurzen Nachricht von Horndeich.
Aber es war eine Nachricht von Nick: Wie geht es dir?
Nicht mehr, nicht weniger.
Nick. Der Kollege aus Amerika. An den sie auch jetzt ebenso wenig denken wollte, wie sie es Samstag hatte tun wollen. Margot hatte Nick Peckhard vor eineinhalb Jahren kennengelernt, als sie in einem Fall auf beiden Seiten des Atlantiks ermittelt hatten. Sie hatten sich angefreundet. Platonisch. Margot mochte Nick sehr. Aber sie hatte in keinem Augenblick ihre Ehe gefährden wollen. Und der Mann mit den guten Manieren, dem Charme und der Fähigkeit zuzuhören – er hätte Margots Ehe durchaus gefährden können.
Nick schrieb alle paar Wochen eine kurze Mail oder eine SMS. Meistens antwortete Margot. Manchmal nicht. Nun gab es keinen Grund mehr, nicht zu antworten.
Sollte sie Gleiches mit Gleichem vergelten? Ein Techtelmechtel mit einem Mann beginnen, der auf der anderen Seite des Atlantiks wohnte?
Margot schob all diese Gedanken beiseite und drückte beherzt gegen die Eingangstür zur Buchhandlung. Das Klingeln der Glöckchen war Margot ja bereits vertraut.
Ruth Steiner beriet gerade eine etwa achtzigjährige Kundin, die ein Kinderbuch für ihre Urenkelin suchte. Frau Steiner wandte sich Margot zu, begrüßte sie mit Namen. Margots Gesicht war ihr offensichtlich im Gedächtnis geblieben. »Einen Moment bitte.«
Die Dame überdachte ihre Investition sehr gründlich und hatte sich nach etwa zehn Minuten für ein Werk unter fünfen entschieden, in dem zwar ein Drache vorkam, aber auf keinen Fall ein Prinz die Prinzessin rettete. »Wenn sie das so lernt, dann wird sie im Leben noch sehr enttäuscht werden!«, versicherte die Dame sicher viermal. Recht hat sie, dachte Margot und sah sich ein wenig bei den Krimis um.
Als die Dame den Laden verlassen hatte, war Margot mit Ruth Steiner allein. »Was kann ich für Sie tun? Sie wollen doch bestimmt keinen Krimi kaufen.«
»Nein, eher nicht. Ich habe eine Frage an Sie.«
»Aber nicht wieder zu Dorothee, oder? Das müssen Sie mit ihr ausmachen.«
Warum wollten ihr alle Menschen Nachhilfe in ihrem Umgang mit Doro geben? Margots Tonfall wurde schroffer, als sie es beabsichtigt hatte. »Nein. Ich bin rein dienstlich hier.«
»Okay.«
»Sie haben am 10. Januar einen Vortrag gehalten. Zum Thema ›Darmstadts Geschichte aus Frauenperspektive‹. Bei der Burschenschaft Ludovica in der Wolfskehlstraße.«
»Ja.«
Margot wartete einen Augenblick.
»Ja. Das habe ich. Was ist nun Ihre Frage?«
»Die Frage ist zunächst, ob Ihnen der Name Richard Wölzer etwas sagt.«
»Nein. Da klingelt nichts.«
Margot zog das Handy aus
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